Strohnschneid (1484m), Hochfelln (1669m) und Weißgrabenkopf (1578m)


Publiziert von Tef , 9. Mai 2012 um 20:50.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Chiemgauer Alpen
Tour Datum: 5 Mai 2012
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Aufstieg: 1300 m
Abstieg: 1300 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:A8 Ausfahrt Traunstein, Richtung Ruhpolding, dann Richtung Brand/Freizeitpark, unmittelbar davor auf der anderen Seite Wanderparkplatz mit Brotzeithütte
Kartennummer:Kompass Nr.14

Furchtbar ist er verbaut, der Hochfelln, eigentlich kein Gipfelziel für uns. Aber es gibt einen wunderschönen Zustiegsweg, den ultralangen Ostrücken über die Strohnschneid, den man vom Tal aus bis zum Gipfel begehen kann. Bis auf einen kleinen Durchhänger zwischen Haßlberg und Poschinger Wand landschaftlich äußerst reizvoll.
Und dann geht es vom Gipfel weiter nach Süden über Thoraukopf zum Weißgrabenkopf, auch wunderschön!
Eigentlich wollten wir ja noch weiter über die Haaralmschneid, aber ein unglaublich rasch aufziehendes Gewitter mit erstaunlich hochsommerlicher Energie ließ uns vom Weißgrabenkopf wieder zurück nach Norden in die Scharte flüchten und von dort in Windeseile über Altschneefelder zu den Hütten der Thoraualm hinabsausen, keine Sekunde zu früh, denn es setzte gleich Hagel ein.
So blieb als Abschluß der Gang ins Tal entlang des Thoraubaches, wenn man die im unteren Teil die Foststraße meidet durchaus ein schönes Vergnügen.
So bildet unsere Tour quasi die nördliche Fortsetzung der Wanderung von maxl und 83_stefan.
Wo beginnt man die Wanderung? Im Prinzip bieten sich, falls man die komplette Runde anstrebt, viele Möglichkeiten zwischen Ruhpolding und Urschlau an.
Wir wählten den Parkplatz gegenüber des Freizeitparkes und folgen erstmal der schmalen Teerstraße zu den Gehöften von Haßlberg. Bald geht es links weg zum Glockenschmied und ins Thoraubachtal - von hier werden wir, was wir noch nicht wissen, wieder zurück kommen- wir gehen weiter geradeaus. Bei den letzten Häusern werden wir ungeduldig und verlassen die Straße nach links auf einen Forstweg. Der bringt uns leicht steigend über eine Wiese dem bewaldeten Rücken näher. Unmittelbar nach der Linkskehre verlassen wir den Weg und steigen weglos zwischen Buchen hinauf zum Rücken, wo wir auf einen guten Steig treffen, es gibt auch regelmäßig rote Punkte.
Die Orientierung ist also sehr leicht. wunderschön geht es nun durch lichten, hellgrünen Buchenwald nach Westen dahin, immer wieder würzen einige Felsen die Szenerie. So geht es kurzweilig dahin, bis sich die Felswände des Haßlberges (1117m) in den Weg stellen. Der Pfad weicht nach rechts aus und führt entlang von teils überhängenden Felswänden dahin. Dahinter geht es sehr steil auf rutschig-nassem Boden aufwärts (hier oberes T2). Wir erreichen wieder den Rücken und wenden uns nach rechts zu einer Lichtung, wo wir auf einen Forstweg treffen.
Wir folgen ihm, er führt etwas bergab und macht dann eine Linkskurve. Genau dort zweigt nach rechts ein verwachsener Forstweg ab, der uns wieder zurück zum Rücken bringt. Oben dann links und dann nicht dem Wegweiser "Hochfelln" folgen, sondern gleich rechts ab auf gut sichtbarem Pfad. Etwas fad geht es nun durch monotonen Stanglwald aufwärts, erst als die Felsen der Poschinger Wand (1293m) auftauchen wir es wieder hübscher. Wir umgehen die Felsen diesmal auf der linken Seite und kehren danach zum Rücken zurück.
Kurz darauf kommt von Norden von der Strohnalm ein "echter" Wanderweg hinzu, einige Schritte weiter könnte man nach Süden zur Farnbödenalm absteigen. Wir bleiben dem Rücken troy, der Wald lichtet sich, vorne rechts spitzt der Chiemsee hervor und vor uns taucht das Kreuz der Strohnschneid auf, eine sehr schöner Rastplatz. Den wir auch nutzen, denn noch ist es recht sonnig und die Wolken schauen harmlos aus...
