Kraxeltour über Haggenspitz und kleinen Mythen


Publiziert von Hikiashi , 24. Juni 2016 um 22:47.

Region: Welt » Schweiz » Schwyz
Tour Datum:24 Juni 2016
Wandern Schwierigkeit: T5+ - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: Mythengruppe   CH-SZ   Alptaler Berge 
Zeitbedarf: 5:30
Aufstieg: 650 m
Abstieg: 650 m
Strecke:Siehe GPX Datei
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit dem Auto bis zur Haggenegg
Kartennummer:LK 1:25'000, Bl 1152 "Ibergeregg"

Gut vorbereitet ging es Heute das erste Mal auf den Haggenspitz und den kleinen Mythen.
Dank Hikr.org konnten wir uns sehr gut vorbereiten: alle Berichte wurden gelesen, die Tracks analysiert, die Fotos studiert und so unsere Wunschroute zusammen gestellt.

Es soll von der Haggenegg zum Haggenspitz gehen, wobei wir den Müller-Kamin bewusst umgehen, dann rüber zum kleinen Mythen, hier aber durch den Kamin. Dies war unser Plan, welchen wir aber bewusst nicht als "muss", sondern als "wenn möglich" taxiert haben.

Haggenegg - Schärsack (25min)
Der Treffpunkt für mich und Roli war beim Parkplatz auf der Haggenegg. Hier soll unsere Tour starten. Ausgerüstet mit Klettergurt, Seil, Expressen, Schlingen und Helm ging es gemütlich dem schönen Weg entlang. Einfach traumhaft dieser Wald-und-Wiesenweg von der Haggenegg aus. Dieser Weg hat mir sehr gut gefallen. Noch sehr flach, optisch sehr ansprechend, fast etwas märchenhaftes. Lang geht es gemütlich geradeaus, bis es im Wald ganz sanft ansteigt. Dies ändert sich schlagartig, nachdem man den grossen Felsen im Wald rechts umgeht. Ab dort geht es richtig los. Hier folgt dann auch bald der Abzweiger zum Klettergarten "Schärsack", welcher vom Weg aus gesehen nach Oben-Links weggeht.

Schärsack - Haggenspitz (1h10min)
Der erste Teil nach dem Schärsack ist gemütliches klettern. Einen etwas höheren Absatz, welchen mein Kollege mit etwas kürzeren Beinen nicht direkt meistern konnte, haben wir mit einer langen Schlinge entschärft. So konnte er sich gut festhalten und die Stelle wie ein Ueli Steck bezwingen. Schon bald folgt die Stelle mit dem Berühmten "Spreizschritt". Von Unten sind die Stelle recht harmlos aus, von Oben dann etwas schwerer. Zuerst hat man das Gefühl, dass etwas zum Stehen fehlt, was aber nicht so ist: Man kann sich Prima im Spalt halten und findet für die Füsse gute Tritte. Trotzdem haben wir auch hier die Stelle mit einer Bandschlinge und einer Express entschäft. Danach mussten wir nur immer die richtigen Wegspuren finden, was nicht immer ganz einfach war. Wir waren jeweils froh, wenn es eine Markierung gab. Bei der Weggabelung für den Müller-Kamin sind wir bewusst links gegangen. Bald erreichten wir die Gedenktafel. Hier haben wir irgend etwas falsch gemacht und sind nicht ganz Ideal, zu weit rechts gelandet. Ich glaube wir waren am Schluss beim Ausstieg vom Müller-Kamin, was eigentlich nicht richtig ist. Nach dieser Stelle sind wir dann irgendwie zu weit Links gekommen, wo wir kurz in einer Sackgasse waren. Der Wiedereinstieg nach Rechts war dann etwas "luftig", aber von Erfolg gekrönt. Wir standen Tatsächlich auf dem Haggenspitz. Zugegeben: Mit 1h30min waren wir sehr gemütlich unterwegs. Aber wir hatten ja keinen Stress und sind keine Bergprofis.

Haggenspitz - Griggelisattel (25min)
Die Fotos von diesem Abstieg sehen ja schwindelerregend aus. Aber der Abstieg ist wirklich sehr angenehm, mit leichten Klettereien. Der Weg ist gut erkennbar und man hat immer gute Griffe und Tritte. Eine sehr schöne Angelegenheit. Zwei oder Dreimal muss man halt rückwärts runter, aber das klappt ganz Prima.

Griggelisattel - Kleiner Mythen via Nordkamin (30min)
Hier gibt es gute Wegspuren, aber teilweise gibt es mehre davon... zuerst sind wir bei der Tanne rechts rüber... da hat es zwar einen super Aussichtspunkt... aber weiter geht es hier nicht... dann Links beim Wäldchen würde es über einen Gipfel gehen.... irgendwie konnte das nicht stimmen... als wir ein paar Meter zurück gingen haben wir festgestellt, dass der Weg nach Unten weiter geht.... nochmals Glück gehabt. Danach unterhalb dem kleinen Mythen ist der Boden echt scheisse. Nur Geröll, loses Gestein, aufpassen, aufpassen aufpassen.... nicht nur, dass man kein Gestein löst, sondern dass man auch nicht ausrutscht... hier bin ich einen halben Meter gerutscht. Echt unangenehm! Unten am Kamin war mein Kollege nicht sicher, ob das eine Gute Sache wird: Zugegeben: Ich habe mich von den Berichten etwas zu sehr beeinflussen lassen: Dieser "easy Nordkamin" war für mich die unangenehmste Stelle der ganzen Tour. Zumindest der untere Drittel dieses Kamins. Danach gibt es Hilfsmittel und der Kamin selbst wird auch verblockter. Aber das untere Drittel war für mich am Limit. Auch ist der Kamin voll mit losem Material. Rolli wurde von einem Stein an der Hand getroffen, was ihm eine kleine Wunde zufügte: nochmals Excüsi. Oben angekommen haben wir die Aussicht genossen und einen Apfelwein getrunken (kleine Flasche, geteilt, waren also nicht betrunken). Roli füttere die bereits ziemlich fetten Dohlen mit Weinbeeren. Ich futtere meinen fetten Bauch mit eigenem Essen (ich teile sicher nicht mit anderen).

