Chärpf Trilogie
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Gesetzt war heute nur der Gross Chärpf. Doch angesichts des herrlichen Wetters entschied ich mich vor Ort für eine grössere Zusatzschlaufe zum Hanenstock. Und da lag der Chli Chärpf ohnehin am Weg. Schliesslich gilt es in diesem durchzogenen Winter zuzuschlagen, wenn immer die Verhältnisse stimmen. Um diesbezüglich flexibel zu sein, startete ich sehr früh. Das hatte natürlich auch mit dem erwarteten Grosskampftag im Gebiet zu tun. Tatsächlich bestiegen heute über zwanzig Türler den Gross Chärpf, am kleinen Bruder dürften es zehn Mal mehr gewesen sein.
Um sieben Uhr laufe ich im Halbdunkeln in Unter Erbs los. Mal abgesehen von zwei Campern, die auf dem Parkplatz übernachtet haben, herrscht Ruhe vor dem Sturm. Zunächst noch mit der Stirnlampe folge ich dem bestens ausgetretenen Hüttenweg Richtung Ober Erbs. Im Burstwald reicht die Schneedecke noch knapp für den Aufstieg, doch alternativ kann immer auf die planierte Forststrasse ausgewichen werden, welche auch die Winterwanderer benutzen. Bald öffnet sich der Blick auf den Hausstock mit seiner mächtigen Nordwand, der Blickfang auf der ganzen Tour. Prächtig anzusehen, wie er von den ersten Sonnenstrahlen wachgeküsst wird.
Mich persönlich erwartet dieser Moment erst auf Höhe Rotstock, sprich circa 2300m. Hierhin war ich auf gut gelegter Spur, natürlich relativ glasig nach den warmen Tagen, aufgestiegen. Hier trennen sich auch die Routen auf Gross und Chli Chärpf. Erstere steigen durch den südexponierten Kessel in den Sattel bei P. 2515 auf. Man erreicht hier gut 30°. A propos, die Lawinensituation präsentierte sich heute nicht nur im Bulletin, sondern auch vor Ort äusserst günstig. Das ist an diesem Berg ohnehin Voraussetzung, das Unglück von 2011 hatte ich stets im Hinterkopf. Mit einem Schlenker gegen Westen und einer kurzen Portage umgehe ich den abgeblasenen SW-Sporn und steige zum Skidepot auf. Selbst mit Harscheisen ist das Gehen relativ mühsam.
Pickel und Steigeisen leisten im Fussaufstieg gute Dienste, zwei Felspartien sind vereist. Auch sonst ist das Gelände genug steil, so dass man gegen zusätzliche Sicherheit nichts einzuwenden hat. Was sind schon ein paar Gramm zusätzlich?! Kurz nach zehn Uhr erreiche ich den Gross Chärpf (2794m). Es geht ein frischer Wind, sonst lässt das Wetter genau wie das Panorama keinerlei Wünsche offen. Im Norden der Blick übers Unterland bis zum Federispitz, im Süden die Glarner Hochalpen, im Osten und Westen Ziele für ein ganzes Türlerleben.
Was nun? An einem solchen Tag um zehn Uhr an den Heimweg denken? Natürlich nicht: Hanenstock voraus! Dieser liegt gerademal zwei Kilometer entfernt in der Verlängerung des Chärpf SW-Grats. Theoretisch liesse er sich via Chärpftor relativ zügig erreichen. Doch einerseits ist dies keine erlaubte Route im Schutzgebiet Chärpf, andererseits wegen der Gefahr von Steinschlag und Lawinen ohnehin nicht empfehlenswert. Die bestmögliche (und einzige) Alternative ist eher umständlich. Ich fahre über die Aufstiegsroute bis ca. 2420m ab und erreiche von dort im Tross die Chärpfscharte (2664m).
