Lange Nachmittagsrunde auf Haaralmschneid und Hochfelln


Publiziert von maxl , 28. Mai 2016 um 16:44. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Chiemgauer Alpen
Tour Datum:22 Mai 2016
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 7:30
Aufstieg: 1300 m
Abstieg: 1300 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Ruhpolding nach Brand. Noch vor dem Ort rechts über eine kleine Brücke zum kostenlosen Park- und Grillplatz (Abzweig zur Glockenschmiede)
Unterkunftmöglichkeiten:Jausn aufm Hochfellnhaus und manchmal auf der Haaralm

Allzu hohe Ziele gehen sich in diesem eher merkwürdigen Frühling ja noch nicht aus, da fallen einem natürlich sofort die Chiemgauer Alpen ein. Vor drei Jahren habe ich daselbst mit dem Stefan drei Gipfelchen erkundet, die es mir wirklich angetan haben. Da kann man auf jeden Fall noch mal hingehen, dachten wir uns, zumal die Kombination mit einem Abendaufenthalt auf dem sonst überlaufenen Hochfelln auch reizvoll erscheint. Die einzige Krux an der Sache ist, dass man von dem letzten der drei bekannten Gipfel, dem Weißgrabenkopf, weglos und steil in die Scharte zum Thoraukopf hinuntermuss, Berichte auf hikr (z.B von Max oder Tef) suggerieren zwar, dass das nicht allzu schwer ist, von oben ist die Route aber nicht einsehbar, und wir erwischen zielsicher die falsche, so dass noch ein gutes Maß alpiner Würze in die Sache gekommen ist. Aber ein netter Abendaufenthalt auf dem Hochgern ist sich dann gottseidank doch noch ausgegangen.....

Los geht's bequem am Park- und Grillplatz an der Straße nach Brand direkt am Freizeitpark. An diesem Punkt wollen wir des nächtens wieder herauskommen, um aber zum Startpunkt zu gelangen, steht freilich erstmal ein saftiger Talhatsch (45min) nach Urschlau an. Es geht aber ganz angenehm ohne wirkliche Höhendifferenz meist auf Wanderwegen, nur am Ende dann kurz auf der (derzeit eigentlich gesperrten) Straße entlang. In Urschlau dann steigt man an einem wunderschönen alten Hof mit Kapelle auf einen Karrenweg, der durch den dichten Wald stur bergan zieht. Schließlich trifft er auf einen breiten Fahrweg, den wir flach ein paar Meter westwerts stiefeln, bis der steile Wirtschaftsweg hinauf zur Haaralm ansetzt. Dieser ist nochmal ein ordentlicher Test für die Kondition, gerade bei diesen Temperaturen, auweia. Aber wir schnaufen uns hoch, Bäche und Wasserläufe dabei als Erfrischungsmöglichkeiten ausnutzend, und gelangen so halbwegs wohlbehalten an die alte, wunderschöne Haaralm (70min ab Urschlau). Hier ist die Welt noch in Ordnung, so scheint's. Das schönste Stück des Aufstieg steht aber noch bevor: aussichtsreich geht's im sanften Gras bergan, nur zum Schluss etwas steiler, um die letzten 300hm zur Haaralmschneid zu gewinnen. Ein toller, leichter Gipfel im Chiemgau, der vom Massenandrang noch halbwegs verschont geblieben ist. Halbe Stunde ab Haaralm haben wir nochmal gebraucht, die Schwierigkeit geht eigentlich über T2 nicht hinaus.

Auf der Haaralmschneid machen wir erstmal lange Rast, Kraft werden wir noch genug brauchen. Der Besuch des höchsten Punktes sei derzeit nur bedingt empfohlen, er wird durch einen Elektrozaun mit gut Saft drauf gesperrt, wie ich erfahren habe dürfen. Dieser Zaun muss dann nochmal gequert werden, um die Tour nach Plan fortsetzen zu können. Ein paar Meter westlich des Kreuzes zweigen nämlich Trittspuren die steile Nordflanke hinab und leiten hin und wieder etwas rustikal durch den Wald und schließlich über schöne Wiesen zum Gröhrkopf hinüber. Hier steht auch ein Kreuz, das oft besucht wird, da von Osten her eine Pfadspur hinaufkommt. Endgültig einsam wird's dann auf dem Pfad zum Weißgrabenkopf, der ebenfalls etwas urig einige Abbrüche auf der Westseite quert und schließlich durch die Latschen auf den kleinen Gipfel führt (50min ab Haaralmschneid, T3). Auch dieser wird durch ein kleines Kreuz geziert, leider ist das alte GB völlig zerknittert, durchnässt und verschimmelt, schade.

