Pollux, 4092m


Publiziert von Linard03 , 22. Juli 2016 um 06:42.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum:17 Juli 2016
Hochtouren Schwierigkeit: ZS-
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS   I 
Zeitbedarf: 4:45
Aufstieg: 650 m
Abstieg: 650 m
Strecke:Bergstation Klein Matterhorn - Breithornpass - Pollux
Zufahrt zum Ausgangspunkt:von Zermatt mit dem Matterhorn Express zur Bergstation Klein Matterhorn

Es war Zeit, wieder mal ins Wallis zu fahren; schliesslich ist ja Hochtourenzeit … ;-). Der Pollux ist ein Gipfel, welcher meist ausgelassen wird auf den sog. „Spaghetti-Touren“. Da ich in der Kette vom Breithorn bis zur Dufourspitze sonst alle Gipfel besucht hatte, wollte ich nun diese Lücke schliessen.
 
Bequem reist es sich im Zug nach Zermatt, wo man sofort vom Touristenstrom eingesogen wird (derzeit hört/sieht man vorwiegend Japaner und Amerikaner). Weil ich relativ kurzfristig gebucht hatte, war es schwierig, überhaupt noch ein Zimmer zu finden und die Übernachtung war deshalb nicht ganz so günstig. Das Hotel war dafür mit einem Wellness-Bereich ausgestattet ;-). Mit einem Spaziergang durch’s Dorf (welcher immer wieder speziell ist) und einem feinen Nachtessen beschloss ich den heutigen Tag.
 
Anderntags traf ich meinen Bergführer sowie einen weiteren Gast und gemeinsam ging es um 6.40 Uhr auf die Bahn. Bis man auf dem Kleinen Matterhorn ankommt, dauert es ja immer beinahe eine Stunde … Ca. 7.35 Uhr legten wir los, auf mir inzwischen bekanntem Weg ging’s über das Breithornplateau bis an den Fuss des Pollux.
 
Schon von weitem sahen wir ganze Kolonnen im Couloir, ebenfalls auf dem steilen Westaufstieg; nicht unbedingt das, was man sich wünscht, aber die Italiener waren heute wieder mal früher unterwegs … ;-). Unser BF beobachtete das Ganze ebenfalls mit gemischten Gefühlen und meinte, so viele Leute hätte er hier noch nie gesehen …
 
Während alle anderen von Beginn weg im Schneecouloir aufstiegen, erklommen wir den Felsgrat. Und als wir uns dem Fixseil-Chaos näherten, entschied sich unser BF den sog. Ulrichsweg einzuschlagen. Dieser sei zwar etwas schwieriger, dafür wären wir alleine und hätten unsere Ruhe. Gesagt, getan. Statt also zu den Fixseilen aufzusteigen querten wir nach Osten, teilweise nicht ganz trivial. V.a. der Aufstieg auf das Plateau hatte es im lockeren Schnee in sich. Auf diese Weise überholten wir aber jede Menge Leute.
 
Etwas ausser Atem erreichten wir also das Plateau. Nun folgte noch das Dessert, der schöne Firngrat auf den Gipfel. Um ca. 09.50 Uhr erreichten wir den Pollux (4092m). Eine herrliche Rundsicht bei wolkenlosem Wetter! Lange blieben wir nicht, der BF mahnte zum Aufbruch.
 
Bei der Madonna hielten wir eine kurze Rast, bevor der BF nach wenigen Minuten abermals zum Aufbruch mahnte. Was nun folgte, konnte ich nicht ganz nachvollziehen: drei einheimische BF machten sich über zwei Seilschaften lustig, welche in die Fixseile eingestiegen waren. Das Ablästern fand ich ziemlich unnötig, es sind nun mal nicht alle gleich geübt.
 
Viel schlimmer fand ich jedoch, was nachher folgte: unser BF war derart ungeduldig, dass er nicht abwarten konnte, bis die beiden Seilschaften unten waren. Er schickte mich und den zweiten Gast also parallel in die Fixseile; das Chaos war vorprogrammiert … Nicht nur, dass sich die Seile verhedderten; die ohnehin schon unsicheren Seilschaften wurden noch unsicherer und wirkten völlig blockiert. Vollends ausser Kontrolle geriet das Ganze beim Wechsel an das 2. Fixseil. Hier sollte ich auf Geheiss unseres BF’s einen ausländischen BF (Amerikaner?) überholen, der seinerseits zwei Gäste sicherte.
 