Abfellen und kurze Abfahrt auf ca. 2500m. Nun spure ich möglichst höheneffizient nach Südwesten, das dauert eine gefühlte Ewigkeit. Im Gegensatz zu vorhin herrscht hier absolute Stille und Einsamkeit. Vorsicht: Auf der LK kann der Eindruck einstehen, ab P. 2515 liesse sich alles dem Grat bis zum Hanenstock (2561m) folgen. Tatsächlich müssen mehrere Aufschwünge umgangen werden. Den Gipfel erreiche ich zuletzt zu Fuss, kurz > 30°. Erster Bucheintrag seit September. Die Abgeschiedenheit ist es denn auch, welche den Hanenstock im belebten Chärpf-Gebiet auszeichnet. Skifahrerisch gibt er wenig her und wird im Winter kaum begangen. Am lohnendsten ist wohl die Abfahrt nach Betschwanden, aber auch sie erfordert (wie alle Varianten) einen Wiederaufstieg.
Ich hingege quere nach meiner Mittagsrast auf Fellen alles zurück Richtung Chärpfscharte. Im kurzen Wiederaufstieg macht sich in meinen Beinen das Tagesprogramm erstmals richtig bemerkbar. Übrigens, heute wählen nur wenige Türler für ihren Aufstieg zum Chli Chärpf (2700m) eine der Varianten via Leglerhütte (sprich ab Mettmen od. Pleus). Der abschliessende Fussaufstieg gibt sich äusserst gutmütig, von kurzen Staus mal abgesehen. Oben ist der angekündigte Wetterumschwung bereits deutlich erkennbar. Von Westen drücken Wolken und der Wind hat angezogen. Ich verweile nicht und mach mich an die lange Abfahrt via Filetsch zurück nach Unter Erbs. Wider Erwarten konnte der Schnee nur an wenigen Stellen schön aufsulzen, war aber überall gut fahrbar. Beim Auto blasen mir dann bereits Sturmböen um die Ohren. Zum Tourabschluss in den Elmer nach Matt, meine liebste Beiz im Chlital.
Zeiten (zügig)
3:05 Gross Chärpf
1:45 Hanenstock
0:55 Chli Chärpf
0:45 Unter Erbs
slf mässig (ab 2200m, Sektoren Nord/Ost)
Vorsatz: Nächstes Wochenende einfach mal eine normale Skitour machen. Ein Aufstieg, eine Abfahrt. Keine 2000Hm, keine 20km Distanz, keine sechs Stunden, kein viermaliges Anfellen...
Um sieben Uhr laufe ich im Halbdunkeln in Unter Erbs los. Mal abgesehen von zwei Campern, die auf dem Parkplatz übernachtet haben, herrscht Ruhe vor dem Sturm. Zunächst noch mit der Stirnlampe folge ich dem bestens ausgetretenen Hüttenweg Richtung Ober Erbs. Im Burstwald reicht die Schneedecke noch knapp für den Aufstieg, doch alternativ kann immer auf die planierte Forststrasse ausgewichen werden, welche auch die Winterwanderer benutzen. Bald öffnet sich der Blick auf den Hausstock mit seiner mächtigen Nordwand, der Blickfang auf der ganzen Tour. Prächtig anzusehen, wie er von den ersten Sonnenstrahlen wachgeküsst wird.
Mich persönlich erwartet dieser Moment erst auf Höhe Rotstock, sprich circa 2300m. Hierhin war ich auf gut gelegter Spur, natürlich relativ glasig nach den warmen Tagen, aufgestiegen. Hier trennen sich auch die Routen auf Gross und Chli Chärpf. Erstere steigen durch den südexponierten Kessel in den Sattel bei P. 2515 auf. Man erreicht hier gut 30°. A propos, die Lawinensituation präsentierte sich heute nicht nur im Bulletin, sondern auch vor Ort äusserst günstig. Das ist an diesem Berg ohnehin Voraussetzung, das Unglück von 2011 hatte ich stets im Hinterkopf. Mit einem Schlenker gegen Westen und einer kurzen Portage umgehe ich den abgeblasenen SW-Sporn und steige zum Skidepot auf. Selbst mit Harscheisen ist das Gehen relativ mühsam.
