Col Rosa (2166 m): Überschreitung auf VF Bovero - klein, aber oho


Publiziert von gero , 30. Oktober 2016 um 11:31.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum:29 Oktober 2016
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Klettersteig Schwierigkeit: K3 (ZS)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 5:30
Aufstieg: 910 m
Abstieg: 910 m
Strecke:P nördlich Fiames (Ponte Felizon) - Travenanzestal - Forc. Posporcora - Via Ferrata Bovero - Col Rosa - nordseitiger Abstieg - P (9,6 km)
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Cortina kommend nach Norden, an Fiames vorbei und links hinunter auf schmaler Waldstraße zum gebührenfreien P. Aus dem Pustertal bei Toblach nach Süden durchs Höhlensteintal bis kurz vor Fiames; dort rechts hinunter auf der Waldstraße zum P.
Kartennummer:Freytag & Berndt WKS 5 (Cortina d'Ampezzo); Kompass K55 (Cortina d'Ampezzo)

Der Col Rosa ist ein typisches Beispiel dafür, wie Berge geringerer Höhe hervorragende Aussichtspunkte darstellen können. Es ist dies der nördliche Eckpunkt der Tofanagruppe; er steht einerseits ganz im Banne der viel höheren, namhaften Nachbarn - und bietet doch einen Aussichtspunkt der Extraklasse - nicht nur auf die umliegenden, mächtigen Bergstöcke, sondern auch auf das liebliche Tal der Boite mit dem Hauptort Cortina d'Ampezzo.

Die Zeit des ganz frühen Aufbruchs ist nun vorbei - mit der Dämmerung geht es für mich kurz nach 7 Uhr ab dem Waldparkplatz am Besucherzentrum (1327 m), unterhalb des Ponte Felizon, auf Steig Nr. 10 hinein ins nördliche Travenanzestal. Der Rio Fanes (ab dem P wird er zur Boite) wird bei Pian de Loa (1349 m) überschritten (immer wieder hervorragende Beschilderung); der Weg steigt nun zusehends an. Bei Ra Fontanes in Su (1452 m, kurz vor Ponte Outo, 45 Min ab P) zweigt vom breiten Talweg der Steig zur Forcella Posporcora ab. Durch Wald geht es bergan, an einem Aussichtspunkt kann man in eine Schlucht hinunter schauen, die von einem Zufluß des Rio Fanes gebildet wurde. Gegenüber am Hang ein Wegweiser: dort geht es durch das steinige Valon Ra Ola hinauf Richtung Tofana. Welch großartige Szenerie!

Kurz vor 9 Uhr erreiche ich die Forcella  Posporcora (1720 m) - sie liegt mitten im Wald, Aussicht gibt es hier nicht. Man könnte hierher etwas schneller von Osten gelangen, doch wollte ich heute den nördlichen Talgrund des Travenanzestales erkunden.

Der Zustieg zur VF Bovero ist gut beschildert: ein Steiglein führt zunächst weiter durch Wald bergan, der aber nach kurzer Zeit lichter wird und dichten Latschen weicht. Er führt direkt an den südlichen Wandfuß des Col Rosa heran; zunächst braucht man noch kein Klettersteigset, diverse kleine Geländestufen sind sowieso nicht versichert und problemlos zu meistern. Dann aber erreiche ich das erste Fixseil - hier ist ein kleiner Platz zum Anlegen der Selbstsicherung: sie wird weiter droben unbedingt notwendig sein.

Das folgende Fixseil leitet noch über unschwieriges Gelände; nach einem weiteren Anstieg stehe ich unmittelbar unter der Felswand, die zum Gipfel führt. An ihrem Wandfuß wird Richtung Osten gequert (immer noch Bergsteig), dabei komme ich an der Tafel vorbei, die den Beginn des Klettersteiges ankündigt, und kurz danach wird es ernst.

