Konditionstest zur Cabane des Violettes


Publiziert von ABoehlen , 1. Juli 2016 um 15:04.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Mittelwallis
Tour Datum:27 Juni 2016
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 1700 m
Abstieg: 750 m
Strecke:Sierre – Darnona – Randogne – La Comba – Les Marolires – Cabane des Violettes – Vermala – Montana Gare, 19 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Sierre/Siders
Unterkunftmöglichkeiten:Hôtel Casino in Sierre
Kartennummer:LK1287 Sierre

Sierre ist ein ausgezeichneter Ausgangspunkt für Tagesausflüge – von Worb aus dauert die Anreise mit dem Zug nicht mal zwei Stunden. So kann ich schon um 07:25 Uhr starten. Die vorherige Nacht war nur 4 Stunden kurz, daher bin ich noch etwas müde, aber das wird sich jetzt sehr schnell ändern: Der Weg führt mich vom Bahnhof (533 m) in die Avenue Général Guisan und am Casino Hotel vorbei, bestens bekannt von inzwischen zahlreichen Aufenthalten. Die mir ebenso vertraute Bar «Le RDV» passierend, steige ich in den Ortsteil Villa hinauf und verlasse bei der Kirche die Strasse, um in die Rebberge einzutauchen.

Der nun folgende Weg ist mir ebenfalls bereits bekannt: Fast auf den Tag genau vor einem Jahr habe ich ihn frühmorgens unter die Füsse genommen, als wir während dem Eidgenössischen Schützenfest in Sierre logierten und ich im völlig überhitzten Zimmer keine Ruhe fand. Statt sich herumzuwälzen, erwies es sich als erholsamer, etwas in den Bergen wandern zu gehen. Heute ist die Temperatur weitaus geringer als damals, dennoch bin ich bald komplett nassgeschwitzt. Die Sonne heizt vom blauen Himmel ein, aber über den Bergen steigen bereits Quellwolken in die Höhe.

Der Aufstieg über Pt. 618 und Pt. 718 nach Darnona d'en Bas (810 m) ist sehr reizvoll und ausser mir ist niemand unterwegs. Wobei – das stimmt nicht ganz: Aus dem Rebberg taucht ein Hase auf, bleibt einen Moment auf dem Weg stehen, und hoppelt dann auf der anderen Seite wieder in die Reben hinein. Auch wenn diese riesigen Rebbaugebiete auf den ersten Blick eine trostlose Monokultur zu sein scheinen, so gibt es immer wieder Gehölzstreifen und Dickichte, wodurch auch Wildtiere hier ihren Platz finden.

Nach Darnona d'en Bas wird der Weg deutlich steiler und führt mich über Darnona d'en Haut (886 m) zur Brücke über die Standseilbahn, unterhalb der Haltestelle St-Maurice de Laques (ca. 1040 m). Hier musste ich vor einem Jahr umkehren, um nicht zu spät zum Frühstück zu erscheinen. Jetzt geht es weiter und bei Pt. 1147 links Richtung Bluche. Dieser Weg führt allerdings nach kurzem an einer Baustelle in die Sackgasse. Daher zurück und auf der anderen Seite nach Randogne (1220 m). Hier verläuft die Hauptstrasse, die nach Montana führt, aber der Wanderweg ist so angelegt, dass man die Strasse nur kreuzt und ihr nirgends folgen muss. So steige ich weiterhin gleichmässig steil bergan, passiere den Ortsteil La Comba und komme schliesslich unweit der Luzerner Höhenklinik bei Pt. 1491 nach Montana hinauf.

Fast tausend Höhenmeter habe ich in knapp zwei Stunden bereits geschafft und stelle fest, dass sich das Wetter geändert hat. Der Himmel ist nun komplett wolkenbedeckt und es ist ziemlich kalt geworden. Im verschwitzten T-Shirt merke ich das besonders. Trotzdem muss ich einen kurzen Halt einlegen, denn der Magen knurrt. Eigentlich erstaunlich nach dem üppigen Nachtessen und dem vielen Bier gestern Abend in der «Linde» zu Habstetten :-) Aber ein paar gewürzte Knäckebrote wirken in so einem Fall Wunder und bald kann ich weiterziehen.

