Von der Hohen Gans zur Schreckenspitze, Gratüberschreitung Hardcore.


Publiziert von kardirk , 31. Juli 2015 um 09:13.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Karwendel
Tour Datum:30 Juli 2015
Wandern Schwierigkeit: T5- - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 13:00
Aufstieg: 1100 m
Abstieg: 1100 m
Strecke:23 km

Eine Rundtour, die es in sich hat und die keinesfalls unterschätzt werden sollte. Landschaftlich ausgesprochen schön und wild.

Von Achenkirch ins Oberautal über breite Forststrasse zur Schrambachalm. Etwas weiter zweigt der alte "Touristensteig" ab (keine Schild mehr!), der aber nicht mehr unterhalten wird. Alte Markierungen sind noch vorhanden, ansonsten von der Botanik üppig überwuchert, teilweise abgerutscht, besonders gefährlich und unangenehm sind die Querungen mehrerer tiefer Gräben, wo der Steig komplett verschwunden ist. So gelangte ich etwas mühsamer als gedacht zur Pasillalm. T3+ , 2h.
NICHT ZU EMPFEHLEN, besser den Normalweg über die neue Almstrasse zur Pasiillalm nehmen.!!


Von der Alm über die steilen Wiesen weglos auf den Sattel vor der Roten Wand. Den auffällig roten Felsaufschwung direkt am Grat überklettern - schöne Ier Platte - , Umgehung rechts über Grasrinne leicht möglich, auf den schmalen Grat der Roten Wand und weiter über den äusserst luftigen steilen Grataufschwung am besten direkt, rechts der 100m senkrechte bis überhängende Wandabbruch der Hohen Gans,links fast senkrechtes Gras, auf deren Gipfel. T4, teilweise I. 2h.

Nun gings ans Eingemachte.
Fakten: Gratlänge ca 4 km bis Schreckenspitze, davon ca 3 km von Latschen überwuchert.

Zunächst den Latschen im steilen Gras der W -Flanke ausgewichen. Dann am Grat über den ersten Felskopf. Nun folgte ein für den weiteren Verlauf typischer Wechsel zwischen kurzen gut gangbaren Abschnitten am Grat, mühseligem Latschenkampf oder vorsichtigem Ausweichen auf der steilen Ostseite. Dann das Drama des Tages - im Latschengewühle hatte sich der Reisverschluss meine Fototasche am Rücksack geöffnet und mein Fotoapparat war unbemerkt herausgefallen. Unter Fluchen und Schimpfen suchte ich eine Viertelstunde, allein es Half nichts, im dichten Latschendickicht war der Foto nicht mehr auszumachen. Frustriert und grollend musste ich weiter.
Ein mächtiger Felsturm in der Mitte der Route war mit einem Seil versichert, allein ich fand nicht den Mut die knapp 10m hohe senkrechte Stufe zu erklimmen, und machte stattdessen eine unangenehme und zeitraubende Umgehung, von oben sah die Stufe dann nicht schwerer als II aus. Ansonsten ist nicht mehr viel zu berichten. Der Grat zog sich, durch den dichten Nebel waren die Entfernungen schlecht einzuschätzen. Nach gut 4 h erreichte ich endlich freies Gelände an der Schreckenspitze und es ging bedeutend leichter, nach weitern 30min war ich am Gipfel und jetzt lichteten sich die Wolken und ich hatte Aussicht. Dafür pfiff eine kalter Wind und es war a...kalt.T4+, Stellen I-II 4:30h.

Abstieg an einer Steinbockfamilie vorbei zur Zunderspitze und zum Gröbnerhals. landschaftlich sehr schön, 1h, T3+,
Steiglein, ab Zunderspitze markiert,eine versicherte Stelle an der Zunderspitze.

Der Rest war dann nur noch ein ätzend langer Forstrassenhatscher einschließlich einer Ortsdurchquerung von Achenkirch bei Nacht um zum Autoparkplatz zurückzukehren. T1, 3 h.

Alles in allem eine sehr eindrückliche lange und anstrengende Tour, erlebnissreich. Bilder gibt's diesmal aus beschriebenen Grunde leider keine.

folgende Tips noch für die Begehung:

Erste Latschenfeld südlich unterhalb umgehen.

Ab dem ersten Felskopf im wesentlichen immer auf dem Grat bleiben. Hier lassen sich die Latschen auch am leichtesten überklettern.
Wenn, dann in den steilen O-Hang ausweichen. Hier gibts Gassen entlang, wo man im steilen Gelände gut queren kann. Aber Vorsicht 500hm steile Abbrüche.
Auf keinen Fall nach W in die zahlreichen kleinen Gassen absteigen - Wildwechsel die in tiefsten Latschen enden.
Notabstiege nur von der Hohen Gans und evtl. der Schreckenspitze nach W, vor der Schreckenspitze evtl. auch nach O über sehr steile Grashänge möglich.

Ich würde immer von der Gans zur Schreckenspitze gehen, so hat man alle Kletterstellen im Aufstieg.

Tourengänger: kardirk


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Kommentare (6)


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Vielhygler hat gesagt:
Gesendet am 1. August 2015 um 00:03
..für mich war der Bericht sehr interessant, weil der Abschnittt Hohe Gans zur Schreckenspitze genau der Abschnitt des Kamms ist, der mir noch fehlt.
Schade um die Kamera! Latschen sind gnadenlos: bei mir schon: Gleitsichtbrille, zerbrochene Stecken..
Ich kann mir vorstellen, wie dich das geärgert hat!

VG Andreas

kardirk hat gesagt: RE:
Gesendet am 1. August 2015 um 09:02
Ich würde die Tour immer von der Gans aus machen, da hat man die kletterstellen alle im Aufstieg. Vielleicht findet ja jemand die Kamera.
Viele Grüße Dirk.

scan hat gesagt:
Gesendet am 2. August 2015 um 12:24
Hey, herzliches Beileid mit der Kamera, tröste dich, hab auch schon mehrere Kameras auf den Gewissen, eine ist beim Hochthron Klettersteig in Tiefe gestürzt und eine liegt irgendwo in den Latschen bei der Schäferblase. Da sind Latschen leider prädestiniert dafür, daß man mit der Kamera irgendwie hängen bleibt.

MANAL hat gesagt:
Gesendet am 3. August 2015 um 13:46
Die Kamera ist immer mehr der finanzielle Schmerz, mehr tut es mir leid um die Fotos die man nie wieder zurückbekommen kann.
Ich habe meine Kamera daher immer beim gehen in den Brustgurt des Rucksacks eingeschlauft.

HarryB hat gesagt:
Gesendet am 21. Dezember 2015 um 13:04
Die Tour haben wir vor vielen Jahren in die andere Richtung gemacht. Wir sind mit Ausnahme des letzten Kilometers (also nahe Gans) eigentlich immer in die Westflanke ausgewichen. Böse Latschenprügelei, aber die Kletterei ist dafür recht übersichtlich wenn man sich etwas bemüht (selten schlimmer als I, vielleicht mal ne Stelle II). Auf jeden Fall aber keine Tour, die man freiwillig zweimal macht...

stefanl78 hat gesagt: Schöner Gipfel
Gesendet am 16. Juni 2019 um 13:46
Ich war vorgestern - nach Seekarspitze und Seebergspitze - auch oben. Bis zur Hohen Gans wirklich schön. Danach bin ich meist 200 hm unter dem Grat den Latschen ausgewichen, eine richtige Quälerei. Ca. 80 min. von der Hohen Gans bis zur Schreckenspitze. Der Rest bis zur Zunterspitze wieder richtig schön :-)


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