Rigi Hochflue via Ostgrat und zurück nach Obertimpel


Publiziert von Chrichen , 1. Oktober 2014 um 14:33.

Region: Welt » Schweiz » Schwyz
Tour Datum:26 September 2014
Wandern Schwierigkeit: T5- - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: Rigigebiet   CH-SZ 
Zeitbedarf: 7:30
Aufstieg: 750 m
Abstieg: 750 m
Strecke:ca. 9 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit dem ÖV: Zug nach Brunnen / Bus bis "Seilbahn Urmiberg" / Seilbahn bis Obertimpel
Zufahrt zum Ankunftspunkt:(Gleicher Weg umgekehrt)

Die Rigi Hochflue stand eigentlich schon länger auf dem Programm. Da die Wetterprognose gute Verhältnisse versprach, wollte ich mich nochmals an einem Aufstieg über den Ostgrat via Egg versuchen. Als Abstieg wählte ich den Weg über die Leiter in Richtung Gätterli, wobei eine Abkürzung zurück zur Bergstation Urmiberg führt.

Anfangs Sommer versuchte ich mich zum ersten Mal an der Rigi Hochflue via Ostgrat. Aufgrund eines schlechten Bauchgefühls bin ich damals trotz guter Bedingungen bei einer kurzen ausgesetzten Stelle ein gutes Stück nach dem Spitz umgekehrt. Die Kraxelei bis dahin war aber äusserst schön und anregend, so dass die Rigi Hochflue weiterhin oben auf der Pendenzenliste blieb. Aufgrund einer kleinen dummen Verletzung suchte ich nach einer möglichst kurzen Variante. Im SAC Alpinwanderführer "Vierwaldstättersee - Zentralschweiz" wurde ich fündig: Vom Wanderweg zum Gätterli kann durch ein Waldstück weglos auf ein Strässchen abgestiegen werden, welches zurück in Richtung Egg führt.

Mit (fast) der ersten Seilbahn fahre ich hoch zum Bergrestaurant Timpelweid. Schon bei der Bergstation zeigt ein blauer Wegweiser den Weg zur Hochflue an. Ganz allgemein sind hier die Wege gut ausgeschildert. Über einen schönen Pfad mit Stufen geht's hinauf zum P. 1198. Von dort dem Bergwanderweg entlang weiter zu einem kleinen Strässchen und auf diesem am Gotterli vorbei bis Egg. Der Aussichtspunkt beim Gotterli ist durchaus lohnend. Da ich schon einmal da war, lasse ich ihn aber dieses Mal aus.

Bei der Alphütte bei Egg beginnt nun der gut markierte Alpinwanderweg über den Ostgrat zur Hochflue. Er führt direkt rechts an der Hütte vorbei und dann einen Grasshang empor. Kaum taucht man in den Wald ein, kommen schon die ersten Kraxelstellen. Gute Wurzelgriffe helfen. Trotz schönem Wetter ist der Boden teilweise recht feucht und rutschig. Die vielen Wurzeln und einige bereits auf dem Boden liegende Herbstblätter machen die Situation nicht besser. Vorsicht ist angeraten, und ich versuche bei etwas heikleren Stellen nach Möglichkeit zumindest mit einer Hand jeweils einen festen Griff zu fassen, während ich mich fortbewege. Die Teleskopstöcke bleiben im Rucksack.

Der Weg zeichnet sich durch längere und kürzere Passagen mitten auf dem Grat aus, während steilere Aufschwünge (inkl. Spitz) meist in der feuchten Nordflanke, einmal auf der Südseite umgangen werden. Zum Teil helfen Fixseile. Oft geht es über Stock und Stein, stellenweise auch ziemlich ausgesetzt. An einigen Orten kann man einen schönen Ausblick durch die Bäume hindurch auf den Urnersee geniessen. Die Stelle, bei der ich beim ersten Mal umgekehrt bin, kostet mich am meisten Überwindung. Eigentlich ist sie eher unspektakulär und technisch unschwierig. Der Weg verlässt den Grat und führt leicht abfallend in die nordseitige Flanke, wo es ohne Sicherung 3-4 Meter flach und etwas schmal weitergeht. Rechts fällt das Gelände einige Meter fast senkrecht ab. Direkt anschliessend führt ein Fixseil weiter hinauf, und bald schon ist der Grat erneut erreicht.

