Schreckenspitze (2022 m) - on top zur Hohen Gans
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Ganz im Osten des Karwendelgebirges zieht ein langer Kamm in Nord-Süd-Richtung vom Juifen zur Hohen Gans. Während der nördliche Part vom Juifen bis zum Gröbner Hals gutmütig und genussvoll zu begehen ist, zeigt der südliche Teil im Abschnitt zwischen Schreckenspitze und Hoher Gans seine Zähne - meist in Form dichter Latschenfelder. Der masochistische Bergfreund, der sich über engen Latschenkontakt freut, ist hier bestens aufgehoben und erhält ausreichend Gelegenheiten für Schmerzensbekundungen. Auch wenn der Schrecken nicht auf die Spitze getrieben wird, geht es an zwei Stellen schon ziemlich knifflig zur Sache und wer nicht zu den rustikalen Bergsteigern gehört, dem wird die Hohe Gans wohl eher als "dumme Gans" in Erinnerung bleiben. Wunderbare Eindrücke in traumhafter Landschaft sind auf dieser Rundtour allerdings garantiert!
Vom kostenpflichtigen Großparkplatz im Christlum-Skigebiet westlich von Achensee folgt man einer breiten Schotterstraße durch das Unterautal zunächst recht monoton bergauf. Weiter oben lichtet sich der Wald und gibt schöne Ausblicke über das Achental ins Rofengebirge frei. An der schön gelegenen Gröbenalm endet schließlich der Fahrweg und auf breitem Steig geht es hinauf zum Gröbner Hals, wo sich erstmals der Blick ins Innere des Karwendelgebirges öffnet.
Man folgt dem Steig, der nach Südosten zur Zunderspitze aufwärts leitet. Zunächst am Kamm, quert er später in die Südwestseite, um dann kurzzeitig felsig und versichert wieder hinauf zum Kamm und weiter zum höchsten Punkt (Gipfelkreuz und -buch) zu führen. Die Zunderspitze ist ein klasse Aussichtsgipfel und eigentlich alleine schon einen Besuch wert, aber der Übergang zur Schreckenspitze gehört zum Feinsten, was Otto Normalbergwanderer im Vorkarwendel erleben kann. Also geht's weiter zur Schreckenspitze!
Am Kamm leitet ein deutlicher, aber nicht markierter Steig ohne Schwierigkeiten hinüber zur markanten Schreckenspitze - traumhafte Ausblicke in alle Richtungen inklusive! Am höchsten Punkt der Tour (Gipfelkreuz und -buch) kann man sich am Panorama kaum sattsehen - die Zacken der Karwendelriesen brillieren und ziehen die Blicke auf sich. Auch das Rofangebirge sowie die Bayerischen Voralpen brauchen sich nicht zu verstecken und ergänzen das Bild zu einem großen Ganzen. Die Schreckenspitze ist wirklich ein hervorragender Aussichtsgipfel!
Der entspannte Teil der Tour endet hier - entweder man bringt eine gewisse masochistische Ader mit, oder man steigt besser auf dem Anstiegsweg wieder ab. Wer es aber wider besseren Wissens nicht lassen kann und den einen oder anderen "Latschenkuss" nicht scheut, der geht hingegen weiter. Zunächst geht das noch recht gut und man erreicht eine Einsattelung am Grat. Bald aber stellen sich mehr und mehr Latschen in den Weg, links der Grathöhe kommt man allerdings zunächst recht passabel voran. Aber irgendwann ist auch hier Schicht im Schacht und Ende im Gelände - entweder nun direkt auf der Grathöhe (geht häufig besser als man denkt) oder ein klein wenig nach links oder rechts ausweichend, kämpft man sich voran. Passabel gangbare Abschnitte wechseln mit überwucherten Passagen ab und so wird es nicht langweilig. Die Ausblicke sind nach wie vor klasse und so nimmt man die eine oder andere Diskussion mit dem Unterholz gerne in Kauf. Das fröhliche Latschenstelldichein wird allerdings durch einen knackigen Abbruch unterbrochen, der sich dem tollkühnen Wühler in den Weg stellt - senkrecht geht es von oben nicht einsehbar nach unten. Wie gut, dass es tatsächlich noch andere Wahnsinnige gibt, die hier schon unterwegs waren. Und die haben ein Seil zurückgelassen, das man benutzen kann, um diese Passage zu überwinden. Dass es an einer Latsche fixiert ist, muss wohl nicht extra erwähnt werden... Der Weiterweg zur Hohen Gans ist recht schnell erklärt: Man bleibt immer in direkter Gratnähe und erfreut sich an der Gesellschaft der "grünen Freunde". Am letzten Gipfel des Tages erwartet den lädierten Bergsteiger noch ein Gipfelkreuz mit -buch.
Am Kamm geht es weiter, bis dieser nach einem Latschenfeld plötzlich sakrisch steil abbricht. Ein kurzes Stück muss man in richtig steilem Gras absteigen, dann lehnt sich der Grat wieder deutlich zurück und leitet bald ziemlich gutmütig in südlicher Richtung bergab. Man bleibt am Grat, bis man direkt vor einem weiteren, kurzen Abbruch durch eine grasige Rinne nach links hinunter ins Weidegelände der Pasillalm steigen kann. Teilweise zeigen verwaschene Markierungspunkte den günstigsten Weg.