Pickel und Steigeisen leisten im Fussaufstieg gute Dienste, zwei Felspartien sind vereist. Auch sonst ist das Gelände genug steil, so dass man gegen zusätzliche Sicherheit nichts einzuwenden hat. Was sind schon ein paar Gramm zusätzlich?! Kurz nach zehn Uhr erreiche ich den Gross Chärpf (2794m). Es geht ein frischer Wind, sonst lässt das Wetter genau wie das Panorama keinerlei Wünsche offen. Im Norden der Blick übers Unterland bis zum Federispitz, im Süden die Glarner Hochalpen, im Osten und Westen Ziele für ein ganzes Türlerleben.
Was nun? An einem solchen Tag um zehn Uhr an den Heimweg denken? Natürlich nicht: Hanenstock voraus! Dieser liegt gerademal zwei Kilometer entfernt in der Verlängerung des Chärpf SW-Grats. Theoretisch liesse er sich via Chärpftor relativ zügig erreichen. Doch einerseits ist dies keine erlaubte Route im Schutzgebiet Chärpf, andererseits wegen der Gefahr von Steinschlag und Lawinen ohnehin nicht empfehlenswert. Die bestmögliche (und einzige) Alternative ist eher umständlich. Ich fahre über die Aufstiegsroute bis ca. 2420m ab und erreiche von dort im Tross die Chärpfscharte (2664m).
Abfellen und kurze Abfahrt auf ca. 2500m. Nun spure ich möglichst höheneffizient nach Südwesten, das dauert eine gefühlte Ewigkeit. Im Gegensatz zu vorhin herrscht hier absolute Stille und Einsamkeit. Vorsicht: Auf der LK kann der Eindruck einstehen, ab P. 2515 liesse sich alles dem Grat bis zum Hanenstock (2561m) folgen. Tatsächlich müssen mehrere Aufschwünge umgangen werden. Den Gipfel erreiche ich zuletzt zu Fuss, kurz > 30°. Erster Bucheintrag seit September. Die Abgeschiedenheit ist es denn auch, welche den Hanenstock im belebten Chärpf-Gebiet auszeichnet. Skifahrerisch gibt er wenig her und wird im Winter kaum begangen. Am lohnendsten ist wohl die Abfahrt nach Betschwanden, aber auch sie erfordert (wie alle Varianten) einen Wiederaufstieg.
Ich hingege quere nach meiner Mittagsrast auf Fellen alles zurück Richtung Chärpfscharte. Im kurzen Wiederaufstieg macht sich in meinen Beinen das Tagesprogramm erstmals richtig bemerkbar. Übrigens, heute wählen nur wenige Türler für ihren Aufstieg zum Chli Chärpf (2700m) eine der Varianten via Leglerhütte (sprich ab Mettmen od. Pleus). Der abschliessende Fussaufstieg gibt sich äusserst gutmütig, von kurzen Staus mal abgesehen. Oben ist der angekündigte Wetterumschwung bereits deutlich erkennbar. Von Westen drücken Wolken und der Wind hat angezogen. Ich verweile nicht und mach mich an die lange Abfahrt via Filetsch zurück nach Unter Erbs. Wider Erwarten konnte der Schnee nur an wenigen Stellen schön aufsulzen, war aber überall gut fahrbar. Beim Auto blasen mir dann bereits Sturmböen um die Ohren. Zum Tourabschluss in den Elmer nach Matt, meine liebste Beiz im Chlital.
Zeiten (zügig)
3:05 Gross Chärpf
1:45 Hanenstock
0:55 Chli Chärpf
0:45 Unter Erbs
slf mässig (ab 2200m, Sektoren Nord/Ost)
Vorsatz: Nächstes Wochenende einfach mal eine normale Skitour machen. Ein Aufstieg, eine Abfahrt. Keine 2000Hm, keine 20km Distanz, keine sechs Stunden, kein viermaliges Anfellen...
Tourengänger:
Bergamotte

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