Verständlicherweise sah mich dieser BF ziemlich böse an und meinte auf Englisch, dass er viel schneller wäre als wir und dass wir ihn gefälligst nicht überholen sollen. War mir völlig klar und Sekunden später war er auch schon flink wie eine Gemse abgestiegen und verschwunden … Nun waren da noch zwei weitere Seilschaften, welche sich an den Ketten abmühten. Ich kam relativ locker an einer Person vorbei, die zweite Person dieser Seilschaft schlitterte jedoch unkontrolliert hin und her und schubste mich von der Wand weg. Da muss es dann auch passiert sein, denn wenig später spürte ich einen stechenden Schmerz in der Schulter.
 
Ich muss wohl eine unkontrollierte Bewegung gemacht haben; es fühlte sich an wie eine leichte Zerrung – Mist! Das ärgerte mich nun umso mehr, weil das ganze Chaos hätte vermieden werden können, hätte man doch am Einstieg nur 5 Min. gewartet …
Mit dem unguten Gefühl stiegen wir ohne weitere Probleme ab und gelangten wieder zum Wandfuss. Zum Abschluss folgte nun noch der wenig geliebte Rückmarsch mit dem zähen Gegenanstieg zum Breithornpass. Um ca. 12.20 Uhr waren wir bereits wieder beim Kleinen Matterhorn.
 
Während sich unser BF von uns verabschiedete, hatten es wir nicht ganz so eilig und genehmigten uns erst mal etwas im Restaurant, bevor auch wir wieder nach Zermatt hinunter fuhren. Den Nachmittag genoss ich beim wellnessen und relaxen ;-). Danebst musste ich noch meine Schulter behandeln, denn irgendwie war ich bei gewissen Bewegungen eingeschränkt :-(

Die Tour machte machte aber Lust auf mehr, weshalb ich noch zwei Tage in Zermatt anhängte. 
Fortsetzung folgt …
 
Fazit:
Eine schöne, abwechslungsreiche Tagestour, welcher man besser unter der Woche macht.
 
Bemerkungen:
Dass die einheimischen BF jeweils pünktlich zum Mittagessen zurück sein wollen, ist Klischee, welches jedoch hier einmal mehr untermauert wurde: mir leuchtet einfach nicht ein, weshalb man nicht eine Pause mehr einbauen kann, nicht 5 Min. länger auf dem Gipfel verweilen kann, sich in technischen Passagen nicht 5 Min. länger Zeit lassen kann. Bei solch‘ perfektem Wetter und Bedingungen wie heute gibt es aus meiner Sicht keinen einzigen Grund, weshalb man sich insgesamt nicht 15-30 Min. mehr Zeit hätte lassen können …
 
Zeiten:
  • Klein Matterhorn – Gipfel: ca. 2 ¼ Std.
  • Gipfel – Klein Matterhorn: ca. 2 ½ Std.

Tourengänger: Linard03


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Geodaten
 30930.gpx Pollux

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Kommentare (15)


Kommentar hinzufügen

roger_h hat gesagt:
Gesendet am 22. Juli 2016 um 07:11
Gratuliere zum Pollux und danke für deine Beschreibung der Tour.

Ärgerlich, was du erlebt hast, interessanterweise hatte ich mehr oder weniger genau das gleiche auch am Pollux erlebt.

Unser Bergführer (der aber kein Einheimischer war) hatte überhaupt keine Geduld mit den ausländischen Seilschaften und jagte meine Frau und mich die Fixseile hinunter ohne Rücksicht auf Verluste, so dass die anderen Bergsteiger zurecht sauer wurden auf uns.

Meine Überlegungen damals waren genau dieselben, wie du sie hier schilderst.

Gruss und weiterhin schöne Touren
Roger

Linard03 hat gesagt: RE:
Gesendet am 22. Juli 2016 um 19:01
Merci!
interessant, dass Du das in etwa ähnlich erlebt hast - und bestätigt, dass mein Erlebnis kein Einzelfall war ...

