Heilige Ross- und Buchsteinumrundung


Publiziert von ZvB , 25. Dezember 2017 um 09:03.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Bayrische Voralpen
Tour Datum:24 Dezember 2017
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Schneeshuhtouren Schwierigkeit: WT3 - Anspruchsvolle Schneeschuhwanderung
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 920 m
Abstieg: 920 m
Strecke:16,7km
Kartennummer:AV BY13

Die Inspiration zu dieser Runde gab, wie schon so oft, Frau Weckers Münchner Schneeschuhbuch. Zwei Touren, die für sich allein genommen auch ganz nett sind, namentlich sind es die Nr. 16 und die Nr. 17, ergeben eine stattliche und aussichtsreiche Runde. Genau richtig für den ersten sonnigen Tag seit längerer Zeit und den letzten Vorweihnachtstag des Jahres 2017.

Es dämmert bereits, als ich am Klamm-Parkplatz zu Kreuth in klammer Luft starte. Bis zum Buchsteinhaus benötigt man die Schneeschuhe noch nicht. Der Harsch ist griffig und wer in der Trampelspur bleibt, der bricht auch nicht ein. Seltsam düster ist es am Buchsteinhaus. Es brennt wohl ein Licht, aber eine belebte Szenerie würde anders erscheinen. Der Wegweiser zu den Rosssteinalmen deutet in ungespurtes Gelände. Auf angeschnallten Schneeschuhen schleiche ich um das Gebäude, um die Insassen nicht zu stören und selbst nicht unangenehm aufzufallen.

Bald treffe ich auf die alte Spur eines einzelnen Skitourengehers. Zumindest liefert sie, die Spur, mir einen Anhalt und Orientierung auf dem kommenden Wegabschnitt. Unter den Rosssteinalmen wird es denn auch immer steiler. Die Skitourengeherspur weicht im Zickzack aus. Ich nehme es sportlich und direkt an, da der Harschdeckel heute so gut trägt. Trotz eingelegter Steighilfe hängen die Fersen schon bereits tief (WT3). Ich bin so fokussiert, dass die Welt um mich herum auf die Ausdehnung meines Gleichgewichtsorgans reduziert erscheint. Daher bemerke ich zuerst gar nicht, dass der Harschdeckel unter mir nachgibt. Als ich den Zoom meiner eingeschränkten Wahrnehmung schon wieder in den Weitwinkelbereich geschraubt habe, wühle ich mich durch ein gesetztes und dennoch weiches Triebschneepaket den Rosssteinalmen entgegen. Das ging nochmal gut. Und endlich Sonne.

Dann ist da dieser Wind, den man durchaus als scharf bezeichnen kann. Es pfeift so, wie es jeder Tonmeister bei der Nachvertonung eines Outdoor-Films gerne hinbekommen würde. Bald ist ohne Mithilfe des seitlich einwehenden Windes das erste Tagesziel, die Hochplatte, nach etwas weniger als drei Stunden erreicht. Ein neuer Superlativ: Alle vier Hochplatten bestiegen! Was für eine alpine Karriere.

Nach kurzem Umschauen, eine längere Rast erlaubt der kalte Wind nicht, geht es zurück zu den Rosssteinalmen. Eine gute Zeit und ein guter Platz für eine Teepause, bevor es weitergeht, um Anschluss an die nächste Wecker-Tour auf den Sonnberg zu erlangen.

Ich folge der einsamen Skispur weiter. Zunächst eher leicht, dann nach einem scharfen Knick etwas steiler, führt sie, die Spur, mich unter den Westgrat des Rosssteins. Nun kommt der Teil, der es also nicht ins berühmte Scheeschuhbuch geschafft hat. Die Querung unter dem Rossstein hat es durchaus in sich (WT3). Abrutschen sollte man hier nicht, auch wenn die Bäume ihre Schneelast gerne in den Kragen von Schneeschuhgehern entladen und einem so der kalte Schrecken den Rücken hinunterläuft. Schöne Kletterrouten, wie z.B. die Zwergerlrutschbahn, zielen unter dem Einfulss eines Sonnenstichs plötzlich mit Schneebällen und Eisbrocken auf mich. Jetzt heißt es Gas geben und durch. Der rettende Brotzeitfelsen ist bald erreicht.

Der Sonnberg macht das, was er soll. Er liegt da träge in der Sonne und vermittelt einen weiten Blick bis in die Ammergauer Alpen, auf den Wetterstein, auf das Karwendel und natürlich auf den obligatorischen Guffert. Die sonnenbeschienenen Südflanken von Ross- und Buchstein nehmen die Wärme in sich auf und bestätigen dieses unablässig mit schwerem Gepolter. Oder wirft da jemand leere Tegernseerflaschen von der Tegernseer Hütte?

Die Sonnbergalmen liefern mir das letzte Sonnenlicht auf dieser Tour. Danach geht es zuerst sehr steil hinab (ein letztes Mal WT3) und dann flacher über morschen Harsch zurück ins Tal. Lediglich eine Lichtung mit einer Bank an einer Wegbiegung liefert noch einmal einen Blick auf den Leonhardistein, der von der untergehenden Sonne in ein frühlingshaftes Licht getaucht wird.

Was wäre Weihnachten ohne Geschenke? Billiger!
Deshalb gibt es wie immer ein paar Fotos gratis dazu, weil Sehen auch Verstehen bedeutet.

Tourengänger: ZvB


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden


Geodaten
 38430.gpx Hochplatte und Sonnberg

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentar hinzufügen»