Kozí vrch, Strážný a Blansko (Ziegenberg, Wessenstein und Blankenstein)


Publiziert von lainari , 17. Juli 2016 um 16:05.

Region: Welt » Tschechien » České středohoří
Tour Datum:16 Juli 2016
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CZ 
Zeitbedarf: 5:00
Aufstieg: 710 m
Abstieg: 710 m
Strecke:13 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto bis Mírkov oder Zug der ČD bis Mojžíř
Kartennummer:1:50.000, KČT Nr. 11 České středohoří východ

Suburbane Erkundungen
 
Irgendwie läuft diesen Sommer nichts so richtig zusammen, unpassendes Wetter an den möglichen Terminen, unwetterbedingt beeinträchtigte ÖV-Verbindungen und Straßensperrungen sowie diverse Bauarbeiten erschweren eine planmäßige Tourendurchführung. So auch an diesem Wochenende. Um allem aus dem Weg zu gehen, entschließe ich mich zu einer gemütlichen Runde im České středohoří (Böhmisches Mittelgebirge). Über schmale Sträßchen komme ich nach kurzer Fahrt nach Mírkov (Mörkau) und parke an einer Kreuzung.
 
Zu Fuß gestartet, laufe ich zunächst auf einem Sträßchen, dann auf einem Flurweg durch Weideland und beachte dabei eine grüne Wanderwegmarkierung. Nach einem Waldstück passiere ich die Kleinsiedlung Mašovice (Meischlowitz) und lerne dort einen freilaufenden giftigen Hofhund kennen. Eine scharfe Ansprache hält ihn zum Glück auf Distanz. Wieder auf einem befestigten Sträßchen gehend, verliere ich leicht an Höhe und biege dann in Wiesenland zum Fuße des bewaldeten Kozí vrch (Ziegenberg) ab. Über eine steile Rampe führt ein markierter Gipfelzugang zur herrlichen Aussichtsplattform des Berges. Es bietet sich ein schöner Blick ins darunterliegende Elbtal. Ich nutze den Ort zu einer kleinen Pause. Wieder abgestiegen, verlasse ich den Wanderweg und biege nach links auf einen steilen lehmigen Forstweg ab. Der nach dem Dauerregen der letzten Tage völlig aufgeweichte Boden ist äußerst heikel zu begehen. Mehrfach muss ich Grünwuchs, Steine oder Bäume als Bremshilfe nutzen. Etwas verschlammt aber ansonsten unversehrt erreiche ich den Talboden und damit den Ort Mojžíř (Mosern).
 
Vorbei an der Bahnstation und der O-Bus-Endstelle laufe ich an der Hauptstraße entlang. Ich will von hier aus eine oberhalb des Ortes liegende Burgruine aufsuchen. Entgegen meinen eigenen Ideen nutze ich eine Zugangsbeschreibung aus dem Internet: Vorbei an der Kirche gehe man über die Straße „U Fary“ bergwärts vorbei an Gärten in den Wald und treffe auf den gesuchten Ort. Ha ha ha! Im feuchten Wald geht es am orografisch rechten Rand des wilden Grabens des Kamenný potok steil aufwärts. Der Graben ist nicht durchquerbar, mein Ziel läge jedoch auf der anderen Seite. Zahlreiche Hirschläuse, die Kopf und Arme als Landeplatz nutzen, führen zu weiterer Erbauung. Der Einzugsfächer des Grabens drängt mich immer mehr in die falsche Richtung. Einmal mehr erinnert mich das Gelände ans Tessin. Getreu dem Motto: Vorwärts immer, rückwärts nimmer! quäle ich mich weiter hinauf, bis ich auf Wiesenland treffe. Durch herrliche brusthohe Brennnesseln und Disteln umgehe ich den Grabenanriss. Durch gut begehbaren Hochwald gehe ich an der anderen Grabenflanke auf Wildpfaden wieder talwärts. Das ändert sich, als ich dornenverbuschtes einstiges Kulturland erreiche. Von links kommt ein neuer Graben herunter, an dessen rechtem Rand ich einigermaßen vorankomme. Dahinter sehe ich einen Weg. Als die lehmige Grabensohle nur noch etwa 10 m tief ist, wage ich eine Querung und gehe auf dem Weg bergwärts. Nach einem Stück entdecke ich einen abzweigenden Pfad, der mich doch noch zur gesuchten Hrad Strážný/Mojžíř (Wessenstein) bringt. Wenn ich meiner eigenen Intuition folge, klappt das Finden irgendwie besser. Auf dem markanten Felsen lege ich erschöpft meine Mittagspause ein. Die hiesige Burg wurde an der Schwelle vom 13. zum 14. Jh. errichtet und besiedelt. Zugunsten von Hrad Blansko wurde sie recht schnell wieder aufgegeben. Die Zuordnung des deutschen Namens soll auf einer Verwechslung mit der sächsischen Burg Weesenstein beruhen, so dass vom Objekt selbst relativ wenig bekannt ist. Die heute sichtbaren Mauerreste wurden bei nicht autorisierten Ausgrabungen freigelegt. Ich mache mich an den Abstieg und schaue gespannt wo ich rauskomme - geradeaus bis zur Hauptstraße, das wäre ja zu einfach für den Hinweg gewesen. Der ideale Zugang ist auf den Bildern dargestellt, der richtige Weg zweigt in Mojžíř am Club „Mon Cherry“ ab.
 
