Col Rosà 2166m - Unter Gleichaltrigen


Publiziert von georgb , 29. September 2022 um 10:48.

Region: Welt » Italien » Venetien
Tour Datum:28 September 2022
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Klettersteig Schwierigkeit: K4- (S-)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 5:00
Aufstieg: 950 m
Abstieg: 950 m

Wieder mal bin ich auf den Spuren des Kollegen gero. Als bisher einziger Hikr hat er den Klettersteig Ettore Bovero zum Col Rosà dokumentiert und sein lesenswerter Bericht hat mich inspiriert. Trotz mäßiger Wetterprognose mache ich mich auf den Weg ins Boitetal und stelle den Wagen am Ponte Felizon ab. Zunächst lasse ich den Col Rosà rechts liegen und folge der Forststraße flach talauswärts bis zum Abzweig "Forcella Posporcora". 
Der Weg zieht sich satte 400 Höhenmeter bis unter den Südgrat des Col Rosà, bestens geeignet zum Aufwärmen. Kurz nach der Forcella kann man schonmal die Stöcke wegpacken, denn die Hände werden gebraucht. Das felsige Steiglein quert eine zeitlang durch die Latschen hin und her, mit ein paar ungesicherten Stellen I+, bevor man den eigentlichen Einstieg erreicht.
Während ich das Geschirr anlege und die Windjacke überstreife, kommt wie aus dem Nichts ein Kollege nachgestiegen, in Shorts und kurzärmlig, ich bin beeindruckt. David aus Wales! ist abgehärtet und folgt mir ohne zu zögern.
Es beginnt gleich mit einer annähernd senkrechten Verschneidung und ich suche nach Tritten. Kurz darauf die wohl anspruchsvollste Stelle, es braucht ein wenig Gefühl für die beste Linie und ich setze gelegentlich zweimal an. Tritthilfen gibt es nicht, alles was der Bovero braucht, ist ein ordentliches Stahlseil! Ein Klettersteig Jahrgang 1965, ohne Schnickschnack, etwas altmodisch, aber knackig und direkt, ein Jahrgangskollege eben ;-)
Über die Schwierigkeit lässt sich diskutieren, für mich definitiv C/D, entsprechend dieser Vergleichsskala mindestens S nach der Hikr-Einstufung. In Davids englischem Führer ist er wiederum komplett anders bewertet!?
Jedenfalls ist er nicht für Einsteiger geeignet, wie ich es irgendwo im Internet gelesen habe! Es gibt noch eine luftige Rippe mit einer netten, ausgesetzten Querung und bald erreiche ich einen Sattel mit Gehgelände.
Ich atme durch, auch wenn der Bovero-Klettersteig relativ kurz ist, hat er mich gefordert, ich hätte ihn einfacher erwartet!? Am Gipfelaufbau folgen noch drei Klammerpassagen und in einem ungesicherten Kamin kann man auch noch ein wenig Hand an den Fels legen, erst dann ist der Col Rosà gerockt. Leider gibt es heute so gut wie keine Aussicht, nur Cortina ist im Dunst zu erkennen.
Wenige Minuten nach mir steht auch David auf dem Gipfel, ich spreche ihm mein Kompliment und gleichzeitig mein Beileid aus, beim Abstieg summe ich dann ständig "God save the King". Der nordseitige Steig ist bestens markiert und führt uns rasant abwärts. Auf dem Weg passieren wir eine faszinierende Kriegsstellung, wie aus einem Abenteuerfilm und wenig später stehen wir wieder am Boite.
Zuhause suche ich vergeblich Informationen über Ettore Bovero und langweile meine Mitmenschen mit einem neuen Kalauer: "Was ist der Unterschied zwischen Wallischer, Walliser und Waliser?" ;-)



Tourengänger: georgb


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Kommentare (2)


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gero hat gesagt:
Gesendet am 30. September 2022 um 15:41
Servus georgb,

es bestätigt meinen damaligen Eindruck, daß Du die VF Bovero ebenfalls als "unerwartet anspruchsvoll" einstufst! Besonders die Kraftmeierei im unteren Bereich, wo das Fixseil senkrecht nach oben leitet, hat mich damals ganz schön gefordert.

Der nette Quergang kurz vor dem Ausstieg ließ mich damals im ersten Moment ganz schön schlucken - vor allem, weil man nicht weiß, wie es nach dieser exponierten Traverse jenseits der Kante weitergeht. Und doch wird es danach wieder harmloser.

Gruß vom gero

georgb hat gesagt:
Gesendet am 30. September 2022 um 16:13
Genau, ich habe immer an deinen Bericht gedacht und gehofft, dass bald der "harmlosere" Teil kommt ;-)
Aber es hat sich in jedem Fall gelohnt!


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