Gruss und auch Dir weiterhin schöne Touren!
Richard

MunggaLoch hat gesagt: Beipflichten...
Gesendet am 22. Juli 2016 um 07:35
...Ich kann Dir und auch Roger nur Beipflichten.
Es sind beide Seiten zu berücksichtigen:
1. ist der Pollux (vor allem wegen dieser Passage) nicht soooo einfach wie alle denken und es staut dort glaub IMMER
2. sollte etwas Geduld und vor allem Rücksicht dazu gehören

Linard03 hat gesagt: RE:Beipflichten...
Gesendet am 22. Juli 2016 um 19:03
Danke für Deine Rückmeldung.
Bin derselben Meinung; trotz relativ leichter Erreichbarkeit ist der Pollux eben nicht so einfach zu besteigen ... Ob es immer Stau gibt, weiss ich nicht; kann's mir aber gut vorstellen ...

En Gruess

MaeNi hat gesagt: Wermutstropfen
Gesendet am 22. Juli 2016 um 09:54
Ein solches Gebaren des BF am Berg verleiht der tollen Tour einen etwas faden Nachgeschmack. Schade, dass man nicht bereit ist, am Berg eine halbe Stunde mehr zu investieren. Gerade wenn Ungeübte / Überforderte am Berg sind. Sicherheit geht doch einfach vor...auch wenn solche Staus nervig sein können. Wieso nicht einfach das Warten nutzen, um Wetter und die Berge zu geniessen?

Aber Zeit scheint inzwischen so knapp und kostbar geworden zu sein, als dass sie nicht einmal mehr richtig in die Freizeit investiert wird. Schade eigentlich.

roger_h hat gesagt: RE:Wermutstropfen
Gesendet am 22. Juli 2016 um 10:12
Optimierung heisst wohl auch bei den BFern das Motto.

Ich habe auch schon mit einem BF das Rimpfischhorn bestiegen und er hatte sich am selben Tag am Abend noch mit einem Kunden in der Oberaletschhütte verabredet.
Rimpfischhorn ist eine recht lange Tour und wir waren ca. um 13:00 Uhr wieder im Berghotel Flue. Das weitere Programm des BFers mit Rückkehr nach Zermatt, Duschen, Fahrt zur Belalp, Marsch zur Oberaletsch und zum Nachtessen da sein hörte sich wenigstens für mich nach ordentlich Stress an :-))

Für mich als Kunde genau so lange kein Problem, wie ich genügend Zeit hatte meine Tour zu geniessen und es nicht auf Kosten der Sicherheit geht (auch die von anderen Berggängern).

MaeNi hat gesagt: RE:Wermutstropfen
Gesendet am 22. Juli 2016 um 10:23
> Für mich als Kunde genau so lange kein Problem, wie ich genügend Zeit hatte meine Tour zu geniessen und es nicht auf Kosten der Sicherheit geht (auch die von anderen Berggängern).

Ganz genau. Wir sind ja schliesslich bereit, unsere Zeit in die Freizeit zu investieren, damit wir die Touren geniessen können. Und da möchten wir nicht darunter leiden müssen, wenn der BF ein gedrängtes Programm hat. Aber zum Glück hatten wir mit unserem/unseren Bergführer/n des Vertrauens noch nie derartige Probleme, worüber wir natürlich sehr froh sind.

Einzig ein Fels & Eis - Kurs vor einigen Jahren erweckte in uns den Anschein, dass es hier nicht darum ging, den Leuten etwas beizubringen, sondern nur dass am Schluss die Kasse stimmt. Und das war schade.

Linard03 hat gesagt: RE:Wermutstropfen
Gesendet am 22. Juli 2016 um 19:11
sehe ich auch so - aber genau da liegt eben das Problem:
wenn der Gast "zu langsam" ist und damit der nächste Hüttenzustieg für den BF zeitlich eng wird, kann der Gast seine gebuchte Tour plötzlich nicht mehr geniessen. Er wird angetrieben, damit der BF dann wieder zügig absteigen kann, mit PW oder Zug an den nächsten Talort gelangt, zur Hütte aufsteigen kann, etc. ...

