Kofel (1342m) - Linke Achsel & Kofelturm Reindlkante


Publiziert von AIi , 1. Juni 2016 um 21:26.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Ammergauer Alpen
Tour Datum:21 Mai 2016
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: V+ (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 500 m
Abstieg: 500 m

Der Kofel bei Oberammergau ist eigentlich ein alter Hut. So gut wie jeder kennt ihn, so gut wie jeder war schon mal oben. Dies liegt daran, dass der Kofel weder besonders hoch, noch besonders schwer ist - aber auffällig. Daher wird er verständlicherweise bei schönem Wetter von zahlreichen Gipfelaspiranten bestiegen.

Der Kofel hat jedoch noch ein anderes Gesicht, welches dem Kletterer vorbehalten bleibt. Die "Linke Achsel" stellt den vermutlich schönsten Anstieg zum Gipfel dar, wird einem hier doch luftige Kletterei bei mittelmäßiger Schwierigkeit geboten.

Das eigentliche Highlight ist jedoch der Kofelturm. Nur einen Steinwurf vom Wanderweg entfernt, wissen die wenigsten Kofelbezwinger von seiner Existenz. Und das obwohl es viele Gründe dafür gäbe, immerhin hat der Kofelturm eine Schartenhöhe von 30 Metern, Gipfelkreuz und Buch sowie mehrere schöne Kletterrouten zu seinem Gipfel. 

 

Los geht es am bekannten Kofelparkplatz in der Nähe des Friedhofs von Oberammergau. Über den Wanderweg geht es in Serpentinen den Wald Richtung Kofelgipfel empor. Auf gut 1100m quert der Wanderweg eine auffällige Schuttreiße. Um zur Linken Achsel zu kommen verlässt man direkt vor der Querung den Weg und steigt nach rechts auf Pfadspuren zwischen dem Schuttfeld und Felswänden den Hang hinauf. Ein paar Höhenmeter später öffnet sich rechts in den Südwänden ein Durchschlupf über den man recht einfach (II) den Ostrücken des Kofel erreichen kann. Beim Abzweig steht ein auffälliger alter Ahornbaum. Den Rücken erreicht, geht es auf diesem noch ein Stück bergan, dann ist bei einer Latsche der Beginn der "Linken Achsel" erreicht, erkennbar durch Metallschild und einen Stand.

 

In vier Seillängen (die ersten beiden kurz ca. 20m, die letzten beiden länger ca. 40m) erklettern wir uns nun die "Linke Achsel". Die Routenwahl ist nicht immer eindeutig, tendenziell hält man sich aber möglichst weit links über luftigen Abbrüchen. Obacht geben sollte man am 2. Stand, hier verleitet ein gut sichtbarer Bohrhaken (einer anderen Route) zur Querung nach links in die Wand, die eigentliche Route führt jedoch vom Stand nach rechts um ein Eck und weiter durch eine Rinne. Die Schlüsselstellen der Schwierigkeit IV sind eher dünn gesät, dazwischen gibt es viel Schrofengelände, teilweise auch Latschenkontakt. Ich würde die Route daher beim nächsten Mal in Bergschuhen machen, mit Kletterschuhen ist es etwas Schinderei.

 

Vom Gipfelkreuz des Kofel folgen wir dem versicherten Wanderweg Richtung Sattel. Nach den mit Ketten ausgestatteten Abschnitten, kurz vorm Sattel, biegen wir weglos nach rechts in den Wald ab. Nachdem wir in westlicher Richtung den Verbindungsrücken zum Kofel überquert haben, wenden wir uns nach Norden und folgen Pfadspuren zum Kofelturm, der beim felsigen Westgrat des Kofels steht. Auch wenn er nur etwa 5m vom Berg absteht, so hat er doch eine Schartenhöhe von 30m und eine imponierende Optik. Besonders ins Auge fällt sofort die "Reindlkante" (V+), welche die direkte und schönste Linie zum Gipfel darstellt. Weiter links gibt es noch den Normalweg (IV), dieser ist jedoch brüchig und schrofig, also weit weniger schön.

