Tag 4 + 5 Venter Runde: Abbruch Weißkugel und Teufelsegg, Guslarspitzen als Ersatz für Fluchtkogel


Publiziert von jagawirtha , 7. September 2019 um 18:33.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Ötztaler Alpen
Tour Datum: 7 August 2019
Wandern Schwierigkeit: T5- - anspruchsvolles Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS-
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   I 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 1350 m
Abstieg: 1460 m
Strecke:21 km, Tag 4: 10 km, Tag 5: 11 km
Unterkunftmöglichkeiten:Schöne Aussicht (Bellavista Hütte), Hochjochhospiz, Vernagthütte

Tag 4 unserer Runde steht bevor:  eigentlich soll es auf die Weißkugel gehen, aber schon gestern bei der Tourenbesprechung für heute war klar, dass die Weißkugel wegen der heran nahenden Kaltfront nicht möglich ist. Das Teufelsegg, das nur 3227 m aufweist, soll zeitlich noch möglich sein. Von dort würden wir dann auf den Hintereisferner  und auf unserer  ursprünglichen Route zum Hochjochhospiz absteigen. Damit wir das kleine Zeitfenster das uns bleibt ausnützen können, sind wir als erste beim Frühstück und ziehen danach auch gleich los. Der Himmel ist noch wolkenlos und wir genießen kurz den Sonnenaufgang.

Von der Bellavistahütte gehen wir in westlicher  Richtung den Wanderweg nach Kurzras um etwa 150 hm abzusteigen und dann über den Weg 5 A über die Schipiste zur Bergstation des Teufelsegg – Liftes zu gelangen. Nur spielt heute das Wetter wieder nicht mit. Bereits nach einer guten halben Stunde, ziehen erste dunkle Wolken auf. Das Regenradar verheißt auch nichts Gutes, also drehen wir wieder um und gehen zurück zur Bellavistahütte um dort den großen Regen abzuwarten  und dann in einer günstigen Wetterlage direkt zum Hochjochhospiz zu gehen. Nicht lange nachdem wir die Hütte erreichten setzt der Regen ein, der dann gute zwei Stunden nicht aufhört.  Im Grund war ich persönlich gar nicht so traurig, dass die Tour heute ausgefallen war, weil ich in der Nacht Probleme mit der Matraze hatte und ein leichtes Zwicken in der  rechten Hüfte hatte.

Gegen 10.45 Uhr hatte sich der Regen wieder beruhigt, sodass wir gleich unseren Abstieg zum Hochjochhospiz starteten. Auf dem Weg hatten wir Gelegenheit, die Tour von gestern nochmals in Augenschein zu nehmen.  Während des gut zweistündigen Abschnitts mussten wir dreimal die Regenkleidung anziehen, wobei wir sie immer nur kurzfristig benötigten. Glücklicherweise zogen die schweren Regenfälle entweder vor oder hinter uns ins Land. Wegen der tief hängenden Wolken machten wir einfach nur Tempo im Abstieg und hatten damit ziemliches Glück. Denn nachdem wir im Hochjochhospiz ankamen, setzten wieder kräftige Regengüsse ein die bis zum Abend nicht mehr enden wollten. Für Donnerstag war die ganze Woche schlechtes Wetter angesagt, während des Abendessens  wurde dann ein neuer Wetterbericht ausgehängt. Ich konnte es nicht glauben,  Sonne von Anfang an und das den ganzen Tag.

Tag 5 der Venter Runde: wieder nicht so gut geschlafen, weil mir das Bett irgendwie zu kurz war. Dafür hat der Wetterbericht gehalten was ich gestern nicht glauben mochte; Sonnenschein zum Frühstück und am Tag soll sich nichts ändern. Wir gehen von der Hütte kurz nach sieben Uhr weg um die besseren Verhältnisse am Gletscher aus zu nutzen. Westlich der Hochjochhospiz-Hütte zieht Weg Nr. 902 und 919 steil den Grashang hoch. An der ersten Abzweigung mit der Wegbeschreibung zur Vernagthütte muss ich mir eingestehen, dass  das Zwicken in der Hüfte nicht besser wurde. Es hat keinen Sinn die gesamte Tour zu gefährden und so entscheide ich mich für den kürzeren und einfacheren Weg Nr. 919 zur Vernagthütte, auch mit dem Hintergedanken für die Wildspitze, die ich morgen auf jeden Fall bezwingen will. Die zwei „Mädels“ und der Bergführer gehen Richtung Fluchtkogel weiter und von dort über den Guslarferner zur Vernagthütte.

