Leut. Dreitorspitze S-Wand – Master of Desaster


Publiziert von algi , 21. Oktober 2017 um 12:04.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Wetterstein-Gebirge und Mieminger Kette
Tour Datum:20 Oktober 2017
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   D 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 1700 m
Abstieg: 1700 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Leutasch, Gasse Lehner

Eigentlich wollte ich die Bertl/Spindler-Führe klettern, habe letztes Wochenende, wegen ein paar aussagefähigen Fotos, der Gehrenspitze extra einen Besuch abgestattet, aber dann ist doch wieder alles ganz anders gekommen.
 

Von Ahrn geht es über den Normalweg wieder hinauf ins Puitental, nun weiter in Richtung Scharnitzjoch, bis man unmittelbar hinter dem Latschengürtel, über eine schöne Wiese zum markanten Felssporn unterhalb der S-Wand aufsteigen kann. Lt. Führer steigt man nun vom westlichen Ende des Sporns über Schrofen in östlicher Richtung zur Rinne auf, die den Sporn auf der rechten Seite von der Wand trennt. Da die Rinne gut kletterbar aussieht, steige ich stattdessen gleich bei ihrem Auslauf ein und müsste sie nun, nach Überwindung einer Scharte am Kopf des Felssporns, bis zur Hauptrinne, die von der Dreizinkenscharte herabzieht weiterverfolgen. Die Kletterei ist gut, aber an einigen Stellen wird wohl der Schwierigkeitsgrad II schon etwas überschritten. Als ich nach gut 45 Min. in eine tief eingeschnittene Rinne absteigen muss, wähne ich mich in dem Glauben, dass diese Hauptrinne nun erreicht ist, und sich ein Stück oberhalb, die erste markante Platte der Bertl/Spindler-Route befindet. Dies war jedoch ein fataler Trugschluss, denn auf ca. 3/5-Höhe des Felssporns befindet sich ein kleinerer Zacken, von dem man ebenfalls in eine Rinne absteigen muss, die nun ihrerseits zur Scharte des Felssporns führt.
 

Davon nichts ahnend steige ich stattdessen, über eine anfangs brüchige Verschneidung, in die Wand ein. Der Verschneidung folgt ein schwieriger Riss, der mich auf ein Band führt. Schon ein bisschen viel Gras für die Platte der Bertl/Spindler-Tour, aber so täuschen eben die Fotos, sind meine Gedanken. Ich verfolge das Band weiter und suche vergebens die steile Rinne, die zur oberen Platte führen soll. Nach ca. 2 SL habe ich Schrofengelände erreicht, und mir wird klar, dass ich mich verstiegen habe. Was nun ? Wieder bis zur Rinne des Felssporns zurückklettern geht auf keinen Fall, das war viel zu schwierig, also Flucht nach vorne, vielleicht kann ich ja irgendwo auf die obere Platte der „Bert/Spindler“ abklettern.
 

Zunächst ist jedoch noch eine senkrechte Wandstufe zu überwinden, dann halte ich mich leicht ansteigend in westl. Richtung, und entdecke nach kurzer Zeit ca. 50 m unter mir, eine breite, ansteigende Rampe. Möglicherweise ist dies ja meine gesuchte Platte. Über eine sehr diffizile Querung und splittrig brüchiges Gelände gelingt es mir tatsächlich zum Beginn der Rampe abzusteigen. Nach oben hin steilt sich das Ding ordentlich auf, mal sehen was mich da erwartet. Die Kletterei ist nicht unbedingt schön, aber von der Schwierigkeit her, ist alles noch im grünen Bereich. Schließlich endet die Rampe auf einem Kopf. Die steile Wand oberhalb von mir wird in linken Teil von einer brüchigen Verschneidung durchzogen, direkt vom Pfeilerkopf zieht ein ausgesetztes Gesims nach rechts hinauf zu einer Kante, die mir die weitere Sicht versperrt. Da schaue ich mir erstmal das Gesims an, und was sich hinter der Kante verbirgt. Mal wieder Glück gehabt, nach der Kante verbreitert sich das Gesims zu einem schmalen Band, das ins leichtere Gelände führt.
 

Nun in einer Rechts-/ Linksschleife in gutem Fels weiter bis auf das Schrofendach unterhalb der gelbbrüchigen Wände des Vorgipfels. Über einen stumpfen Schrofengrat bis kurz vor die Wand aufwärts, dann wende ich mich nach rechts um den Ostgrat des Vorgipfels zu erreichen. Hinter dem Grat könnte man nun über steiles Schrofengelände in die Scharte zwischen Vor-und Hauptgipfel aufsteigen, aber die Flanke ist komplett mit Grieselschnee bedeckt. Nach ein paar Metern merke ich, dass bei diesen Bedingungen das Geschehen nicht mehr unter Kontrolle ist, also steige ich noch in den Ostgrat ein. Er ist äußerst brüchig, bereits bei geringer Berührung lösen sich mehrere kopfgroße Blöcke und es klappert fast bei jedem Schritt, aber der Fels ist mir immer noch lieber als die weiße Rutschbahn darunter. Zuletzt erreicht man aus der Scharte zwischen Vor- und Hauptgipfel über leicht brüchigen Fels den höchsten Punkt.
 

Die Aussicht ist absolut grandios, obwohl mir ein weiterer Besucher sagt, dass die Luft in den letzten Tagen noch viel klarer gewesen sei. Der Abstieg über die NO-Rinne ist kein Problem, da gute Spuren vorhanden sind. Nach der Rinne wende ich nach Süden dem Grat oberhalb der Südabstürze zu und wandere entspannt abwärts zum Söllerpass.

 

Auf ein ausführliches Fazit verzichte ich diesmal, da der Bericht ja fast alles aussagt.
Schwierigkeit dürfte so zwischen III und IV liegen.

Aber es gibt  mind. einen Grund nochmal die Südwand der Leutascher Dreitorspitze zu besuchen: die verpasste Bertl/Spindler-Route.

 

Viele Grüße
Albert


Tourengänger: algi


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