Magerstein 3273m - Der wahre Rieserferner


Publiziert von georgb , 14. September 2016 um 18:52.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum:13 September 2016
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS-
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 10:00
Aufstieg: 1900 m
Abstieg: 1900 m
Strecke:22 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Sand in Taufers-Rein
Kartennummer:tabacco Rieserfernergruppe

Im Winter bei der vielbegangenen Skitour zum Magerstein kann man den Westlichen Rieserferner nur erahnen. Jetzt im Spätsommer, vom Schnee befreit, zeigt er sein wahres Gesicht. Nur ein Schatten früherer Tage, ist er trotzdem noch ein beachtlicher Gletscher und gibt den Rieserfernern um Magerstein und Schneebigen Nock ihr charakteristisches Aussehen. Außerdem ist er der einzige Rieserferner, der diesen Namen zu Recht trägt.
Wir ziehen ihm entgegen, zunächst über den Sommerweg zur Kassler Hütte und weiter am Tristensee vorbei zu seinem östlichen Rand. Wir folgen der Markierung zur Antholzer Scharte bis auf 2800m über wüstes Möranengelände. Neben uns glänzt der Gletscher, er hat sich schon weit zurückgezogen. Vom Magerstein, unserem Gipfelziel, ist noch nichts zu sehen, nur ein Schriftzug und rote Punkte weisen auf ihn hin. Die Markierungen führen uns zum Beginn der Eisfläche unterhalb der brüchigen Felsen entlang. Wir legen die Eisen an und queren zunächst steil bergan. Bald ist eine Scharte erreicht mit Blick nach Süden zu dichten Wolken, vom Wetterbericht nicht vorhergesagt!?
Noch immer ist vom Magerstein nichts zu erkennen, weiter gehts wieder etwas steiler auf einen Gletscherrücken unterhalb des Vorgipfels auf 3199m und hier öffnet sich endlich der Blick. Magerstein, Fernerköpfl und Schneebiger Nock liegen aufgereiht vor uns.
Wir ziehen direkt auf dem flacher werdenden Gletscher zum Magersteinostgrat. Von den lästigen Steigeisen befreit kraxeln wir über Blöcke (I) in wenigen Minuten zum Gipfelkreuz. Über den Dolomiten hängen dichte Wolken, aber der Westliche Rieserferner unter uns strahlt, der eigentliche Star der Gruppe.
Unter dem Frauenköpfl sichten wir eine Spur auf dem Gletscher, der heuer ungewöhnlich spaltenarm ist. Unser Entschluss ist schnell gereift, Abstieg über die Rieserfernerhütte! Das bedeutet natürlich einiges an Aufwand mehr, ein paar Gegenanstiege und Kilometer zusätzlich, aber so wird unser Ausflug erst richtig rund.
Über leichte Schrofen steigen wir westwärts zurück auf den Gletscher und schnallen die Steigeisen wieder an. Viele übersteigen lieber das Frauenköpfl, um das spaltige Gebiet am Nordrand zu vermeiden. Die lästige Randspalte schimmert zwar bedrohlich, aber sie ist heuer relativ harmlos und gut zu erkennen. Die brüchigen Felsen darüber und die liegengebliebenen Brocken auf dem Gletscher geben uns schon mehr zu denken!? Nach dieser "Gefahrenzone" zieht eine Gletscherzunge aufwärts Richtung Fernerköpfl und die Eisen haben für heute ihren Dienst erledigt.
Den Gipfel muss man fast mitnehmen, es sind nur wenige Schritte vom Abstiegsweg zur Rieserfernerhütte. Noch einmal schweift unser Blick über den Gletscher zum mächtigen Hochgall und weit nach Osttirol. Die ersten Graupel mahnen zum Abstieg und eine knappe Stunde später sitzen wir in der Stube bei Christl und Iris. Zwei äußerst aparte und freundliche Damen, da schmeckt der Kaiserschmarrn gleich noch besser ;-)
Doch wir müssen weiter, denn es liegt noch viel vor uns. Wir steigen ab durch das zauberhafte Geltal, über Tausende von Platten in nahezu kompletter Einsamkeit, selbst die Kühe sind inzwischen wieder im Tal. Die feuchten Steine zwingen uns zu großer Vorsicht und 3 Stunden später stehen wir an der Straße nach Rein. Bus oder Autostop lässt unser Stolz nicht zu, auch diese 3 Kilometer werden wir noch aus eigener Kraft schaffen. Parallel zum Reinbach zieht ein netter Weg zurück ins Dorf. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit stehen wir am Ausgangspunkt, ausgezehrt und leer. Aber bereichert mit vielen Stunden reinster und wahrhaftiger Rieserfernererfahrung.

Tourengänger: georgb


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