Grün, warm, feucht und steil


Publiziert von lainari , 19. Juni 2017 um 21:09.

Region: Welt » Tschechien » České středohoří
Tour Datum:11 Juni 2017
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CZ 
Zeitbedarf: 4:30
Aufstieg: 640 m
Abstieg: 640 m
Strecke:15 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto oder Zug der ČD (U7) oder Zug von MBM rail (T3 nur am Wochenende) bis Velké Březno
Kartennummer:1:50.000, KČT Nr. 11 České středohoří východ

Burgensammeln bei Velké Březno (Groß Priesen)
 
Ein ausgesprochen warmer Tag wird erwartet. Nach ein wenig Herumtaktieren starte ich früh am Morgen und fahre ins rechtselbische České středohoří (Böhmisches Mittelgebirge) nach Velké Březno (Groß Priesen). Ich parke hinter dem Bahnhof an einem schattigen Plätzchen. Da ich zum Mittag zurück sein will, nehme ich nur das Nötigste mit. Der grün markierte Wanderweg verlässt das Siedlungsgebiet und führt durch schattigen Laubwald steil bergan. Durch die Gewitter der letzten Tage ist es feucht und dampfig, doch in angenehmer Kühle komme ich gut voran. Der erste Burgplatz am Weg ist leicht zu finden, eine Leitplanke am Forstweg dient hier als Anhaltspunkt. Rechts oberhalb des Weges befindet sich der nur wenig exponierte alte Burghügel der Hrad Velké Březno (Burg Groß Priesen). Der kleine Kamm wird berg- und talseits von je einem Halsgraben durchschnitten. Die Burg muss eine Wach- oder Übermittlungsfunktion besessen haben, anders lässt sich dieser nicht gerade ideale Standort nicht erklären. Der Burgplatz wurde archäologisch auf das frühe 14. Jh. datiert, bei Ausgrabungen fand man eine Münze von 1305. Teile des Wallgrabens wurden in der Neuzeit vom heutigen Waldweg überformt. Nach der Besichtigung der unscheinbaren Reste laufe ich weiter bis zum Sattel an der Wegkreuzung an der einstigen Fraschenbaude/Fráž. Ich biege nach links ab und laufe unmarkiert bergab. Unterwegs biege ich am ersten abzweigenden Weg nach rechts hinein. Der Forstweg endet an einer Wendeschleife. Hier gehe ich nach links auf eine Wiese hinaus und sehe bereits den nächsten Burghügel. Aber wie komme ich durch das üppige Grün dorthin? Ich folge dem unscheinbaren Weg durch die Wiese bis sich ein Hohlweg abzeichnet. Links davon ist eine verbuschte Anhöhe, die ich überquere. Dahinter folge ich dem kleinen Kamm durch kniehohes Dornengebüsch. Im Wald strebe ich dann auf eine Anhöhe zu, die durch einen Halsgraben vom Gelände abgeschnitten wird. Ein kurzer Anstieg bestätigt das Erreichen der Hrad Leština (Burg Leschtine). Die Burg war archäologischen Grabungen zufolge etwa von 1380-1420 besiedelt. Das zugehörige Dorf selbst wurde 1437 erstmals urkundlich erwähnt und ging 1454 in den Besitz von Jan von Wartenberg über. Der Burghügel weist an drei Seiten Steilhang auf, die leichter zugängliche Südseite dürfte einer der Gründe für den raschen Untergang der Burg gewesen sein.
 
