Über die Höfats-Wanne zur Gufel an der Höfats


Publiziert von Murgl , 26. September 2016 um 21:57.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum:25 September 2016
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 5:45
Aufstieg: 1200 m
Abstieg: 1200 m
Strecke:Parkplatz am Renksteg bei Oberstdorf - Hölltobel - Gerstruben - Höfats-Gufel - zurück
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit PKW zum Parkplatz am Renksteg

Im Jahr 1977 hatte ich den Höfats-Westgipfel über die Wanne bestiegen und in den letzten Jahren reizte mich das Vorhaben, wenigstens nochmals bis zur Gufel oberhalb der Bergwachthütte zu steigen und wenn möglich, auch den Gipfel zu schaffen. Mittlerweile hatte ich hier durch hikr-Bergfreunde gelesen, dass dieses Unternehmen keineswegs leichter sei als der Aufstieg zum Ostgipfel über den Älpelesattel. Mit meinen sehr verblassten Erinnerungen von anno dazumal konnte ich das gar nicht zusammenbringen, sprich: der Westgipfel schien mir leichter zu sein; ich hatte in einem Tourenbericht damals vermerkt, dass für mich eine Felsstelle im unteren Teil die schwierigste Passage war. Ansonsten viel steiles Gelände aber fast immer gut gestuft. Ein Grund mehr, nochmals hochzusteigen; möglicherweise waren einige Verhältnisse mittlerweile anders und schwieriger. Für die Querung zur Wanne trifft das mit großer Wahrscheinlichkeit zu: Wo 1977 noch ein gut ausgebildeter Steig war, sind heute teilweise nur Trittspuren, wie der Vergleich mit einer Aufnahme von damals deutlich zeigt.
Ich war dieses Mal mit einem jungen Bergkameraden unterwegs, den mittlerweile auch eine Art Höfats-Fieber gepackt hatte. Und obwohl wir es nur bis zur Gufel schafften (ich war etwas erkältet und mehr ging nicht), war er vom Aufstieg und der beeindruckenden Szenerie begeistert. Für Bergsteiger wie uns, für die etwa der Ostgipfel oder gar eine Überschreitung klar außer Reichweite sind, war es eine sehr erlebnisreiche und spannende Tour, die wir auch ohne Gipfelziel sehr lohnend fanden und bestens empfehlen können. Daher waren wir uns einig: Für Höfats-Begeisterte, für die schon der Steig vom Dietersbachtal durch die Höfats-Wanne hinauf zur Gufel kein Spaziergang ist, schreiben wir hier einen Bericht mit besonderen Hinweisen darüber, welche Schwierigkeiten einen wo erwarten.
 
Vorneweg: Bis zur Gufel führt abgesehen von den ersten 20, 30 Höhenmetern ab der Abzweigung von der Fahrstraße im Dietersbachtal ununterbrochen ein meist schmaler Steig oder es gibt wenigstens Trittspuren. Sollte man diese(n) einige Meter nicht mehr unter den Füßen haben, empfiehlt sich eine Umkehr und Suche nach der richtigen Route; alles andere scheint jedenfalls in größere Schwierigkeiten bzw. in unwegsames Gelände zu führen; das war jedenfalls unsere Erfahrung, denn wir haben uns dreimal verstiegen.
 
