Klettertour "La face cachée de la lune" 7a (Korsika)


Publiziert von Matthias Pilz , 13. September 2016 um 21:09.

Region: Welt » Frankreich » Korsika » Bavella
Tour Datum: 5 September 2016
Klettern Schwierigkeit: 7a (Französische Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: F 
Zeitbedarf: 9:00

Der Punta Lunarda ist wohl der markanteste Granitmonolith der Bavellagruppe und sticht sofort ins Auge. Natürlich vor allem seine nach Südwesten ausgerichtete Kante, über welche die "Nirvana" verläuft. Allerdings reicht hier unser Friend-Sortiment nicht aus, daher entschlossen wir uns für die Route "La face cachée de la lune" an der Ostseite. Auf den ersten Blick erscheint diese Linie wenig lohnend, tatsächlich bietet die Tour aber für Europa außergewöhnliche Kletterei. Nicht umsonst wird die Route auch mit jenen im Yosemite verglichen. Denn tatsächlich kann die Route mit einigen Highlights aufwarten. Eine fantastische Piazverschneidung in der zweiten Seillänge oder das Loch in der vierten Länge. Letzteres scheint auf den ersten Blick unerreichbar, dann aber ist man überrascht, wie leicht es war, in das Loch hineinzukommen. Viel schwieriger gestaltet sich jedoch das Verlassen des Lochs: oberhalb gibt es kaum Griffe und im Loch gibt es naturgemäß keine Tritte.
Das größte Highlight ist mit Sicherheit aber die Kaminverschneidung in Länge 5 und 6. Der untere Teil ist eine etwa 70° geöffnete Verschneidung, durch welche man in Kaminklettertechnik ohne den kleinsten Griff oder Tritt hinaufstemmt. Nach oben hin wird die Sache immer abdrängender und viel Gefühl ist gefragt. Wer nervös wird und hasardiert, der macht einen Abgang (was jedoch harmlos ist). Der folgende obere Teil ist nicht mehr so schwer und mit dem zuvor erworbenen Können gut zu meistern. Der Rücken und auch das (sinnvollerweise nicht neue T-Shirt) leiden jedoch gewaltig an der Kamintechnik. Und den Rucksack sollte man in jedem Fall am 4. Stand zurücklassen, die Kamera kann ohne zu stören an der Brust getragen werden - es gibt ja ohnehin keine Tritte, man muss also nicht viel sehen.
Uns hat die Tour wegen ihrer höchst außergewöhlichen Kletterei sehr gut gefallen und wir würden sie daher auch in jedem Fall zu den korsischen Top 20 zählen. Für Freunde der eleganten Bewegungsabläufe ist sie jedoch nichts. Denn auf dieser Tour ist, bereits am Zustieg, vollster Körpereinsatz im Kampf gegen die Makkia gefragt. Spätenstens jedoch am Ende der Kamine ist man völlig zerkratzt... Eine großartige Tour - höchst lohnend!

ZUSTIEG: Parkplatz direkt östlich der Purcaraccia-Brücke (41.82694°N 9.26528°E). 50m nach Osten, hier beginnt links ein alter Forstweg. Diesem folgt man nun bis zum Bach. Genau auf der gegenüberliegenden Seite folgt man einem steilen Weg hinauf zu einem Klettergarten. Nach rechts am Wandfuß entlang und zu einem sehr steilen Fixseil (15m). Kurz hinab und rechts des Bachbetts aufwärts zu einer Felswand. An deren Wandfuß nach links zu einem Kessel mit etwa 100m hohen Platten. Nun ganz rechts (im schwarzen Teil) aufwärts (II), über ein Band in Wandmitte nach links (I) und am linken Rand wiederum über Platten hinauf (II-) - ganz links gibt es auch Steinmänner, dieser Weg ist jedoch deutlich schlechter und sehr brüchig. Am oberen Rand der Platte befindet sich genau in der Mitte ein Stand, von welchem man beim Abstieg 2x50m in Falllinie abseilt. An dieser Stelle teilt sich die Platte auch: links in Form eines Bachbetts, rechts über etwas flachere Platten. Hier folgt man nun den linken Teil, also dem Bachbett, und lässt sich nicht von den rechts befindlichen Steinmännern verleiten. Das Bachbett führt nach etwa 100m in den Wald, welcher nun mühsam entlang der Steinmänner durchquert wird. An dessen oberen Ende gelangt man an den Wandfuß mit einer Platte und einigen Routen. Hier nun nach rechts, in einem Winkel einige Meter absteigen, und waagrecht nach rechts queren. Einmal muss dazu eine Zone aus großen Blöcken waagrecht durchquert werden. Man erreicht so rechts der Wand (unter schönen Rissen und Tafonis) ein Bachbett. Durch dieses nun aufwärts (Steinmänner) und zuletzt absteigend nach links zum Einstieg queren. (2h bei guter Wegfindung, mit unseren Verhauern gute 3h) Tipp: GPS-Track verwenden.


