Val Bavona - Antico Sentiero della Alpe Larèchia
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Vor langer, langer Zeit führte ein Weg durch das wilde Bachtobel entlang des Ri di Larèchia hinauf zur Alp Larèchia. Auf der Landeskarte 1:50'000, Blatt 265 Nufenenpass, Ausgabe 1956 ist dieser Weg noch eingezeichnet.
Ich hatte mich dieses Frühjahr erstmals daran gemacht diesen Weg zu finden. Ich konnte ihn wegen hohem Wasserstand des Ri di Larèchia, an der Stelle wo man den Bach zum ersten Mal überqueren müsste, vorerst nicht weiter erkunden. Zu gefährlich war es mir über die glitschig nassen Felsbrocken zu springen und das Risiko einzugehen im Falle eines Sturzes von den tobenden Wassermassen mitgerissen und zwischen Granitblöcken zerdrückt und ertränkt zu werden. Übler Gedanke! ;-)
Kommt Zeit, kommt Rat, kommt Attentat ....
Der Jahrhundert November 2015 mit seinen spätsommerlichen Temperaturen und ausgedehntem Hoch über ganz Europa lockte mich noch einmal in die Tessiner Alpen bevor vielleicht doch noch der Schnee und die grosse Kälte uns dieses Jahr einholt.
Jetzt schien der Zeitpunkt für ein Attentat geeignet. So mache ich mich morgens zeitig von Fontana startend auf dem aktuell regulären Wanderweg, bewaffnet mit Rebschere, Säge, einer Kopie der alten Karte und Höhenmesser auf in Richtung Alpe Fiorasca. Ziemlich exakt auf 900 Metern macht der Wanderweg eine scharfe Linkskurve. Dort liegt am Wegrand ein alter, bereits im Moderstadium befindlicher Kastanienstamm welcher abgesägt ist. Genau an der Stelle verlässt man den offiziellen Wanderweg rechts und sticht in die Pampas.
Im Frühjahr habe ich von hier bis zu der Stelle wo man den Bach das erste Mal überqueren muss alle Hindernisse fein säuberlich weggesägt. Entsprechend zügig komme ich voran.
Hat man es bis zum Bach geschafft, muss man diesen jetzt überqueren. Dies ist wie bereits erwähnt nicht immer möglich. Jetzt aber fliessen verhältnismässig geringe Wassermengen zu Tal und somit ist die Überquerung möglich.
Man geht anschliessend ca. 500 Meter auf der rechten Bachseite (in Gehrichtung gesehen) weiter bis man die Seite erneut wechseln muss und folglich wieder auf der linken Seite weiter geht.
Der Weg lässt sich meist nur noch erahnen. Der richtige Verlauf ergibt sich aber aus der topographischen Logik des Geländes – immer den einfachsten Passagen folgen.
Irgendwann kommt man an ein äusserst schmales, abschüssiges Band. Kaum genügend Platz um zwei Beine nebeneinander zu stellen. Rechter Hand geht es einige Meter senkrecht runter in den Bach. Es ist die erste Stelle welche dem Berggänger erhöhte Konzentration abverlangt. Wer hier alleine unterwegs ist und stürzt hat ein ernsthaftes Problem. Hier in dieser tiefen, von senkrechten Granitwänden umgebenen Schlucht gibt es keinen Natelempfang. Also hilft auch ein installiertes REGA App nichts um Hilfe herbeirufen zu können. Und .... ich glaub es kaum! Hier auf diesem schmalen Band, in dem Schattenloch, am 6. November 2015, reckt sich mir eine in voller Blüte stehende Margerite entgegen. Upps! Wie soll ich das denn interpretieren? Muss ich das überhaupt? Egal! Ich schaffe diese Stelle jedenfalls ohne Probleme. Der Hund war mir übrigens bereits locker voraus gegangen. Er ist inzwischen doch wesentlich trittsicherer und mutiger geworden. Übung macht den Meister. ;-)
Anschliessend wird es extrem schmal in der Schlucht. Links und Rechts erheben sich die Granitwände wie die beiden Türme bei den Raurosfällen (Lord oft he Rings). Bald wird die Schlucht nahezu unpassierbar. Topographisch und kartographisch logisch muss jetzt der Ausstieg aus der Schlucht beginnen. Dies sicher zu bestimmen ist mit einer 50’000er Karte nicht ganz einfach in dieser weglosen Wildnis. Ich schaue auf der linken Seite die steile Schneise empor und denke mir, upps! Geht’s noch! Hier rauf? Nein Danke! Steil, glitschig, praktisch keine Haltegriffe weder in Form von Ästen noch Gestein. Ich beäuge dieses Couloir skeptisch und suche nach einer Möglichkeit den machbarsten Weg zu eruieren. Ich bin mir anfänglich gar nicht mehr sicher ob das hier wirklich der Aus- respektive der Aufstieg ist. Hoch käme ich ziemlich sicher schon. Was aber wenn ich falsch bin und wieder hier absteigen muss?