Mehr oder weniger im Perimeter der Gondelbahn gelange ich durch einen schönen Bergwald nach Les Marolires (1649 m) hinauf. Die Bahn ist in Betrieb, aber alle Gondeln sind leer. Eigenartig… Bald sehe ich, warum: Auf mehreren der hohen Masten stehen Arbeiter in Leuchtwesten. Offenbar ist hier die Revision in Gange und die Sommersaison hat noch nicht angefangen. Oberhalb der Zwischenstation Les Marolires folge ich einem breiten Schotterweg, der gemächlich aus dem Wald in den Bereich der Bergmatten ansteigt. Erfreulicherweise lockert sich auch die Bewölkung langsam wieder auf, womit die Welt doch schon wieder anders aussieht!

Oberhalb der Baumgrenze bei ca. 2000 m ist die Aussicht überwältigend; hinunter nach Sierre und hinein ins gegenüberliegende Val d'Anniviers zu den schneebedeckten Viertausendern. Auch auf meinem Weg wird der Schnee allmählich ein Thema und oberhalb der Alpage des Génissons sehe ich, dass ab ca. 2500 m die Schneedecke noch relativ kompakt ist. So hoch hinauf gehe ich aber nicht mehr. Nur einige Schneereste passierend habe ich mein Gipfelziel bei der Cabane des Violettes auf 2209 m erreicht. Für dass dies meine erste «grosse» Bergwanderung in diesem Jahr ist, bin ich mit meiner Kondition ziemlich zufrieden.

Ausser mir scheint niemand unterwegs zu sein, aber die Hütte ist offen und in der Küche wird gearbeitet. Zu essen brauche ich jedoch noch nichts, aber umso mehr freue ich mich über eine heisse Ovomaltine. Ist auch die Sonne mittlerweile wieder das dominierende Element am Himmel, so ist es dennoch ziemlich frisch auf dieser Höhe. Dafür liegt einem hier sozusagen die Welt zu Füssen und die Aussicht von der Terrasse ist erstklassig. Dabei ginge es noch viel weiter hinauf. Ganz in der Nähe befindet sich die «Talstation» einer speziellen Art von Seilbahn, eines «Funitel», welche zur Plaine Morte hinaufführt. Deren riesige Masten kann man selbst von Sierre aus gut sehen, und hier aus der Nähe wirken sie noch viel imposanter. Aber auch diese Bahn ist noch geschlossen.

Für den Rückweg nehme ich dieselbe Strecke, jedenfalls bis Les Marolires. Dort schlage ich den Weg nach Vermala ein und mache unterwegs bei einer der raren Ruhebänke Rast. Hier brennt die Sonne heiss und ich kann die nassen Kleider und den Rucksack gut trocknen lassen.

Bald erreiche ich Vermala und den «Turm»; jenes riesige Hochhaus, das man fast vom gesamten Rhonetal aus sehen kann. Ein ungeheuer imposanter Bau, aber welchem Zweck er dient, erschliesst sich mir nicht. Alle Zufahrten sind mit Verbotsschildern und «propriété privé» gekennzeichnet, womit es sich hier wohl kaum um ein Hotel handeln dürfte…

Vermala (1663 m) ist der oberste Ortsteil von Montana, was bedeutet, dass es bis ins Ortszentrum noch ein Stück bergab geht. Ich folge dazu der Strasse. Unten wäre ich gerne bei der «Boucherie du Rawyl» auf einen Einkauf vorbeigegangen, aber leider haben sie Siesta und öffnen erst im Laufe des Nachmittags wieder. Dafür kaufe ich Ansichtskarten und schreibe sie auf der Terrasse der Pizzeria Michelangelo. Beim Bummel durch den Ort fällt mir auf, dass kaum Leute unterwegs sind, und auch die Restaurants sehr schwach besetzt sind. Die Sommersaison hat definitiv noch nicht begonnen, dafür konnte ich selbst in dieser vermeintlich sehr touristischen Gegend einen überaus ruhigen Wandertag verbringen.

Um 14:45 Uhr fährt die Standseilbahn und zischt die 930 Höhenmeter nach Sierre hinunter. Die Fahrt mit dieser längsten oberirdischen Standseilbahn der Welt (4191 Meter lang) ist immer wieder ein Genuss. Die Bahnkabine ist ringsum verglast, wie jene auf den Gurten, aber das Tempo ist ungleich höher, denn mit 7.5 m pro Sekunde ist es die schnellste Standseilbahn der Schweiz.

Tourengänger: ABoehlen


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