Auf dem dritten Gipfel für heute verweilen wir nur kurz, schließlich wollen wir noch auf den Hochfelln, und dazu müssen wir auf der Nordseite des Weißgrabenkopfes absteigen. Von oben kann man das Gelände kaum einsehen, also steigen wir direkt vom Kreuz einen Schrofenhang hinab, der dann recht bald unglücklicherweise in eine steile Geröllrinne mündet. Diese erweist sich als ekelhaft (T5,I), aber gangbar; wir müssen nur höllisch auf Steinschlag aufpassen, hier und da lösen sich teils sogar von selbst Kokusnuss-große Brocken und purzeln hinunter. Am Ende der Rinne kommen ein paar Steilstufen, die letzte davon zwingt uns nochmal zu einem komplizierten Ausweichmanöver. Etwas ungeschickt rudern wir in widrigem Gelände hin und her, bis wir uns dann aber in eine sandige Nebenrinne hineinmogeln können, die schon bald passabel abgefahren werden kann. Schließlich rutschen wir auf einem Schneefeld hinunter zum Wanderweg, der von der Thoraualm hinauf in die Scharte zwischen Thoraukopf und Weißgrabenkopf führt. Anderthalb Stunden hat der Spaß gedauert, und einige Nerven, Schrammen und blaue Flecken gekostet.....

....uns aber dann am Ende doch nicht davon abhält, auch noch dem Hochfelln einen Besuch abzustatten. Wir wählen also den Pfad den Thoraukopf entlang, der schließlich die steile Südseite des Hochfelln erreicht. Diese wird auf breiten Wegen, am Ende durch Latschengassen gewonnen. Nach einer weiteren dreiviertel Stunde Aufstiegszeit (T2) stehen wir dann am Hochfelln, abend ist's inzwischen, aber eine wunderschöne Stimmung, die wir dann nochmal gebührend auskosten. Das letzte Licht hier oben einfangen zu können, ist ein tolles Erlebnis, und möglicherweise auch die einzige Chance, den zugebauten Gipfel genießen zu können. Schließlich richten wir unsere Stirnlampen her, und machen uns an den langen Rückweg, zunächst über den Aufstiegsweg, bis wir aber dann den direkten kürzeren Steig hinab zu den Thoraualmen (50min) wählen. Hier setzt dann ein Fahrweg an, den wir in der Dunkelheit hinabschlendern, das braucht dann nochmal 1h etwa, bis wir zu nachtschlafener Zeit wieder am Auto sind. Aus dem Plan einer gemütlichen Voralpenrunde ist zwar nix geworden, aber trotzdem haben wir einige tolle Eindrücke mitnehmen können an diesem schönen Tourennachmittag!


Tourengänger: andl, maxl


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Kommentare (2)


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Klausei hat gesagt: Abstieg vom Weißgrabenkopf
Gesendet am 3. August 2020 um 15:44
Der nordseitige Abstieg vom Weißgrabenkopf in die Scharte zwischen Thoraukopf und Weißgrabenkopf geht natürlich auch einfacher. Der T3-Steig durch enge Latschengassen über den Kammrücken ist eigentlich nicht zu verfehlen und schon ewig in OSM kartiert. Man muss also nicht unbedingt durch die steinschlaggefährdete Rinne rutschen, es sei denn, es ist grad ein schneereicher Winter und man hat Tourenskier an den Haxn.

maxl hat gesagt: RE:Abstieg vom Weißgrabenkopf
Gesendet am 14. August 2020 um 09:13
Das ist uns danach auch aufgefallen - das nächste Mal klappt's bestimmt:)


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