Bei der ersten Bachüberquerung hing an einem Baumast ein roter Stoffbändel. An zwei heiklen Stellen in der Schlucht auch. Und hier entdecke ich tatsächlich auch zwei solcher Stofffetzen an Ästen hängen. Also geht der „Weg“ tatsächlich hier hoch.
Ich kämpfe mich hoch. Fast keine Griffe. Grasbüschel und nasses glitschiges Gestein im Steilhang. An einer Stelle muss ich einen Quersprung wagen. Wenn das in die Hosen geht, dann gute Nacht!
Artus mit Allrad, Spikes und tiefgelegtem Laufwerk hat die Stelle bereits überwunden. Ich suche nach den saftigsten, stärksten Grasbüscheln und schwupps .... Sprung! Geschafft! Für meine Verhältnisse war das Procedere klassische Arbeit am Limit.
Ist man oben angelangt quert man links aus dieser Falllinie wo man schnell einen schmalen Pfad erkennt.
Jetzt kommt in mehrfacher Hinsicht der genussvollste Abschnitt dieser Tour. Es öffnet sich ein herrlicher Weit- und Tiefblick ins Bavonatal. Die Sonne sendet hier ihre wärmenden und erhellenden Strahlen in die Wand. Der Weg ist hier gut erhalten und somit leicht begehbar. T3-Modus an der Sonne. :-) Herrlich! Es tauchen viele gut erhaltene Treppenanlagen und Mäuerchen auf. Die Wegfindung ist von ein paar wenigen Stellen abgesehen über eine längere Strecke ein Kinderspiel. Das ändert sich aber fast schlagartig wieder wenn man weiter oben in den dichten Lärchenwald kommt. Hier herrscht das nackte Chaos. Dutzende, oder sind es hunderte, gestürzter Lärchen verwandeln den Wald in ein schier undurchdringliches Wirrwarr.
Stämme übersteigen, unterkriechen, Arme und Hände zerkratzt. Mir löscht das fast ab! Die am Rucksack montierten Trekkingstöcke verhedern sich dauernd in den Ästen. Ich fluche mich richtig in Stimmung, demontiere die Stöcke, ziehe die Lederhandschuhe an und werfe einen Blick auf den Höhenmesser. Noch ca. 150 Höhenmeter bis zum Zielort Alpe Larèchia (1596 Meter). Ob ich noch auf oder in der Nähe des Weges bin weiss ich nicht. Ich quere, die Höhe haltend, bis ich die auf der Karte ersichtliche kleine Bachschlucht erreiche. Denn hier ging der damalige Weg hoch zur Alp. Ich kämpfe mich hoch und entdecke hie und da alte, abgesägte Baumstümpfe längst gefällter Lärchen. Also wenn die hier einst Holz geschlagen haben kann es sich ja nicht um eine Todeszone handeln. Immer weiter hoch, den Weg des geringsten Widerstandes wählend, erblicke ich schneller als erwartet das kleine unterste Gebäude der Alp. Aha! Geschafft! Larèchia ist erreicht.
Bei den oberen Gebäuden steht ein rabenschwarzer Gehörnter auf einem Mäuerchen und blickt prüfend auf mich nieder. „Was machst du denn noch hier oben um diese Jahreszeit?“ Insgesamt sind drei solcher Schwärzlinge noch hier oben auf der Alp. Auf der planen Fläche, wohl der Schraubenhuberlandeplatz, wird jetzt getafelt, Hund gefüttert und anschliessend zwei Stunden an der Sonne – die Temperatur ist ca. 18 Grad hier oben – mit entblöstem Oberkörper gedöst, geruht und entspannt, bevor wir den Abstieg auf dem regulären Wanderweg in Angriff nehmen.