Nach der Rast geht es weiter auf dem Rücken, der nun zunehmend verlatscht ist. Das Gewicht des Winters lastet noch schwer auf den Latschen, so daß der Weg manchmal kaum zu erkennen ist. Besser ist es bei Schneefeldern, die nun doch ab und zu auftauchen, denn darauf läßt sich gut gehen. Schließlich wird der Rücken etwas schmäler und zergliederter, kurzweilig geht es meist auf der aperen Südseite dahin, bis wir einen Sattel vorm Gipfelhang erreichen. Hier kommt auch der Weg von der Mittelstation hinzu, und der ist zu unserer Überaschung gut begangen. so treffen wir auf die ersten Menschen des Tages. Am rechten Rand steigen wir auf schmalem Pfad empor zum verbauten Gipfel.
Nach so viel Ursprünglichkeit nicht zu ertragen, zudem wirds immer trüber, also nix wie durch und auf der Südseite wieder runter. Entweder auf Schnee oder durch Latschengassen steigen wir auf dem nach Südosten ausgerichteten Grat ab zu einer Scharte zu Beginn des Thorauschneid. Hier wenden wir uns nach Südwesten und steigen steil hinab auf böseligem Gelände unterhalb schöner Felsen. Mittlerweile hat sich Richtung Kaiser doch ein kleiner Schauer gebildet un bei der Verzweigung vorm Thoraukopf überlegen wir kurz.
"Ach, wird schon vorbeiziehen, das Schauerchen" denken wir und gehen weiter nach Süden. Der Thoraukopf wird, begleitet von erstem Donnergrollen, westseitig umgangen, dahinter kommen wir erneut zu einer Verzweigung. Wieder könnten wir nach Osten zur Thoraualm absteigen, doch "oana gehd no" denken wir uns: der Weißgrabenkopf lockt.
Dazu muß man bei der Verzweigung einen Schritt nach Osten gehen und sieht dann eine schwache Pfadspur etwas links vom Latschengrat auf den Gipfel zustreben. Bald kommt ein steiles Schneefeld, welches sich aber gut begehen läßt. Inzwischen ist es rabenschwarz im Süden geworden, der Donner wird lauter. Der Grat wird schmäler, einigen abrutschgefährdeten Schneefeldern weichen wir über Latschen aus, dann wirds steiler und in leichter Kraxelei im brösliegem Gelände überwinden wir die Steilstufe (ist aber nicht schwerer als T3). Landschaftlich sehr schön, aber unser Blick geht auch immer öfter zum Himmel. Oben kommen wieder mehr Latschen, in den Gassen liegt weicher Schnee der das Vorankommen etwas erschwert doch schließlich sind wir oben.
Doch mehr als Abklatschen geht nicht, denn nun ist klar, das Gewitter wird nicht vorbeiziehen, im Gegenteil, erster Graupel fällt, Blitze zucken, Wind kommt auf und es donnert. Kein Wetter für nen Gipfel oder Grat, also auf dem schnellsten Weg hinab. Und der geht wieder zurück, den Regenschutz hastig übergestreift, abgeklettert, Schneefelder zum Abfahren nutzend zur Scharte und dann hinab zu den Thoraualmen. Jetzt spielt es auch keine Rolle mehr, ob Schnee noch rutschen könnte, wir nutzen ihn um schneller abzufahren.
Geht schnell, jedoch bricht bei mir einmal das linke Bein ein und ich mache einen Tauchgang in den Schnee. Alles butterweich, naß bin ich eh schon. Blöd nur, daß die Kameratasche vorne angeschnallt war, und noch blöder, daß sie nur halbherzig geschlossen war. Also gabs auch für die Kamera ein Vollbad, und das hat sie mir nicht verziehen. Ein paar Fotos durfte ich noch machen, dann ist sie sanft entschlafen...
Wir erreichen die erste Hütte und suchten uns unterm Vordach der Wind abgewandten Seite a Platzerl. Hatte es bisher nur wenig geregnet, ging es nun mit dem Hagel los, bald war alles frisch weiß um uns. Ein Knall links oben am Grat machte uns deutlich ,daß wir mitten im Gewitter waren.
Doch alles geht mal vorbei und nach etwa 45 Minuten konnten wir wieder aufbrechen. Es war nun merklich kühler, aber von Westen her begann bereits wieder aufzuklaren. Wir folgten der Almstraße talwärts, von links kommt später die Straße von den Farnböden hinzu.
Achtung: kurz bevor man zum sehenswerten Stromschnellen des Baches von den Farnböden kommt, zweigt nach rechts ein unbeschilderter Pfad ab, welcher viel schöner ist als die fade Almstraße. Er bringt uns zu einen Haus. Hier kurz nach links und gleich wieder rechts. Nun geht es wunderschön immer parallel vom Thoraubach abwärts, erst unten fädeln wir uns wieder in die Almstraße ein, überqueren den Bach, passieren die Schmiede und treffen wieder auf unseren Aufstiegsweg.
Ein aufregender Wandertag ging so zu Ende. Alle Wiederbelebungsversuche der Kamera blieben erfolglos....