Ich kämpfe mich zum Weg zurück und bin beim Rückweg zum Sattel Fráž erstmals in größerem Maße der Sonne ausgesetzt. Nach einer kurzen Rast an der Wegkreuzung laufe ich gelenkt von einer Lehrpfadmarkierung weiter. Zuletzt auf einem idyllischen Bergpfad komme ich zum Gipfel des bewaldeten Magnetovec (Spitzberg). Wie der tschechische Name vermuten lässt, verursacht das Umgebungsgestein eine Abweichung der Kompassnadel. Dies stört mein Weiterkommen jedoch nicht und ich begehe den Pfad entlang der felsigen Abbruchkante, die nun als Schutzgebiet mit Betretungsverbot belegt ist. Der sehenswerte Skalní hřib (Steinerner Pilz) aus Basanit liegt jedoch an der Route. Hier verscheuche ich erst einmal eine Rotte Wildschweine. An der südlichen Kante des Schutzgebietes steige ich weglos talwärts ab. Als Anhaltspunkt dienen mir dabei Bäume mit zwei roten Ringen als Markierung. Mit Erreichen eines Weges biege ich nach rechts, um nach wenigen Metern nach links eine Steilrampe hinabzugehen. Nun sehe ich eine erste Lichtung mit einer Wiese. Ich halte mich rechts und laufe nahezu horizontal bis zu einer zweiten Lichtung weiter. Hier entdecke ich in einem Wildgatter eine Feldbahntrasse und einen Wasserkran. Die Anlagen sind Bestandteil des als Herrenhaus bezeichneten Gasthauses in der Ansiedlung Velichov (Welchen). Das Unternehmen hat sich vorrangig auf die Durchführung von Hochzeiten spezialisiert. Auf dem Zugangsweg komme ich zu Talstraße hinunter. Dort muss ich mich zunächst am Straßenrand in Sicherheit bringen, da ein getunter Golf mit etwa 140 Sachen kurvenschneidend talaufwärts rast. Dann gelange ich zu den Häusern von Vítov (Wittal), einem Ortsteil von Velké Březno. Ich biege auf eine Anliegerstraße ab und strebe im Verlauf auf einem Flurweg unter sengender Sonne auf eine Hochfläche hinauf. An der Waldkante passiere ich die Kleinsiedlung Varta (Warta). Links des Waldweges zeichnet sich kurz darauf der Hügel der Hrad Varta (Burg Warta) ab.
 
Die Burg soll Mitte des 14. Jh. von Johann II. von Wartenberg auf Tetschen gegründet worden sein. 1378 kam sie in Besitz von Beneš Škopek z Dubé (Benesch Schkopka von Dauba). Auch diese Linie der Daubaer war in Irrungen und Wirrungen verwickelt und die Burg kam später zu Jan von Wartenberg. In den Hussitenkriegen wurde sie wahrscheinlich zerstört und fand ab 1465 keine Erwähnung mehr. Der Burghügel weist an drei Seiten Steilhang auf, die leichter zugängliche Südostseite war von einem Doppelwallgraben geschützt. Auf dem Plateau befinden sich einige kleine Mauerreste, die im Laufe der Jahrhunderte an der Südwestseite von einem Steinabbau reduziert worden sind. Ich kehre zum Waldweg zurück und gehe bis zu den ersten Häusern von Olešnice (Waldschnitz) talwärts. An der ersten Anliegerstraße biege ich nach rechts hinein und laufe nochmals leicht bergan. Im Wald biege ich einmal rechtwinklig nach links ab (der Karteneintrag ist hier unzutreffend, weist zwei parallele Wege aus). Am Waldrand überquere ich an einer Tankstelle die Hauptstraße und nehme einen Radweg hinter der Bahntrasse hinein nach Velké Březno. Nach einer Runde um die bekannte Březňák-Brauerei kehre ich zum Bahnhof zurück. Wegen der tschechischen 0-‰-Grenze verzichte ich dabei jedoch auf Bierseligkeiten. Dank schattigem Abstellplatz und Kühltasche kann ich mich mit einem wohltemperierten Picknick erfrischen. Nach einer Weile Bahnbeobachtung trete ich dann die Rückfahrt entlang der Elbe an.
 
Die pausenbereinigte Gehzeit betrug 4 h 30 min.
Die absolvierte Wegstrecke ist teilweise nicht als Wanderweg markiert und ist größtenteils mit T1 zu bewerten. Der Aufstieg zur Hrad Velké Březno, zur Hrad Leština (Dornengestrüpp!) und der Aufstieg zum Magnetovec haben abweichend die Schwierigkeit T2. Der weglose Abstieg zwischen Magnetovec und Velichov und die Umrundung der Hrad Varta (Nordwestseite) haben die Schwierigkeit T3.

Tourengänger: lainari


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