Wieder auf dem Grat führt der Weg nun oberhalb der markanten grossen Schuttflanke vorbei. In Kürze wird der untere Gratabschnitt zur Hochflue nun definitiv verlassen. Durch eine kleine Schuttrinne gewinnt man weiter an Höhe. Nach Querung einer Wiese steigt man über ein erstes sehr steiles Teilstück in der Falllinie mit Unterstützung eines Stahlseils und guten Tritten direkt in Richtung Gipfelplateau auf. Es folgt ein kurzes sanfteres Zwischenstück, bevor das Gipfelplateau schliesslich über einen felsig grasigen Kamin erreicht wird, der reichlich mit Bügeln und einem Seil ausgestattet ist. Dieses ca. 20-30 Meter lange Teilstück gilt als Schlüsselstelle. Persönlich empfand ich den Kamin aber einfacher als einige Stellen auf dem Grat. Es gibt viele grosse und feste Griffe und Tritte. Die Bügel sind als Tritte zwar etwas rutschig, als Griffe aber hilfreich. Das Seil ist manchmal hinderlich und muss 2-3 mal überquert werden, es beruhigt aber das Gemüt. Ich geniesse diese Stelle und fotografiere meinen Schuh :-).

Direkt nach dem Ausstieg grüsst ein Wegweiser. Auf den Pfeil, der zu meiner bisherigen Aufstiegsroute zeigt, hat jemand einen Kleber mit der Aufschrift "Take care" und einem Engelchen geklebt. Für einen Abstieg bei schlechten Verhältnissen ist dieser Ratschlag sicherlich nicht falsch. Oben auf dem Plateau geht es nun auf der trockenen Südseite unschwierig durch Wiese und Wald ostwärts zum Gipfel (T2-T3). Ca. 100 Höhenmeter werden dabei gewonnen.

Der Ausblick vom Gipfel ist äusserst reizvoll. Das Gipfelkreuz schmiegt sich schön in die Landschaft. Ich mache eine ausgedehnte Pause von über zwei Stunden, nicht zuletzt auch, weil das Wetter allmählich aufklart. Es ist einiges los hier, meistens bin ich nicht alleine. Platz gibt es genug.

Als Abstiegsroute wähle ich den Weg in Richtung Gätterli, der zunächst direkt vom Gipfel aus über eine ca. 25 Meter hohe fast senkrechte rostige Metallleiter hinabführt. Es braucht schon etwas Überwindung, die Leiter von oben her zu besteigen. Die zwei überlaufenden Griffe helfen aber sehr. Schritt für Schritt steige ich langsam und konzentriert hinunter. Besondere Beachtung ist jenen Stellen zu geben, an denen sich die Sprossen nahe am Fels befinden. Nach überwundener Leiter führt ein steiler und stellenweise mit dünnem Draht gegen den Abgrund hin gesicherter Weg in T3-Manier durch den Wald hinab.

Da ich die Abkürzung zum Obertimpel aus dem SAC Führer nehmen will, behalte ich stets ein Auge auf meinen aktuellen Standort. Wenige Minuten vor P.1389 solle man rechterhand weglos durch eine steile felsdurchsetzte Waldflanke bis zur Senke oberhalb P.1231 (auf ca. 1250 m) absteigen. Die Schwierigkeit ist mit T4 angegeben. Kurz vor einer grösseren Waldlichtung, wo der Weg ein Stück weit flach bis leicht ansteigend verläuft, wähne ich mich ungefähr an der richtigen Stelle. Ein Stacheldrahtzaun wirkt nicht gerade einladend. Zur Sicherheit gehe ich noch einige Meter weiter. Weiter vorne, mitten in der Lichtung, befindet sich ein markanter Holzstrunk mit eingeschnitztem Gesicht. Anhand der Höhenlinien auf der Karte vermute ich den idealen Einstiegspunkt wenige Meter zurück, dort wo der Waldboden jenseits des Zauns ein Stück weit fast flach verläuft.