Start am Parkplatz am Renksteg (823 m). Von dort Richtung Gerstruben, am Golfplatz vorbei zum Gasthaus Riefenkopf und über den Hölltobelsteig nach Gerstruben (55 Min.). Dort auf dem Fahrweg ins Dietersbachtal hinein, nach gut 15 Minuten an der Gerstrubner Alm (1216 m) vorbei und in weiteren 10 Minuten zum Inneren Höfatstobel (1278 m). Unmittelbar nach dem Tobel geht’s links einen grünen, anfangs noch flachen Hang hinauf. Wichtig ist, den Inneren nicht mit dem Äußeren Höfatstobel zu verwechseln. Vom Inneren Tobel aus sind West-, Mittel und Ostgipfel der Höfats zu sehen, vom äußeren dagegen nicht. Die ca. 10 Minuten von der Gerstrubner Alm sind eine zusätzliche Orientierung; erst recht ein korrekt justierter Höhenmesser.
Bald nach Verlassen des Fahrwegs finden sich erste undeutliche Steigspuren, die an den Rand des Tobels führen und bald deutlicher werden. Durch Stauden hindurch bis auf ca. 1400 m, dann wird der Tobel nach links gequert (hier kann man erstmals Trittsicherheit testen). Auf der anderen Seite erneut durch Stauden, dann durch Gras, ab und zu durch Baumgruppen, relativ steil empor. Ein längs über dem Steig liegender alter Baumstamm verführt nach rechts auszuweichen, was aber in die Irre führt. Dort vielmehr geradeaus über den Stamm zu einer kurzen Felspassage und auf eine steile Wiese. Weiter problemlos, bis auf ca. 1540 m eine der Schlüsselstellen kommt: eine kurze steile Felspassage, die sehr ausgesetzt ist. Die Tritte sind aber gut; im Abstieg geht’s dort am besten auf dem Hosenboden, wenn man sich wie wir sonst nicht sicher genug fühlt. Ein Fehltritt wäre dort gar nicht gut. Anschließend steil, aber problemlos ca. 60 Höhenmeter in einem Wäldchen hinauf und dann auf dem nun schon gewohnten steilen Wiesen ohne Schwierigkeiten bis auf ca. 1680 m, wo nach einer Baumgruppe die Querung zu Wanne hinüber beginnt und der Blick auf Südwestgrat, West, Mittel- und Ostgipfel der Höfats frei wird – ein richtig schönes Plätzchen. Zu Beginn der Querung warten einige luftige Stellen mit schmalen Tritten, die volle Konzentration fordern. Hier lohnt es sich, sorgfältig nach den Trittspuren Ausschau zu halten, sonst wird’s schwieriger als eigentlich nötig. Ohne Höhengewinn weiter zum felsigen Abfluss der Gufel, der problemlos zu überqueren ist und anschließend nur noch ein kurzes Stück durch Gras in die Höfats-Wanne, wo es durch Wiesen wieder aufwärts geht. Das Gelände ist hier nicht mehr so steil, man kann sich hier von der Steilheit der vorigen Passagen erholen. In vielen kurzen Kehren hinauf, bis der hier meist deutliche Steig wieder in den Inneren Höfatstobel führt. Hier wird’s nochmals etwas knifflig, denn der Tobel muss nach rechts überquert werden, fragt sich nur wo genau, da hier kaum etwas von einem Steig zu sehen ist. Wir stiegen ein Stück den Tobel hoch und fanden etwas ausgetretenes Gras und hangelten uns dort an Büschen und mithilfe von Grasbüscheln aus dem Tobel heraus, bis wir den Steig wieder fanden, der nun etwas steiler werdend ohne weitere Schwierigkeiten zur Bergwachthütte hinaufführt. Auf dem Rückweg fanden wir dann doch an der Stelle, wo der Steig auf den Tobel trifft, ebenfalls Steigspuren auf der Gegenseite.
An der Bergwachthütte war dann aus besagtem Grund leider Schluss, aber die Aus- und Tiefblicke sind auch von hier beeindruckend und lohnen den Aufstieg allemal. Nach ausgiebiger Rast und einem Abstecher zur oberhalb der Bergwachthütte gelegenen Gufel, einer schrägen, wasserführenden Hornsteinhöhle, stiegen wir wieder ab.

Eine nette Begegnung sei noch erwähnt. Bei der Bergwachthütte trafen wir einen Bergsteiger, der gerade vom Westgipfel abgestiegen war und auskunftsfreudig unsere Fragen zum Aufstieg beantwortete. Das letzte Stück zum Gipfel sei sehr luftig, Steigspuren gebe es immer wieder, auch an der Gipfelflanke, seien dort aber nicht leicht zu finden, und helfen allgemein bei der Wegfindung, einige Passagen seien so anspruchsvoll wie der Grat vom Älpelesattel zum Ostgipfel. Von der Bergwachthütte aus sei die Besteigung des Ostgipfels leichter, abgesehen vom letzten Gratstück mit einer sehr ausgesetzten Kletterstelle der II. Grades. Wie eingangs erwähnt: Das wunderte mich und ich vermute, dass vor 39 Jahren, als ich auf dem Westgipfel war, der Steig dort hinauf deutlich besser in Schuss war als heute. Wie erwähnt ist die Querung zur Wanne heute jedenfalls anspruchsvoller als damals.

Tourengänger: Murgl


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen

T6- III L
T6 II
27 Jul 18
Höfats Domino - und ein Bär · Nik Brückner
T6 III L
T6 III
T6 II
3 Aug 11
Höfats-Überschreitung Ost-West · quacamozza
T6 III
3 Jun 20
Höfats-Überschreitung · quacamozza
T6 III L

Kommentar hinzufügen»