Linard03 hat gesagt: RE:Wermutstropfen
Gesendet am 22. Juli 2016 um 19:06
ja, denselben Eindruck nahm ich auch mit - das an den Fixseilen Erlebte hinterliess einen etwas faden Nachgeschmack.
Und wie ich geschildert habe: bei DEM Prachtswetter hätte man gescheiter das Wetter genossen anstatt sich unnötig Stress zu machen und dazu noch alle anderen hässig machen ...

marc1317 hat gesagt:
Gesendet am 22. Juli 2016 um 16:07
Dein Bericht bestärkt mich mal wieder darin, am besten nie mit einem einheimischen BF zu gehen.. Ich habe einmal den "Fehler" am Grossglockner gemacht, als ich nach einer echt schönen Besteigung des NW-Grates vom BF den Berg runter getrieben wurde. Ich hatte dabei die Vermutung das auch er unruhig wurde, als er den Stau zum Vorgipfel gesehen hatte. Ab diesem Zeitpunkt konnte es einfach nicht mehr schnell genug gehen...
Am Pollux sind wir Ende Juni auf der anderen Seite Richtung Castor abgestiegen, was bei den Verhältnissen recht anspruchsvoll war.

Danke für deinen guten Bericht und weiterhin hoffentlich stressfreie Touren mit besseren BF!

Gruss

Marcel

Linard03 hat gesagt: RE:
Gesendet am 22. Juli 2016 um 19:19
so generell würde ich das nicht unterschreiben; ich habe sonst viele angenehme Erfahrungen machen dürfen und gute BF's vor Ort kennengelernt; sei es vor Kurzem am Ortler, aber gerade auch am Grossglockner oder am Elbrus, etc. - in Zermatt scheinen jedoch eigene Verhältnisse zu gelten ...

Bei uns in der Schweiz gehe ich natürlich am liebsten mit den mir 2-3 vertrauten BF's, ist klar. Ist aber nicht immer möglich, die Wunschtour mit einem dieser BF's zu machen ...

Dir wünsche ich ebenfalls schöne Touren!
Gruss, Richard

MicheleK hat gesagt:
Gesendet am 23. Juli 2016 um 05:42
Sali Linard,
Congrats zum Pollux und aergerlich was dir passiert ist.

Wir waren am folgenden Tag auch am Pollux (Bericht folgt) mit Walliser BF, bei dem ich aber seit Jahren Stammgast bin.

Auch bei uns war an den Platten ein Chaos. Zum Glueck gibt es ja an der Platte und im Kamin 2 Ketten und so konnten wir beim Anstieg und Abstieg überholen. Wir waren zu viert unterwegs und somit mussten wir etwas zügiger an die Sache, sonst geht es einfach eine Ewigkeit, und bei dem sehr heissen Tag will ja niemand bei Wiederaufstieg zum Breithornpass im weichen Schnee einsinken... das ging an den Platten recht flott mit Abklettern :)

ich wünsche dir noch gute Touren,
Gruss,
Michele



Linard03 hat gesagt: RE:
Gesendet am 23. Juli 2016 um 07:27
Merci ...
Es scheint sich zu bewahrheiten, dass Chaos an den Fixseilen normal ist ...
Trotzdem; wir waren mit 4 3/4 Std. für die ganze Tour ja nicht gerade langsam; mit 15 Min. mehr Zeit investieren wird der Schnee auf dem Rückweg auch nicht wirklich viel weicher, zieht also bei mir nicht als Argument um zu hetzen ...

Gruss & gute Touren,
Richard

gero hat gesagt:
Gesendet am 30. Juli 2016 um 10:04
Servus Richard,

Gratulation erst einmal ... aber dann. das ist genau der Grund, weshalb ich prinzipiell KEINE Bergführer nehme - für derartig unsinnge Aktionen auch noch zahlen? Never ever ... entweder ich komme alleine hinauf, oder gar nicht.

Ein unrühmliches Klischee, welches sich die BF da aufgebaut haben! Shame on you!

So, jetzt lese ich mal mit Spannung, was Du zwei Tage später gegenüber erlebt hast - ich bin sehr skeptisch!

Gruß vom gero

Linard03 hat gesagt: RE:
Gesendet am 30. Juli 2016 um 16:35
Servus Gero,

Danke für Deinen Kommentar.
Betr. BF möchte ich schon etwas differenzieren:

Zum einen mache ich Hochtouren aus Prinzip nur mit Bergführer (auch wenn ich mancherorts selbst hinauf käme ...). Zum anderen habe ich bei meinen mittlerweile zahlreichen Hochtouren überwiegend gute Erfahrungen mit BF gemacht, egal ob im In- oder Ausland.
(ein paar "schwarze Schafe" gibt's halt überall - zumindest aus Gäste-Sicht ...)

Gruss,
Richard


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