Von der Alp führt quer, ein breiter, gut ausgebauter Weg in den Lärchenwald hinein. Folgt man diesem kommt man nach ca. 10 Minuten in den Offiziellen rot-weiss markierten Wanderweg und steigt auf diesem wieder zu Tal.
Ich hatte mich dieses Frühjahr erstmals daran gemacht diesen Weg zu finden. Ich konnte ihn wegen hohem Wasserstand des Ri di Larèchia, an der Stelle wo man den Bach zum ersten Mal überqueren müsste, vorerst nicht weiter erkunden. Zu gefährlich war es mir über die glitschig nassen Felsbrocken zu springen und das Risiko einzugehen im Falle eines Sturzes von den tobenden Wassermassen mitgerissen und zwischen Granitblöcken zerdrückt und ertränkt zu werden. Übler Gedanke! ;-)
Kommt Zeit, kommt Rat, kommt Attentat ....
Der Jahrhundert November 2015 mit seinen spätsommerlichen Temperaturen und ausgedehntem Hoch über ganz Europa lockte mich noch einmal in die Tessiner Alpen bevor vielleicht doch noch der Schnee und die grosse Kälte uns dieses Jahr einholt.
Jetzt schien der Zeitpunkt für ein Attentat geeignet. So mache ich mich morgens zeitig von Fontana startend auf dem aktuell regulären Wanderweg, bewaffnet mit Rebschere, Säge, einer Kopie der alten Karte und Höhenmesser auf in Richtung Alpe Fiorasca. Ziemlich exakt auf 900 Metern macht der Wanderweg eine scharfe Linkskurve. Dort liegt am Wegrand ein alter, bereits im Moderstadium befindlicher Kastanienstamm welcher abgesägt ist. Genau an der Stelle verlässt man den offiziellen Wanderweg rechts und sticht in die Pampas.
Im Frühjahr habe ich von hier bis zu der Stelle wo man den Bach das erste Mal überqueren muss alle Hindernisse fein säuberlich weggesägt. Entsprechend zügig komme ich voran.
Hat man es bis zum Bach geschafft, muss man diesen jetzt überqueren. Dies ist wie bereits erwähnt nicht immer möglich. Jetzt aber fliessen verhältnismässig geringe Wassermengen zu Tal und somit ist die Überquerung möglich.
Man geht anschliessend ca. 500 Meter auf der rechten Bachseite (in Gehrichtung gesehen) weiter bis man die Seite erneut wechseln muss und folglich wieder auf der linken Seite weiter geht.
Der Weg lässt sich meist nur noch erahnen. Der richtige Verlauf ergibt sich aber aus der topographischen Logik des Geländes – immer den einfachsten Passagen folgen.
Irgendwann kommt man an ein äusserst schmales, abschüssiges Band. Kaum genügend Platz um zwei Beine nebeneinander zu stellen. Rechter Hand geht es einige Meter senkrecht runter in den Bach. Es ist die erste Stelle welche dem Berggänger erhöhte Konzentration abverlangt. Wer hier alleine unterwegs ist und stürzt hat ein ernsthaftes Problem. Hier in dieser tiefen, von senkrechten Granitwänden umgebenen Schlucht gibt es keinen Natelempfang. Also hilft auch ein installiertes REGA App nichts um Hilfe herbeirufen zu können. Und .... ich glaub es kaum! Hier auf diesem schmalen Band, in dem Schattenloch, am 6. November 2015, reckt sich mir eine in voller Blüte stehende Margerite entgegen. Upps! Wie soll ich das denn interpretieren? Muss ich das überhaupt? Egal! Ich schaffe diese Stelle jedenfalls ohne Probleme. Der Hund war mir übrigens bereits locker voraus gegangen. Er ist inzwischen doch wesentlich trittsicherer und mutiger geworden. Übung macht den Meister. ;-)
Anschliessend wird es extrem schmal in der Schlucht. Links und Rechts erheben sich die Granitwände wie die beiden Türme bei den Raurosfällen (Lord oft he Rings). Bald wird die Schlucht nahezu unpassierbar. Topographisch und kartographisch logisch muss jetzt der Ausstieg aus der Schlucht beginnen. Dies sicher zu bestimmen ist mit einer 50’000er Karte nicht ganz einfach in dieser weglosen Wildnis. Ich schaue auf der linken Seite die steile Schneise empor und denke mir, upps! Geht’s noch! Hier rauf? Nein Danke! Steil, glitschig, praktisch keine Haltegriffe weder in Form von Ästen noch Gestein. Ich beäuge dieses Couloir skeptisch und suche nach einer Möglichkeit den machbarsten Weg zu eruieren. Ich bin mir anfänglich gar nicht mehr sicher ob das hier wirklich der Aus- respektive der Aufstieg ist. Hoch käme ich ziemlich sicher schon. Was aber wenn ich falsch bin und wieder hier absteigen muss?