Ich überklettere den Zaun und gehe ich von hier durch ein kleines, relativ sanft abfallendes Tälchen. Nach einer leichten Kurve folge ich einem umgefallenen Baum entlang mehr oder weniger in der Falllinie weiter nach unten. Der Boden ist etwas rutschig. Die Teleskopstöcke sind eine grosse Hilfe. Die weitere Route erscheint mir ein Stück weit recht logisch, bis ich erneut zu einem etwas flacheren Teilstück komme, ähnlich einer Terrasse. Ab hier wird das Gelände erneut unangenehm steil, was auch der Karte zu entnehmen ist. Bis anhin war der Wald recht "aufgeräumt" mit wenig Unterholz. Das scheint sich nun zu ändern. In Abstiegsrichtung links wäre der Hang vermutlich etwas flacher, aber viel Unterholz und ein kleiner Graben dazwischen lassen das Unternehmen nicht sehr vielversprechend erscheinen. Rechts gibt es reichlich Gemüse am Boden, was auch nicht so einladend aussieht. In der Mitte ist es recht steil. Nach kürzerem Hin und Her entdecke ich eine sehr undeutliche Spur, die ca. in der Mitte hinabführt. Dieser folge ich zunächst ganz kurz in der Falllinie, dann nach rechts traversierend. Der Boden hat eine ideale Konsistenz. Genug weich, so dass sich Tritte machen lassen, genug fest, so dass diese nicht abrutschen. Damit komme ich in flacheres Gelände, ca. da wo ich hinwollte.

Die Senke hat ein Flair von Urwald, durchaus stimmungsvoll mit grossen moosbewachsenen Felsbrocken und Sumpf. Die Hochflue kann nun von einem anderen Winkel aus begutachtet werden. Ich stosse auf den unteren Teil der in der Karte eingezeichneten fahrzeugbreiten Wegspur. Sie ist stark überwachsen und wurde wohl schon länger nicht mehr befahren. Schon nach wenigen Metern mündet sie in das Strässchen, welches mich nun wenig abenteuerlich zurück nach Egg führt. Ab hier auf dem Hinweg zurück zur Seilbahnstation. Im Bergrestaurant gibt es einen feinen Kaffee bei grandioser Aussicht.

Die Rigi Hochflue bietet viel Alpinwander-Flair. Der Ostgrat ist abwechslungsreich und kurzweilig. Die Leiter beim Abstieg Richtung Gätterli sorgt für einen Hauch von Abenteuer. Die Abkürzung zurück nach Obertimpel ist durchaus reizvoll und hat sich für mich sehr gelohnt. Wo die Schwierigkeiten liegen, scheint sehr subjektiv und wohl auch abhängig von den Bedingungen zu sein. Ich fand den waldigen Grat vor allem wegen des feuchten und rutschigen Untergrunds an gewissen Stellen um einiges herausfordernder als die Schlüsselstelle beim Kamin. Die Zeitangabe beihaltet alle Pausen. Tatsächliche Marschzeit: ca. 3h30.

Tourengänger: Chrichen


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Kommentare (2)


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MicheleK hat gesagt:
Gesendet am 31. Oktober 2014 um 22:29
Gratuliere zum guten Bericht: ausfuehrlich und gute Bilder!

Vielen Dank!
Gruss,
Michele

Uli_CH hat gesagt: Danke, Christian
Gesendet am 25. Mai 2017 um 21:44
für den ausführlichen Bericht, der mich zu meiner heutigen Auffahrtstour inspiriert hat.

Lieben Gruss
Uli


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