An der Alm erreicht man einen Fahrweg, auf dem man problemlos absteigen kann. Der ehemalige "Touristensteig", der durch das Oberautal wieder hinunter nach Achensee führt, ist bereits seit Jahren gesperrt und nur noch unter erschwerten Bedingungen begehbar; ein Schild an der Alm weist darauf deutlich hin ("Lebensgefahr"). Er leitet zunächst im Almgelände, später im Wald bergab und quert mehrere Geröllreißen, die den Steig mitgerissen haben. Die Querung verläuft recht abenteuerlich durch festgebackenen Schutt. Schließlich erreicht man einen Fahrweg, auf dem es zurück nach Achensee geht. Durch den Ort geht es - vorbei an einem "Sportfriseur" (was auch immer das sein mag) - wieder zurück zum Parkplatz.
Schwierigkeiten:
Von Achensee zum Gröbner Hals: T1 (breiter Fahrweg, ab der Gröbenalm harmloser Steig).
Weiter zur Zunderspitze: T4-, I (im kurzen versicherten Abschnitt, sonst einfacher).
Übergang zur Schreckenspitze: T3 (unschwierig und genussreich).
Übergang zur Hohen Gans: T5+, II (nur am kurzen Gratabbruch, sonst einfacher; die Schlüsselstelle ist mit enormem Latschenkampf theoretisch (!) umgehbar).
Abstieg von der Hohen Gans zur Pasillalm: T5+ (ein kurzes Stück muss in sehr steilem Gras abgestiegen werden, ansonsten deutlich einfacher; Schlüsselstelle bei weiträumiger Umgehung auf der Westseite vermutlich vermeidbar).
Rückweg via "Touristensteig": T4+ (Weg teilweise abgerutscht, Hang instabil, Querung in festgebackenem Schutt, Steig meist gut zu finden).
Fazit:
Eine landschaftlich hervorragende 5*-Rundtour, die stets atemberaubende Einblicke ins Karwendel garantiert. Bis zur Schreckenspitze ist die Unternehmung nicht sonderlich schwierig, danach wird es aber rustikal - der Übergang zur Hohen Gans fordert aufgrund der Latschenüberwucherung des Grats Leidensfähigkeit und Ausdauer, zwei kurze Stellen sind zudem technisch relativ anspruchsvoll. Trotz der Einstufung "T5+, II" hat die Runde auf weiten Strecken höchstens T4-Charakter.
Mit auf Tour: Uwe.
Anmerkungen:
Der Abstieg durch das Oberautal ist zu Recht offiziell gesperrt. Wer hier absteigt, sollte sich seiner Sache sicher sein. Die gesamte Bergflanke erscheint instabil.
Der nördliche Teil des Kamms ist hier beschrieben:
Rether Kopf (1926 m) - über den Kafellkamm.
Kategorien: Karwendel, 5*-Tour, 2000er, T5.
Vom kostenpflichtigen Großparkplatz im Christlum-Skigebiet westlich von Achensee folgt man einer breiten Schotterstraße durch das Unterautal zunächst recht monoton bergauf. Weiter oben lichtet sich der Wald und gibt schöne Ausblicke über das Achental ins Rofengebirge frei. An der schön gelegenen Gröbenalm endet schließlich der Fahrweg und auf breitem Steig geht es hinauf zum Gröbner Hals, wo sich erstmals der Blick ins Innere des Karwendelgebirges öffnet.
Man folgt dem Steig, der nach Südosten zur Zunderspitze aufwärts leitet. Zunächst am Kamm, quert er später in die Südwestseite, um dann kurzzeitig felsig und versichert wieder hinauf zum Kamm und weiter zum höchsten Punkt (Gipfelkreuz und -buch) zu führen. Die Zunderspitze ist ein klasse Aussichtsgipfel und eigentlich alleine schon einen Besuch wert, aber der Übergang zur Schreckenspitze gehört zum Feinsten, was Otto Normalbergwanderer im Vorkarwendel erleben kann. Also geht's weiter zur Schreckenspitze!
Am Kamm leitet ein deutlicher, aber nicht markierter Steig ohne Schwierigkeiten hinüber zur markanten Schreckenspitze - traumhafte Ausblicke in alle Richtungen inklusive! Am höchsten Punkt der Tour (Gipfelkreuz und -buch) kann man sich am Panorama kaum sattsehen - die Zacken der Karwendelriesen brillieren und ziehen die Blicke auf sich. Auch das Rofangebirge sowie die Bayerischen Voralpen brauchen sich nicht zu verstecken und ergänzen das Bild zu einem großen Ganzen. Die Schreckenspitze ist wirklich ein hervorragender Aussichtsgipfel!
