Gufidaun 2383m - Der Berg blutet


Publiziert von georgb , 17. September 2016 um 23:14.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum:17 September 2016
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 1000 m
Abstieg: 1000 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Pustertal-Prags-Brückele
Kartennummer:tabacco Pragser Dolomiten

Der gewaltige Felssturz an der Kleinen Gaisl hat das beschauliche Pragser Tal in den Focus gerückt. Einer der größten Abbrüche des gesamten Alpenraums bringt auch uns zum Gruseln, vor allem, weil wir noch vor 2 Monaten sorglos unter ihr vorbeimarschiert sind hier. Heute liegt der Steig unter 1 Million Kubikmeter Geröll begraben, auch unsere Dickschädel hätten dem nicht standgehalten ;-)
Aus sicherer Entfernung wollen wir uns trotz des nächtlichen Wintereinbruchs den aktuellen Zustand anschauen und steigen an der Postmeisteralm in die Höhe. Noch ist von der Kleinen Gaisl nichts zu erkennen, dafür zieht eine scheue Gamsherde unsere Blicke auf sich und neugierige Mulmeltiere lassen uns bis auf wenige Meter heran. Gutgelaunt steigen wir weiter an, lassen das Törl rechts liegen und folgen den Tierspuren zu einer namenlosen Erhebung über dem Gufidaun, so nennt sich der bewaldete Hang südwestlich der Postmeisteralm. Nach einem kurzen Felsaufschwung im oberen 1. Grad erreichen wir den Punkt 2383 und es öffnet sich der Blick auf die Kleine Gaisl, wie Blut fließt das rote Geröll durch den schneebedeckten Hang, gruselig. Das Donnern und Krachen tut sein Übriges dazu, beeindruckt und vorsichtig steigen wir weiter den Gamswechseln hinterher. Ein paar sekundäre Kuppen müssen überstiegen werden, dazwischen tun sich immer wieder steile Scharten auf. Abschüssige, ausgewaschene Schotterrinnen und dichter Latschenwald zwingen uns zu abenteuerlichen Griff- und Tritttechniken. Um uns herum zieht der Nebel und Felsgestalten aus der Geisterbahn tauchen auf, wie fröhlich klingt da wenig später das erste Kuhglockengeläute im Gufidaun weit über der Postmeisteralm, unsere Stimmung hebt sich wieder.
Wir stoßen auf den netten Verbindungsweg zum Kaserbachtal und lassen uns nieder. Was für ein bezaubernder Ort, zwischen uralten Bäumen und grünen Wiesen, doch die Gaisl will nicht zur Ruhe kommen und das unheimliche Poltern begleitet uns weiter bis ins Tal.
Auch wenn der blutende Berg und die gruseligen Geräusche der Gerölllawinen Eindruck gemacht haben, nehmen wir doch als stärkste Erinnerung das lustige Treiben der süßen Murmeltierkinder mit nach Hause.


Tourengänger: georgb


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