Auf dem Gipfel lernten wir dann noch paar nette Leute kennen und machten uns dann auf den Rückweg.

Kleiner Mythen - Südlicher Vorgipfel (15min)
Der Abstieg war zuerst noch etwas mühsam, da wir nicht genau erkannten, wo es lang geht. Nachdem eine passende Stelle gefunden wurde, ging es auf einem gut erkennbaren Weg zuerst runter, dann Richtung Vorgipfel. Hier gibt es eigentlich nur eine etwas ausgesetztere Stelle: Das traversieren des Gipfels vor dem Vorgipfel. Aber auch hier hat es schlimmer ausgesehen, als es schlussendlich war. Schnell haben wir uns noch im Vorgipfelbuch eingeschrieben und gingen weiter. Direkt vor uns fiel dann ein Herr um und stürzte. Zum "Glück" nur auf seinen Arm, der aber ziemlich aufgeschürft war. Wir boten Hilfe an, aber seine Begleiter waren ebenfalls bestens ausgerüstet (im Zwüschet-Mythen Beizli sahen wir dann die kleine Gruppe nochmals).

Südlicher Vorgipfel - Zwüschet Mythen (15min)
Auf einem gut erkennbaren Weg geht es einfach nur runter. Dies war sicher der langweiligste und mühseligste Teil der ganzen Route. Immerhin haben wir ein Gämschi gesehen (mein Erstes!) Das hat uns wieder aufgemuntert... einfach nur runter.. runter.. runter... durch Wald und Geröll... Beim Zwüschen-Mythen angelangt, genossen wir den Ausblick und haben unser Klettermaterial etwas zusammen gepackt.

Zwüschet Mythen - Haggenegg (55min)
Dieser Weg ist dann wieder schön. Durch Wald und Wiese. Ich muss zugeben: Ich dachte nicht, dass es noch soweit bis zur Haggenegg ist: Es geht zuerst ein paar Höhenmeter runter, die dann auch wieder rauf müssen. Schöner Weg.. einfach etwas lang :-)


Zusammenfassung:
- Die Wegfindung war einer unserer Hauptprobleme
- Mit dem 30m Seil waren wir total "overdressed". Wir haben es nie benötigt. Was aber sehr Hilfreich war, sind die Expressen und Schlingen. Obwohl viele Leute unterwegs waren, hatte niemand ein Klettergurt oder Schlingen. Wir waren scheinbar die einzigen "Amateure". Nächstes mal aber wieder so.
- Das Gestein ist sehr lose. Griffe und Tritte müsse doppelt und dreifach geprüft werden.
- Immer aufpassen, dass man keine Steine lostritt, was nicht einfach ist

Tourengänger: Hikiashi


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Kommentare (5)


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Chrichen hat gesagt:
Gesendet am 25. Juni 2016 um 08:18
Gratulation zur Tour! Und vielen Dank für den symphatischen und ausführlichen Bericht. Irgendwann möchte ich mich auch an den Haggenspitz Nordgrat wagen... dann wahrscheinlich ebenfalls "overdressed" :-)

Hikiashi hat gesagt: RE:
Gesendet am 25. Juni 2016 um 08:24
Hallo Chrichen
Vielen Dank für deine positive Rückmeldung! Ich bin noch ein "Greenhorn", was die Bergwelt betrifft. Aber die Vorbereitungen und Bedingungen haben für uns Gestern gepasst. Schritt für Schritt sind wir weiter und haben immer überlegt: Können wir das? Oder brechen wir ab? So haben wir es dann doch geschafft. Viele Grüsse
Alessandro

Stevo47 hat gesagt:
Gesendet am 25. Juni 2016 um 20:24
Wunderbar ehrlich geschriebener Bericht, so dass man als Aspirant auf diese Tour einen wunderbaren Einblick bekommt wie es einem wohl ungefähr ergehen wird. DANKE! Viele Grüße, Steve

Hikiashi hat gesagt: RE:
Gesendet am 25. Juni 2016 um 20:31
Salü Steve. Ich habe probiert die Tour möglichst so zu beschreiben, wie ich sie erlebt habe. Momentan bin ich noch am analysieren des Tracks. Irgendwo in der Umgehung des Müller Kamins sind wir zu weit Rechts geblieben, so dass wir direkt bei der Gedenktafel vorbei sind. Scheinbar muss man diesen Bereich weiter unten Links umgehen. Beste Grüsse

Stevo47 hat gesagt: RE:
Gesendet am 25. Juni 2016 um 21:36
Bin ebenfalls gerade dabei mich auf das T5-Niveau einzuschleusen und würde die Tour wohl ähnlich overdressed angehen (schon allein psychologisch). Vielleicht hast du den Bericht von Chrichen und mir vor kurzem gelesen "Zwei Weihnachtsbäume auf der Rigi Hochflue"...da waren wir auch ziemlich overdressed unterwegs. Aber lieber so als andersrum ;-). Viele Grüße, Steve


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