Mein Weg zur Hütte ist einfach und fast ohne besondere An- und Abstiege, mein Gang auf dem fast flachen Steig wird immer besser und die eingenommene Tablette zeigt Wirkung. Als ich dann an der Vernagthütte ankomme ist diese fast menschenleer. Die Gäste der letzten Nacht sind schon alle weg und die neuen kommen erst. Das wird mir zu langweilig. Vor zwei Tagen, als wir noch nicht wussten dass der heutige Tag so schön wird, haben wir darüber gesprochen vom Hochjochhospiz eventuell nur auf die Mittere Guslarspitze zu gehen. Dabei haben wir noch gerätselt ob man direkt über die Nordseite absteigen kann oder  nicht. Der Bergführer kannte die Guslarspitzen nur vom Tourengehen. Beim Zustieg zur Hütte habe ich einen Wegweiser zur M. Guslarspitze gesehen und so möchte ich einfach mal versuchen wie weit ich komme. An der Vernagthütte hatte ich unnötiges Gepäck zurück gelassen und bin wieder ein Stück zu dem Wegweiser abgestiegen.  Der Steig zu den Guslarspitzen ist wenig schwierig (T2), erst im letzten Teil steil der Weg auf. Teilweise ist der Steig dann auch nicht mehr verfestigt und etwas bröselig und instabil, dies sind aber nur kurze Abschnitte von wenigen Metern.

Jedenfalls habe ich beim Anstieg auf die Guslarspitzen eine tolle Sicht zum Fluchtkogel, wo meine Tourenkameraden (innen) unterwegs sind. Ohne lange darüber nach zu denken stehe ich schon fast im Sattel zwischen Hinterer und Mittlerer Guslarspitze. Jetzt will ich es wissen und nehme gleich den direkten Zustieg zur Hinteren Guslarspitze, denn das Gipfelkreuz konnte ich schon sehen. Das GK sind nur ein paar Stangen, die zusammen gebunden sind, aber die Aussicht ist vom Feinsten. Ein 360° Panorama mit sämtlichen Größen der Ötztaler liegt vor mir: Similaun, Fineilkogel, Weißkugel, Fluchtkogel, Hinterer Brochkogel, Wildspitze, Gr. Ramolkogel und so weiter. Bei sehr guter Sicht wären auch die Stubaier Größen wie Zuckerhütl und Wilder Freiger, im Süden Monte Cevedale, Palon de la Mare und Monte Vioz noch zu erkennen. Auch habe ich eine schöne Sicht in das Aufstiegstal und zum Vernagtferner,  den wir morgen für unseren Weg zur Wildspitze nutzen.

Dann mache ich mich auf den Weg zur Mittleren Guslarspitze, die etwas niedriger ist, aber wegen des schönen Gipfelkreuzes der Sektion Würzburg wesentlich besser besucht ist. Wegen einer größeren Gruppe, die den Gipfel beschlagnahmt hat, gehe ich gleich weiter über den Nordrücken in einen Sattel hinab und von dort den Südgrat hoch zur Vorderen Guslarspitze, die in leichter Blockkletterei weglos erklommen wird. Schwierigkeit im I. Grad, je nach Routenwahl vielleicht II-. Die Aussicht von dem kleineren der drei Gipfel ist besonders nach Norden interessant. Ein Abstieg nach Norden bzw. Nordosten müsste möglich sein. Ich habe mir im Aufstieg schon die Nordwestflanke näher angesehen und dort einen möglichen Weg erspäht. Dazu gehe ich wieder zurück in den Sattel zwischen Vorderer und Mittlerer Guslarspitze und verlasse diesen nach rechts, wo ich Trittspuren erahnte. Diese sind in der Geröllflanke schnell verloren und ich halte mich stark links, denn in gerader Linie liegt eine Abbruchkante. Den Restgletscher, der unter der Nordwestwand der Mittleren Guslarspitze noch zu sehen ist, besteige ich auf einer Steinrinne, die bis in den Auslauf des kleinen Ferners zieht. Der Abstieg über diese Rinne ist zwar möglich, ist aber auf eigene Gefahr hin zu begehen, denn sie ist noch sehr instabil und Steinschlag gefährdet.

Punktgenau steuere ich ein Restschneefeld an und stoße kurz danach wieder auf den markierten Pfad zurück zur Vernagthütte. Vom Rückweg aus hatte ich immer wieder versucht meine Kameradinnen auf ihrem Abstieg über den Guslarferner zu erspähen, was mir aber nicht gelang. Als ich die Hütte erreicht und mich nochmals umdrehte, konnte ich sie aber auf dem Moränenhügel, der fast bis zur Hütte führt, sehen und ging ihnen ein paar Meter entgegen. Die Freude über ihren und meinen Gipfelerfolg war gleich groß; natürlich haben wir die gemachten Bilder betrachtet und so jeweils die andere Tour auch ein bisschen verfolgen können. Die Vorfreude auf die Wildspitze wuchs immer mehr und ich hoffte, dass ich morgen ähnlich gut gehen könne wie heute.

Tourengänger: jagawirtha


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