An der Hauptstraße gehe ich bis zum Ortsende und biege nach rechts bergwärts auf einen Fußweg ein. Dieser führt mich hinauf in die Siedlung Skalka. Die Plattenbausiedlung in ruhiger Lage mit kulturellen Einrichtungen, Einkaufsmöglichkeit und O-Bus-Anschluss kann ihre Herkunft vom Reißbrett des sozialistischen Städtebaus nicht verleugnen. Kurz nach der Siedlung in einem leicht fallenden Abschnitt sehe ich zwei rostige Seilbahnstützen. Eine Recherche weist später auf eine von 1969-1990 existierende 6 km lange Materialseilbahn von Neštěmice über Ryjice vermutlich zu einer Deponie nach Radešín hin. Über 2 Sektionen wurden mit einer Förderleistung von 100 t/h Schlacke und Schlamm bergwärts zur Deponierung gebracht. Ich folge nun im Tal des Neštěmický potok (Reindlitzer Bach) einer grünen Wanderwegmarkierung bergwärts und laufe an der Straße durch den Ort Ryjice (Reindlitz) hinauf. Trotz der moderaten Temperatur wird dies langsam anstrengend. Später biege ich rechts auf einen Pfad ab. Nun folgt noch einmal ein schweißtreibender Anstieg auf die Hochfläche. Ab dem Burgfuß sind es nur noch wenige Höhenmeter bis zum Plateau der Hrad Blansko (Blankenstein). Die Burg wurde um 1400 als Besitz der Wartenberger erstmals urkundlich erwähnt. Später wechselte sie unter die Herrschaft der von Bünau und wurde durch Ausbauten militärisch aufgewertet. Letzte Nutzer waren die Herren von Thun, bevor die Burg im Dreißigjährigen Krieg beschädigt wurde und danach verfiel. Durch den Bau eines Aussichtsturmes wurden die vorhandenen Reste überformt, so dass heute nur noch die Außenmauern über die Gestalt der Burg Auskunft geben. Ich nutze den aussichtsreichen Platz zu einer verdienten Pause. Nach dem Abstieg schließt sich ein kurzer Marsch auf einem leicht fallenden Fahrsträßchen an, das mich wieder nach Mírkov zurückbringt.
 
Durch den Wechsel von wilder Natur und der recht dichten Besiedlung im Elbtal hatte die absolvierte Runde einen ganz besonderen Kontrast.
 
Die pausenbereinigte Gehzeit betrug 5 h.
Einzelne Passagen an den Burg- und Bergzugängen sowie der Abstieg nach Mojžíř sind mit T2 zu bewerten, die übrige Strecke mit T1.
Der absolvierte Zugang zur Hrad Strážný/Mojžíř ist unmarkiert.

Tourengänger: lainari


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