ROUTE: 
SL1: Aus dem Winkel über die Platte hinauf, kurz nach links (BH verlängern) und hinauf zum Stand. 6a+

SL2: Durch den wunderschönen Piazriss hinauf zu flachem Pfeilerkopf. 6a+
SL3: Über einen Plattenaufschwung zu Stand an BH und Baum. 6a
SL4: An der Rippe aufwärts, nach links in das Tafoni-Loch und aus diesem sehr schwer heraus (sehr glatt) und zum Glück immer leichter werdend hinauf. 6c
SL5: Durch den Spalt kurz hinauf, kurz zu Fuß weiter und nun durch die etwa 70° geöffnete Kaminverschneidung aufwärts. Derzeit an hängender Reepschnur auch A0 möglich. Zum Schluss links über Baum in einer Schleife zum Stand. 7a
SL6: Durch den (nach dem vorhergehenden) Kamin genüsslich hinauf zum Stand. 6b
SL7: Auf der Rampe nach links, kurz aufwärts und zurück nach rechts zu Stand an Baum (5m oberhalb BH in Verschneidung). 2
SL8: Durch die abdrängende Verschneidung an Blöcken hinauf und über die Platte zum Gipfel. 6a

ABSTIEG: Über die Tour abseilen. Der erste Baumstand wir ausgelassen und vom Gipfel direkt abgekürzt. Wegen der Kamine ist das Abseilen mühsam und aufgrund der Gefahr von Seilverklemmern (keinen Stand auslassen) ist höchste Vorsicht geboten! Wer aufpasst, hat jedoch keine Probleme.

ABSICHERUNG: ++++/++++: NIRO-HSA mit eher engen Abständen. Ein BD-Friend Gr. 1 entschärft die (nicht schweren) Meter nach der Schlüsselstelle zum Baum. Sofern in der Schlüsselstelle keine Reepschnur hängt, wird für A0 ein Friend Gr. 5 oder ein etwa 2m langer Clipstick benötigt. Letzterer kann auch mit zwei zusammengebundenen Wanderstöcken realisiert werden - diese sind im Übrigen auf diesem Zustieg ebenfalls sehr hilfreich.

SCHWIERIGKEIT: 7a (6a+ obl.). Schlüsselstelle durch Kamintechnik völlig ohne Griffe und Tritte an einer ca. 70° geöffneten Kaminverschneidung zu klettern. In der Länge davor harte Reibungsstelle ober Loch (kleinere Kletterer halten sich eher rechts, große besser links).

EXPOSITION und HÖHENLAGE: Ost, >1000m - Sommerkletterei, Oberer Teil in den Kaminen ohnehin schattig.

TOPO: "Grandes voies de Corse" (2015) - Info - sehr gut gemachter Kletterführer mit englischer Übersetzung.

WETTER: Sonnig
 
MIT WAR: Tanja
 
Tour beschrieben von Matthias Pilz (mammut-extreme@gmx.at), ©Matthias Mountaineering

Tourengänger: Matthias Pilz


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden


Geodaten
 31901.gpx Track des Zu- und Abstiegs

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentar hinzufügen»