Soglio - an der Schwelle zum Paradies

"La soglia del paradiso" sagte schon der Maler Giovanni Segantini zu dem schönen Dörfchen Soglio. Ein schmuckes Plätzchen am Hang gelegen und mit dem einmaligen grandiosen Blick auf Badile & Co.

Am Zugang des Val Bondasca unterhalb vom Pizza Badile im Bergell liegen die kleinen Orte Bondo und Promontogno, mein heutiger Ausgangspunkt. Es war der erste schöne Tag nach dem durchwachsenen Wochenende und diesen galt es zu nutzen. Einerseits war wieder eine Hitzewoche angekündigt, dafür lag mir diese Tour dann zu weit unten im Tal und außerdem wirken die bekannten Bergeller Berge aus der Scoira-Gruppe nach meiner Meinung angezuckertwie heute noch, wesentlich imposanter und fotogener.

Von Bondo, wo ich mein PKW geparkt hatte, ging ich hinüber nach Promontogno. An der alten Brücke über die Maira führt der Weg hinauf nach Soglio. Er führt über Stufen sofort in den dichten Wald hinauf. Nach einer ersten Steigung geht's abwechselungsreich weiter, mit vielen angelegten Steinstufen mal mal ab. Nach den Problemen mit meinem Bein vom Vortag ging es heute erstaunlich gut, oder ich merkte es nicht aufgrund der vielen Stufen - und Stöcke hatte ich ja heute auch dabei.
Der Wegverlauf mit seinen vielen Steintreppen erinnerte mich irgendwie ans Tessin. Nachdem der Weg eine zeitlang den Hang ohne nennenswerte Steigung im Wald querte, galt es eine steile aber gut abgesicherte Felsstufe zu überwinden. Ich kam dort erstaunlich gut hinauf und hatte ein richtig gutes Gefühl.
Oben angekommen dann ein Aussichtspunkt mit einem herrlichen Blick auf Bondo und Pizzo Badile. Eine gute Gelegenheit etwas zu trinken bevor es weiter ging. Noch ein kurzes Stück weiter hinauf und man tritt unvermittelt aus dem Wald heraus und erkennt etwas oberhalb schon das Dorf Soglio. In einem Bogen geht's dann über Wiesen hinauf ins Dorf.
Man erreicht das Dorf direkt an der Kirche und es geht direkt weiter mit einem Dorfrundgang. Durch enge Gasse, steingepflasterte Wege, schöne kleine Gärten mit Mauer, zahlreiche Brunnen zum Palazzo Salis. Es kommt irgendwie italienisches Flair auf, dazu immer dieser Ausblick in die Scoira-Gruppe - fast wie im Paradies, eben an der Schwelle zum Paradies.

Der Abstieg erfolgte auf dem gleichen Weg und ich war gespannt ob er genauso positiv verlief wie der Aufstieg. Im Notfall hätte ich ja immer noch die Möglichkeit gehabt mit dem Postauto hinunter zufahren. Ich war aber so gut motiviert, das ich mir den Abstieg doch zutraute. Alles lief zu meiner Zufriedenheit, nur die Stöcke machten später nicht mehr mit. Seit meinem Sturz im letzten Jahr hatte ich sie in die Ecke "gelegt" und auch nicht benötigt. Beim Ausziehen der Stöcke bemerkte ich einen kleinen Riss und stellte den Stock etwas niedriger ein als üblich. Mit der nötigen Vorsicht ging es weiter und ich kam besser voran als gedacht. Die letzten etwa 20 min. bekam ich dann so meine Probleme. Der Stock hat dann nicht mehr gehalten und brach in zwei. Mit nur einem Stock fühlte ich mich nun wieder so unsicher, das es eine halbe Ewigkeit dauerte bis ich wieder unten war. Auch wenn ich noch den einen Stock hatte, so wollte ich mich nicht auf ihn verlassen. Unten angekommen war ich dann heil froh, aber auch irgendwie ein wenig Stolz am zweiten Tag so weit gekommen zu sein.

Trotz des für mich erfolgreichen Tages, gönnte ich mir dann am nächsten Tag erstmal einen Ruhetag, man will ja im Urlaub nicht gleich das Bein überstrapazieren.
Endlich wieder in der Schweizer Bergen unterwegs, die letzten Bilder mit Blick aus meinem Urlaubsquartier zeigen, was mir das letzte Jahr so gefehlt hat und zusätzliche Motivation für das gebrochene Schienbein ;-)