Puezhütte und Puezkofel bei "etwas" Winter


Publiziert von Simon_B , 21. Januar 2017 um 23:20.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum:20 Januar 2017
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 1100 m
Abstieg: 1100 m

Es ist schon eine Ironie der Geschichte, dass wir in Südtirol Winterurlaub machen zu einer Zeit, in der von unserem Heimatort bei Dresden an bis nach Südtirol auf der gesamten Fahrtstrecke mehr Winter war als in 2000m Höhe in den Dolomiten. Hier hatte es laut Hotelpersonal seit 50 Tagen keinen nennenswerten Niederschlag mehr gegeben, so dass selbst das Wasser für die Schneekanonen wohl langsam zur Neige gegangen sein soll. Was tun bei solchen Verhältnissen? Ganz klar -Winter-Wandern!

Wenig Schnee, Viel Frost! Bei Zwölf Grad unter Null starteten Anne und ich gegen 09:15 vom Parkplatz im Langental bei Wolkenstein noch im Schatten der umgebenden Berge. Schon der Parkplatz unter einer drohenden Felswand hinterließ bei uns einen Eindruck. Nun hieß es gut eine Stunde lang in Bewegung bleiben, bis uns die ersten Sonnenstrahlen an den Südhängen des Anstiegsweges zur Puezhütte streichelten und für etwas mehr Wärme sorgten. Der im Sommer sicher völlig problemlose Hüttenweg ließ sich auch an diesem Januartag einfach begehen. Abgesehen von etwas Schnee und Eisglätte, die man auch auf schlecht geräumten Fußwegen vorfinden könnte, gab es keine Schwierigkeiten. Steigeisen waren nicht nötig - in der Karte eingezeichnete (vereiste) Bachquerungen bestätigten sich nicht. So konnten wir die Sonne und den Weg, welcher sich teilweise eindrucksvoll unter einer Felswand  in die Höhe schlängelte, richtig genießen.

Nach gut 2,5 Stunden erreichten wir die Puezhütte. In einem geschützten Winkel der Hütte an der Südseite des Hauses machten wir uns nun genüsslich mit unserem Gaskocher ein Nudelgericht eines namhaften Herstellers warm und genossen die Ruhe, die Einsamkeit, die Sonne und den Ausblick in die Bergwelt.

Die Aussicht wollten wir mit einem Gipfel noch steigern. Ursprünglich hatten wir die Puezspitze ins Auge gefasst. Dies war aber zeitlich nicht mehr drin, da wir nicht vor hatten, bis in die Dunkelheit hinein zu wandern. Über der Hütte lachte uns aber das Holzkreuz des Puezkofels an. Etwas näher und 200 Höhenmeter niedriger als die Puezspitze sollte dieses Ziel erreichbar sein und ebenfalls eine umfassende Rundsicht bieten.

Trotz des wenigen Schnees mussten wir dann doch für die Querung unter den Wänden des Puezkofels die Eisen anlegen. Aus dem im Sommer einfachen Pfad war hier an einigen Stellen eine eisige abschüssige Harsch-Flanke geworden. Die Rückseite des Kofels ließ sich dafür wieder problemlos überwinden - mit den Steigeisen in der direktesten Linie erreichten wir den Gipfel gegen 14:30. Die Mühen wurden dann mit einer makellosen Fernsicht belohnt. Die Sonne und der fehlende Wind machten die Temperaturen auch in dieser Höhe erträglich. Einzig die Zeit ließ uns bald an den Abstieg denken.

Wir stiegen die Gipfelschräge hinab, querten den Hang ein wenig zurück, verließen hier aber den Hinweg nach rechts in ein steiles Geröllfeld, um den Hüttenaufstiegsweg direkter zu erreichen. Hier passierte mir dann ein kleines Missgeschick: Exakt fünf Meter, bevor ich geplant hatte, die Steigeisen wieder abzulegen, brach ich mit dem rechten Bein fast bis zur Hüfte in den Schnee ein, in dessen Folge sich eine Frontzacke des linken Steigeisen in meine Wade hineinarbeiten wollte - Autsch!!!

So ging es nun mit leichten Wadenschmerzen weiter bergab. Das schöne Abendlicht versöhnte mich jedoch schnell und so erreichten wir dann in der Dämmerung nach etwa acht Stunden glücklich unser Auto.

Fazit:
Es ist ein Genuss gewesen, das beeindruckende Langental und die umgebende Bergwelt in dieser winterlichen Einsamkeit zu erleben. Der wenige Schnee machte den Aufstieg auch in dieser Jahreszeit zur Hütte problemlos möglich.  Der Gipfel erforderte dann doch Winterausrüstung! Der blaue Himmel, der fehlende Wind und die wärmende Sonne ließen die Eiseskälte am Morgen schnell vergessen. Die im Sommer mit T2 bewertete Tour kann man bei diesen wenig winterlichen Verhältnissen bis zur Hütte mit T3, zum Gipfel des Puezkofels vielleicht mit einem  T4+ bewerten. In der erwähnten eisigen Querung wäre ein Abrutschen nicht folgenlos gewesen und erfordete zwingend den Einsatz von Steigeisen.



Tourengänger: Simon_B


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