 

Wir entscheiden uns also zunächst die Reindlkante zu versuchen, sollte man hier scheitern, kann man ja immer noch einen zweiten Anlauf am Normalweg unternehmen. Vom Stand am Wandfuß geht es nun vorbei an Metallschildchen mit den Routennamen zu einem Band. Weiter links ginge es zum Normalweg, die Reindlkante führt senkrecht empor. Das erste Stück führt links der Kante durch die Wand, die Schwierigkeit hält sich noch in Grenzen (IV+ / V-) und mehrere Bohrhaken in kurzen Abständen geben Sicherheit. Kurz danach ist es jedoch mit der Gemütlichkeit vorbei, man gelangt zur Schlüsselstelle, einem kleingriffigen Überhang (V+). Der letzte Bohrhaken liegt auch schon wieder 3m unter einem. So kommt der Gelegenheitskletterer Ali hier schon gehörig ins Schwitzen, mit etwas Mut und Kraft hieft man sich dann aber doch irgendwie zum nächsten Bohrhaken;) Nach dieser Stelle wird das Gelände deutlich einfacher und man klettert an einer schmalen Kante genüsslich die letzten Meter zum alten Gipfelkreuz (IV-), alternativ kann man auch nach links ins Schrofengelände ausweichen.

Insgesamt gibt es an der Reindlkante 10 BH, das Gestein ist fest, eine Abseilmöglichkeit ist am Gipfel vorhanden. Die Abseillänge beträgt ziemlich genau 30m, ein 60m Seil reicht also aus.

 

Schwierigkeiten:

Zustieg "Linke Achsel": Wanderweg T1 und Weglos bis T4 II

Linke Achsel: Zahlreiche Varianten möglich, bei uns: 4 SL á 20,20,40,40m, bis IV, viel Schrofengelände bis T5

Kofelturm Reindlkante: V+, 30m mit 10 BH, Abseilmöglichkeit vorhanden


Tourengänger: AIi


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Kommentare (5)


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mabon hat gesagt: Sauber...
Gesendet am 2. Juni 2016 um 17:38
...gemacht und danke für die Inspiration. Ich hatte neulich, als ich dort geklettert bin, eine ähnliche Idee. :-)

Greets

Michael

AIi hat gesagt: RE:Sauber...
Gesendet am 2. Juni 2016 um 19:17
Hi Michi,
danke dir!
Der Kofelturm und die Linke Achsel taugen euch sicher, wir werden auch mal am Frauenwasserl vorbei schauen...;)

Gruß Ali

Kireko hat gesagt:
Gesendet am 2. Juni 2016 um 20:08
Hui, eine V+ und der Haken 3m drunter... Da wäre mir aber auch das Herz in die Hose gerutscht. So ähnlich wie bei unserer versehentlich begangenen "Variante" der Linken Achsel - genau an der Stelle, auf die du aufmerksam machst: [/rebecca-abenteuerberge.blogspot.de/2015/12/abenteuer-alpink...]

Viele Grüße und weiterhin schöne Touren

Rebecca

AIi hat gesagt: RE:
Gesendet am 2. Juni 2016 um 20:39
Hi Rebecca,
der Weiterweg nach dem 2. Stand ist wirklich unklar. Als ich am Stand ankam, hat mich der Haken links ebenfalls direkt angeglänzt - mein Glück war nur dass mich mein Seilpartner, ein in diesem Forum nicht ganz unbekannter Garmischer ;), über die normale Route rechtsrum aufgeklärt hat.

Die letzte SL nach dem Wandbuch empfanden wir übrigens auch als stellenweise IV-. Ich hatte am 3. Stand vorschnell die Kletterpatschen gegen Turnschuhe gewechselt, was sich etwas rächen sollte...

Gruß Ali

Kireko hat gesagt: RE:
Gesendet am 2. Juni 2016 um 20:49
Wir sind das Ganze ja in Bergstiefeln geklettert, was ganz gut ging. Aber stimmt schon, der Schluss ist eigentlich der schwierigste Teil - es sei denn, man nimmt eine falsche "Abzweigung" ;)


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