Statt auf die Schesaplana auf der Kanzelwand (2410 m) gelandet


Publiziert von alpstein , 6. Oktober 2017 um 13:59.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Rätikon
Tour Datum: 4 Oktober 2017
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR   A 
Zeitbedarf: 5:45
Aufstieg: 980 m
Abstieg: 980 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:über Rheintal- und Walgauautobahn - Abfahrt Brandnertal - Brand - Lünersee-Talstation
Unterkunftmöglichkeiten:Douglas-Hütte
Kartennummer:map.geo.admin.ch

In der Euphorie, in der Woche zuvor zwei Mal auf 3000er gestanden zu haben, habe ich mir mit der Schesaplana (2964 m) nochmals ein höher gelegenes Ziel ausgesucht. Das letzte und einzige Mal war ich im Jahrhundertsommer 2003 oben. Da ich es mit den Höhenmetern nicht übertreiben wollte, startete ich nach der Auffahrt mit der Seilbahn am Lünersee (1979 m). Bei noch kühlen Verhältnissen und leicht verschleiertem Himmel startete ich Richtung Totalphütte (2381 m). Unter der Woche war um halb 9 Uhr praktisch nichts los.

Schon nach dem Abzweig zur Hütte kam ich in die wärmende Sonne. Pickelhart geforene Restschneefelder weiter oben beeindruckten mich noch nicht. Erste Fragezeichen wegen eines Gipfelerfolges gab es erst, als ich den ziemlich eingeschneiten, südostexponierten Schlusshang der Schesaplana sah. Steigeisen und Eispickel waren zuhause im Keller gut aufgehoben.

An der Hütte angekommen, traf ich auf 2 Locals. Auf meine Frage, ob sie auch auf die Schesaplana wollten, antworteten sie, dass sie es schon versucht hätten. Wegen der Schneelage sei es ihnen 300 m unter dem Gipfel aber zu heikel geworden.  Zudem sei es stark windig, wovon ich mich schon an der Totalp überzeugen konnte. Aber das wurde ja am Vorabend auch so prognostiziert.

Die Frage, ob ich es ja mal versuchen könnte, habe ich rasch mit nein beantwortet. Der Tag wäre dann bei einer Umkehr "kaputt" gewesen". So machte ich mich auf die wbw markierte Route zur Gamsluggen (2380 m). Schon dorthin begleitete mich ein tolles Panorama Richtung Silvretta und darüberhinaus. Auch wenn sich der Himmel immer mal wieder eine Zeit lang bedeckte, war die Fernsicht phänomenal gut. An der Gamsluggen ging es dann bergab. Schwierig ist das Ganze nicht, aber an der falschen Stelle zu stolpern sollte man dennoch vermeiden. Im Abstieg habe ich daher die Ketten gerne zu Hilfe genommen.

Der Bergweg führt schließlich bis zum Prättigauer Höhenweg hinab, der zum Cavelljoch (2237 m) führt. Irgendwie lockte mich aber der grasige Grat mit dem Lüneregg (2297 m) und Schwarz Chopf (2292 m) abseits des markierten Weges. Weglos stieg ich zum P. 2297 m auf. Der Blick dort auf dier Kirchlispitzen, sowie Drusen- und Sulzfluh war schlicht umwerfend. Auch das sonstige Panorama nach Westen und Süden konnte sich sehen lassen. Den Schwarz Chopf habe ich für eine Vesperpause auserkoren. Die Hoffnung zwei Murmeltiere nochmals vor die Kamera zu bekommen, die sich blitzschnell verkrochen hatten, erfüllte sich leider nicht.

Ein Tour ganz ohne Gipfel ist irgendwie auch nicht so das Wahre. Ob es nicht zumindest noch einen höhergelegenen Aussichtspunkt mit dem Blick auf den Lünersee geben sollte, war die Frage. Bei genauem Hinsehen waren auch Trittspuren im Gras zu sehen, die weiter nach oben führten. Zwischen Felsen hindurch kam ich schließlich zu einem Schotterfeld. Gerade einen Kamin hoch erschien schwer, aber rechts hinaus auf den Grat sah alles gut machbar aus. Dort hatte ich dann auch den ersehnten Tiefblick auf den Lünersee.

Der Blick weiter hoch zeigte aber auch, dass es nordseitig vom Grat noch weiter rauf geht. Über Schrofen und Steilgras (T4) landete ich schließlich an dem Punkt, der als P. 2410 kartiert ist. Ein Gipfel ohne Namen?  Beim Studium von erico's Bericht über seine Besteigung der Kanzelköpfe fiel mir dann auf, dass dieser Punkt als Kanzelwand annotiert ist. Einen einzigen Bericht über die Kanzelwand habe ich bei molldu.at gefunden. Gemäß Führer von Günther Flaig ist die Kanzelwand wohl ein Nebengipfel der Kanzelköpfe. So habe ich also doch noch einen Gipfel erreicht.

Nach ein paar Fotos machte ich mich an den Abstieg. Beim Schwarz Chopf etwa verließ ich den Grat Richtung Osten. Über Weidegelände wanderte ich hinab und schließlich zum Lünersee hinaus. Die Hatscherei um den See herum blieb mir nicht erspart. Die Wegstrecken sind in beide Richtungen mit 45 Minuten angeschrieben. Gerne hätte ich 10 € führ ein Fähre bezahlt. Fast 6 1/2 Std. nach dem Aufbruch kehrte ich schließlich auf der Terrasse der Douglas-Hütte ein. In das Tal fuhr ich mit der Seilbahn zurück.

Fazit: Auch wenn es nicht die Schesaplana war, war es ein toller Herbstag und dem ersten HIKR-Besuch auf der Kanzelwand. Das Gebiet um den Lünersee kann man mit Fug und Recht als ein Juwel in den Alpen bezeichnen. Vorteilhaft ist es unter der Woche in diese Gegend zu gehen.

Route: nach Wegpunkten

Tourengänger: alpstein


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