Der entspannte Teil der Tour endet hier - entweder man bringt eine gewisse masochistische Ader mit, oder man steigt besser auf dem Anstiegsweg wieder ab. Wer es aber wider besseren Wissens nicht lassen kann und den einen oder anderen "Latschenkuss" nicht scheut, der geht hingegen weiter. Zunächst geht das noch recht gut und man erreicht eine Einsattelung am Grat. Bald aber stellen sich mehr und mehr Latschen in den Weg, links der Grathöhe kommt man allerdings zunächst recht passabel voran. Aber irgendwann ist auch hier Schicht im Schacht und Ende im Gelände - entweder nun direkt auf der Grathöhe (geht häufig besser als man denkt) oder ein klein wenig nach links oder rechts ausweichend, kämpft man sich voran. Passabel gangbare Abschnitte wechseln mit überwucherten Passagen ab und so wird es nicht langweilig. Die Ausblicke sind nach wie vor klasse und so nimmt man die eine oder andere Diskussion mit dem Unterholz gerne in Kauf. Das fröhliche Latschenstelldichein wird allerdings durch einen knackigen Abbruch unterbrochen, der sich dem tollkühnen Wühler in den Weg stellt - senkrecht geht es von oben nicht einsehbar nach unten. Wie gut, dass es tatsächlich noch andere Wahnsinnige gibt, die hier schon unterwegs waren. Und die haben ein Seil zurückgelassen, das man benutzen kann, um diese Passage zu überwinden. Dass es an einer Latsche fixiert ist, muss wohl nicht extra erwähnt werden... Der Weiterweg zur Hohen Gans ist recht schnell erklärt: Man bleibt immer in direkter Gratnähe und erfreut sich an der Gesellschaft der "grünen Freunde". Am letzten Gipfel des Tages erwartet den lädierten Bergsteiger noch ein Gipfelkreuz mit -buch.
Am Kamm geht es weiter, bis dieser nach einem Latschenfeld plötzlich sakrisch steil abbricht. Ein kurzes Stück muss man in richtig steilem Gras absteigen, dann lehnt sich der Grat wieder deutlich zurück und leitet bald ziemlich gutmütig in südlicher Richtung bergab. Man bleibt am Grat, bis man direkt vor einem weiteren, kurzen Abbruch durch eine grasige Rinne nach links hinunter ins Weidegelände der Pasillalm steigen kann. Teilweise zeigen verwaschene Markierungspunkte den günstigsten Weg.
An der Alm erreicht man einen Fahrweg, auf dem man problemlos absteigen kann. Der ehemalige "Touristensteig", der durch das Oberautal wieder hinunter nach Achensee führt, ist bereits seit Jahren gesperrt und nur noch unter erschwerten Bedingungen begehbar; ein Schild an der Alm weist darauf deutlich hin ("Lebensgefahr"). Er leitet zunächst im Almgelände, später im Wald bergab und quert mehrere Geröllreißen, die den Steig mitgerissen haben. Die Querung verläuft recht abenteuerlich durch festgebackenen Schutt. Schließlich erreicht man einen Fahrweg, auf dem es zurück nach Achensee geht. Durch den Ort geht es - vorbei an einem "Sportfriseur" (was auch immer das sein mag) - wieder zurück zum Parkplatz.
Schwierigkeiten:
Von Achensee zum Gröbner Hals: T1 (breiter Fahrweg, ab der Gröbenalm harmloser Steig).
Weiter zur Zunderspitze: T4-, I (im kurzen versicherten Abschnitt, sonst einfacher).
Übergang zur Schreckenspitze: T3 (unschwierig und genussreich).
Übergang zur Hohen Gans: T5+, II (nur am kurzen Gratabbruch, sonst einfacher; die Schlüsselstelle ist mit enormem Latschenkampf theoretisch (!) umgehbar).
Abstieg von der Hohen Gans zur Pasillalm: T5+ (ein kurzes Stück muss in sehr steilem Gras abgestiegen werden, ansonsten deutlich einfacher; Schlüsselstelle bei weiträumiger Umgehung auf der Westseite vermutlich vermeidbar).
Rückweg via "Touristensteig": T4+ (Weg teilweise abgerutscht, Hang instabil, Querung in festgebackenem Schutt, Steig meist gut zu finden).
Fazit:
Eine landschaftlich hervorragende 5*-Rundtour, die stets atemberaubende Einblicke ins Karwendel garantiert. Bis zur Schreckenspitze ist die Unternehmung nicht sonderlich schwierig, danach wird es aber rustikal - der Übergang zur Hohen Gans fordert aufgrund der Latschenüberwucherung des Grats Leidensfähigkeit und Ausdauer, zwei kurze Stellen sind zudem technisch relativ anspruchsvoll. Trotz der Einstufung "T5+, II" hat die Runde auf weiten Strecken höchstens T4-Charakter.
Mit auf Tour: Uwe.
Anmerkungen:
Der Abstieg durch das Oberautal ist zu Recht offiziell gesperrt. Wer hier absteigt, sollte sich seiner Sache sicher sein. Die gesamte Bergflanke erscheint instabil.
Der nördliche Teil des Kamms ist hier beschrieben:

Kategorien: Karwendel, 5*-Tour, 2000er, T5.
Tourengänger:
83_Stefan

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