Es ist nicht nötig und auch nicht möglich, jeden Meter der folgenden Kletterei im Detail zu beschreiben: das Fixseil führt nahezu ohne Unterbrechung mehr oder weniger vertikal hinauf. Ich bin überrascht: einige kurze Passagen haben es "ganz schön in sich": mit "Hau-und Ruck" und gehöriger Armkraft sind immer wieder 5-m-Stellen zu überwinden; gäbe es dort kein Fixseil, könnten sie meines Erachtens durchaus den Schwierigkeitsgrad 5 erreichen. Der Fels ist erfreulich fest, kompakt und natürlich stellenweise etwas speckig. Nach 2/3 der Kletterstrecke ist eine besonders attraktive Stelle zu meistern: auf einer dünnen Leiste quert man exponiert um eine Ecke - das Fixseil entschärft aber die Situation.

Nachdem die eigentliche Kletterei geschafft ist, geht es durch Latschengassen hinauf zum Gipfel; kurz unter dem höchsten Punkt sind nochmals einige kurze Wandstücke zu erklettern: hier ermöglichen Klammern das Weiterkommen.

Um 10:30 Uhr stehe ich auf dem geräumigen Gipfelplateau des Col Rosa (2166 m): es ist von karstigem Charakter, überall gibt es Spalten und Löcher im Boden, wie es für derartiges Gelände typisch ist. Obwohl im weiten Rund einer der niedrigsten Kulminationspunkte, ist dieser Berg ein großartiger Aussichtspunkt. Besonders eindrucksvoll sind die Tofana di Dentro und Mezzo - sie sind bereits eingeschneit. Um nur einige namhafte Punkte zu nennen: Antelao, Sorapiss, Hohe Gaisl und Cristallo stehen ebenfalls in unmittelbarer Nähe. Großartig auch der Tiefblick auf das langgestreckte Tal der Boite mit dem Hauptort Cortina - darüber steht, etwas weiter entfernt, der Pelmo, und weit weg schließlich die Gruppe des Monte Agner.

Ich suche mir ein windstilles Plätzchen für die Gipfelrast, was gar nicht so einfach ist, da ein kräftiger Föhn bläst - aber er soll mir willkommen sein, denn er ist für das schöne, wolkenlose Wetter des heutigen Tages verantwortlich.

Dann geht es nordwärts durch Latschengassen wieder hinunter; der gesamte Abstieg ist Gehgelände, hier wird das Kletterset nicht mehr gebraucht. Weiter drunten leitet ein steiler Steig hinab zum Talgrund der Boite, die Querung einiger Runsen bereitet keinerlei Probleme. Der Steig mündet fast unmittelbar gegenüber des Parkplatzes, aber man kann hier den Fluß nicht überqueren. Deshalb ist es erforderlich, ein Stück nordwärts bis zu einer Brücke zu wandern und dann am östlichen Ufer zurück zum Parkplatz am Besucherzentrum.

Anmerkung: hier kann man von der Cima Formenton hinab zum Col Rosa schauen und sieht den gesamten südseitigen Anstieg auf der VF Bovero.


Zu Bewertung bzw. Vergleich des Bovero-Klettersteiges

Ich habe mich entschlossen, im Hinblick auf die kurzen, recht knackigen Kletterstellen in der unteren Hälfte eine ZS einzutragen. Tendenziell ist die obere Hälfte der Via Ferrata leichter, aber ausgesetzter.

Vergleichende Bewertung in klettertechnischer Hinsicht:
Die von mir bereits beschriebenen Klettersteige an den Tofanen Mezzo und Dentro hier sowie der Anstieg auf die Cima di Mezzo am Cristallo hier sind wesentlich leichter!
Ich meine in Erinnerung zu haben, daß auch der Pisciadu-Steig hier und sogar der Pößneckersteig hier etwas leichter sind!
Auch die Watzmann-Überschreitung hier ist erheblich einfacher als die VF Bovero.

Alle die vorgenannten Klettersteige sind aber natürlich erheblich länger als der im Prinzip kurze, aber knackige Bovero-Steig.

Man beachte aber, daß derartige Bewertung außerordentlich subjektiv sind!

Tourengänger: gero


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Geodaten
 32758.gpx Überschreitung des Col Rosa

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Kommentare (1)


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Felix hat gesagt:
Gesendet am 1. November 2016 um 16:21
klein - doch sehr fein!


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