Siplinger Nadel (1580m) - Giftzwerg aus Herrgottsbeton


Publiziert von AIi , 27. Dezember 2015 um 23:39.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum:26 Dezember 2015
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: V+ (UIAA-Skala)
Mountainbike Schwierigkeit: S - Fahrtechnisch schwere Tour
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 5:00
Aufstieg: 600 m
Abstieg: 600 m

Am Nordrand der Allgäuer Alpen erstreckt sich vom deutschen Immenstadt bis zum österreichischen Hittisau die Nagelfluhkette. Diese ist vor allem für ihre vielen, relativ einfach zu überschreitenden Gipfel um den Hochgrat (1832m) bekannt, eher nebensächlich ist dabei das im Namen enthaltene Gestein, welches hin und wieder am Rand eines Wanderwegs auftaucht. Der Nagelfluh wird auch Konglomeratgestein oder auf allgäuerisch Herrgottsbeton genannt, letztere Bezeichnung kommt von seiner Brüchigkeit. 
Doch neben abrundeten Gipfelchen, hat der Nagelfluh auch so manches Schmuckstück geformt, eines davon ist die Siplinger Nadel etwas südlich der Nagelfluhkette. Dieser Felszacken, welcher sich auf ca. 1500m in der Nordflanke des Siplinger Kopfes befindet macht nicht nur optisch was her und zieht die Blicke der passierenden Wanderer auf sich, er bietet auch drei nicht ganz einfache Kletterrouten zu seinem mit Kreuz geschmückten Gipfel. Auch der Normalweg hat eine Schwierigkeit von V+, das ganze wohlgemerkt im ungewohnten und brüchigen Herrgottsbeton. Wer die Siplinger Nadel als Gipfel sieht (was bei einer Schartenhöhe von 20 Metern Unsinn ist) der kann sie sogar als schwierigsten Allgäuer überhaupt bezeichnen.


Start dieser aus vielerlei Hinsicht speziellen Tour ist im Ort Gunzesried Säge oberhalb von Sonthofen. Der verrückte Dezember 2015 lockt nämlich erneut mit blauem Himmel, zweistelligen Plusgraden und braunen Wiesen zum Klettern und Mountainbiken. Los gehts also mit den MTBs am großen kostenpflichtigen Parkplatz in Gunzesried Säge. Über die asphaltierte Talstraße durchqueren wir den Ort und passieren die Zollschranke, anschließend gehts erstmal flach das kalte Tal hinauf. In einem kleinen Waldstück führt die Straße kurz etwas steiler eine Schwelle hinauf, dann ist auch schon der Abzweig zum Siplinger Kopf auf ca. 1040m erreicht.

Hier überqueren wir den Aubach und folgen der Beschilderung zum Siplinger Kopf auf der Südseite des Bachs über einen eisigen Fahrweg. Dieser führt erstmal in Form einer Furt durch einen kleinen Nebenbach, eine Brücke für Fußgänger ist natürlich auch vorhanden. So klein, dass man ihn problemlos mit MTB durch die Furt durchfahren könnte, ist dieser Nebenbach allerdings doch nicht. Leider stellte ich dies erst beim Steckenbleiben im lockeren Kies des Bachbetts fest, wodurch mich der älteste aller MTB Fehler einen durchnässten Schuh kostete. Zum Glück kein großes Problem, mein Bruder leiht mir einen Wanderschuh aus dem Rucksack und es geht weiter.

Direkt nach der Furt wird der Fahrweg zu einem breiten Wanderweg der vermutlich auch zum Viehtrieb benutzt wird. Uns als MTBler kommt das gerade recht und so schieben wir, die fahrtechnisch anspruchsvolle Abfahrt vor Augen, unsere Räder die zahlreichen Serpentinen durch den Wald bis kurz vor die Obere Siplinger Alpe empor. Ein kleines Stück vor der Alpe werden die Schneereste doch etwas größer und wir parken die Räder an einem Nagelfluhfels am Wegesrand. Die Nadel direkt über uns, steigen wir anschließend einfach durch die gestuften Almwiesen zu deren Wandfuß auf der Südseite zu, der reguläre Wanderweg würde etwas weiter rechts über die Alpe verlaufen.

Nach einer kurzen Sondierung der drei Anstiegsrouten (siehe Topo), entscheiden wir uns für den Normalweg durch den rechten Wandteil, da dieser entgegen mancher Internetgerüchte bestens durch neue Abseilringe anstatt Bohrhaken versichert ist.

Route Normalweg Siplinger Nadel (V+):
Vom Einstieg etwas links der Kante über einen Riss schräg hinauf zur Kante (sonderbares Gewächs). Weiter waagrecht nach rechts queren (rostiger Schlaghaken) und anschließend entweder direkt zum nächsten Ring hochklettern oder weiter nach rechts in eine Rinne mit Gewächsen und Erde queren. Über diese Rinne oder die Kante rechts daneben zum Kreuz.
Die Routenlänge beträgt ungefähr 20m.
Allgemein gilt: Der Fels ist meist gar nicht so brüchig wie befürchtet, nur da wo etwas wächst kommt einem viel entgegen.
Abgeseilt wird vom Kreuz oder der Kette (durch doppeltes Seil verstärkt) direkt darunter.

Rückweg von der Nadel identisch, die Abfahrt mit den Räder über den Wanderweg hat auch getaugt.

Schwierigkeiten:
Gunzesried Säge - Abzweig Siplinger Kopf: L T1 Teerstraße 
Wanderweg zur Siplinger Alpe: T2, S
Aufstieg zur Nadel über Weide: T2
Normalweg Siplinger Nadel: V+, die Rinne mit den Gewächsen gegen T5

Fazit:
Sehr exklusive Mischung aus einmaliger Kletterei im Herrgottsbeton und spannender MTB Abfahrt über einen Wanderweg. Wem sowas gefällt (wie mir) der kommt voll auf seine Kosten!

Tourengänger: AIi


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