Tourengänger: Tef


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Kommentare (5)


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83_Stefan hat gesagt:
Gesendet am 9. Mai 2012 um 23:25
Hallo Tef, gratuliere zur Tour! Schon erstaunlich, dass der Weißgrabenkopf in so kurzem Abstand gleich zwei Mal Besuch von einer HIKR-Partie bekommen hat. Naja, vielleicht wird's ja mal ein Modeberg ;-) .
Ich finde den Anstieg über die Strohnschneid übrigens gar nicht so toll, aber schön, dass er euch mehr Spaß gemacht hat. Dafür hat die Tour keine Opfer bei meinem Equipment hinterlassen... naja, vielleich funktioniert deine Kamera ja wieder, wenn sie trocken ist...

Bergpoetin hat gesagt:
Gesendet am 10. Mai 2012 um 14:39
Hmmm... immerhin hat die Kamera die gespeicherten Bilder noch herausgerückt, also besteht tatsächlich noch Hoffnung auf eine Wiederauferstehung.

Tef hat gesagt: RE:
Gesendet am 10. Mai 2012 um 21:23
die Kamera hat nix rausgerückt, das war die Speicherkarte, die mußt ich rausoperieren ;-)
da ich auch ein Mitglied der Wegwerfgesellschaft bin, wo reparieren teurer ist als kaufen, habe ich schon wieder zugeschlagen :-)

Martelke hat gesagt:
Gesendet am 7. Oktober 2020 um 21:04
Am Anfang ist vermutlich ein Fehler: wenn man ins Thoraubachtal über den Glockenschmied aufsteigt und von dort zum Haßlberg will, muss man den Fahrweg nach rechts verlassen.

Tef hat gesagt: RE:
Gesendet am 8. Oktober 2020 um 21:07
ich kann keinen Fehler sehen
"Bald geht es links weg zum Glockenschmied und ins Thoraubachtal - von hier werden wir, was wir noch nicht wissen, wieder zurück kommen- wir gehen weiter geradeaus." (nach Haßlberg)
genaus so ist es


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