Bei der ersten Bachüberquerung hing an einem Baumast ein roter Stoffbändel. An zwei heiklen Stellen in der Schlucht auch. Und hier entdecke ich tatsächlich auch zwei solcher Stofffetzen an Ästen hängen. Also geht der „Weg“ tatsächlich hier hoch.
Ich kämpfe mich hoch. Fast keine Griffe. Grasbüschel und nasses glitschiges Gestein im Steilhang. An einer Stelle muss ich einen Quersprung wagen. Wenn das in die Hosen geht, dann gute Nacht!
Artus mit Allrad, Spikes und tiefgelegtem Laufwerk hat die Stelle bereits überwunden. Ich suche nach den saftigsten, stärksten Grasbüscheln und schwupps .... Sprung! Geschafft! Für meine Verhältnisse war das Procedere klassische Arbeit am Limit.
Ist man oben angelangt quert man links aus dieser Falllinie wo man schnell einen schmalen Pfad erkennt.
Jetzt kommt in mehrfacher Hinsicht der genussvollste Abschnitt dieser Tour. Es öffnet sich ein herrlicher Weit- und Tiefblick ins Bavonatal. Die Sonne sendet hier ihre wärmenden und erhellenden Strahlen in die Wand. Der Weg ist hier gut erhalten und somit leicht begehbar. T3-Modus an der Sonne. :-) Herrlich! Es tauchen viele gut erhaltene Treppenanlagen und Mäuerchen auf. Die Wegfindung ist von ein paar wenigen Stellen abgesehen über eine längere Strecke ein Kinderspiel. Das ändert sich aber fast schlagartig wieder wenn man weiter oben in den dichten Lärchenwald kommt. Hier herrscht das nackte Chaos. Dutzende, oder sind es hunderte, gestürzter Lärchen verwandeln den Wald in ein schier undurchdringliches Wirrwarr.
Stämme übersteigen, unterkriechen, Arme und Hände zerkratzt. Mir löscht das fast ab! Die am Rucksack montierten Trekkingstöcke verhedern sich dauernd in den Ästen. Ich fluche mich richtig in Stimmung, demontiere die Stöcke, ziehe die Lederhandschuhe an und werfe einen Blick auf den Höhenmesser. Noch ca. 150 Höhenmeter bis zum Zielort Alpe Larèchia (1596 Meter). Ob ich noch auf oder in der Nähe des Weges bin weiss ich nicht. Ich quere, die Höhe haltend, bis ich die auf der Karte ersichtliche kleine Bachschlucht erreiche. Denn hier ging der damalige Weg hoch zur Alp. Ich kämpfe mich hoch und entdecke hie und da alte, abgesägte Baumstümpfe längst gefällter Lärchen. Also wenn die hier einst Holz geschlagen haben kann es sich ja nicht um eine Todeszone handeln. Immer weiter hoch, den Weg des geringsten Widerstandes wählend, erblicke ich schneller als erwartet das kleine unterste Gebäude der Alp. Aha! Geschafft! Larèchia ist erreicht.
Bei den oberen Gebäuden steht ein rabenschwarzer Gehörnter auf einem Mäuerchen und blickt prüfend auf mich nieder. „Was machst du denn noch hier oben um diese Jahreszeit?“ Insgesamt sind drei solcher Schwärzlinge noch hier oben auf der Alp. Auf der planen Fläche, wohl der Schraubenhuberlandeplatz, wird jetzt getafelt, Hund gefüttert und anschliessend zwei Stunden an der Sonne – die Temperatur ist ca. 18 Grad hier oben – mit entblöstem Oberkörper gedöst, geruht und entspannt, bevor wir den Abstieg auf dem regulären Wanderweg in Angriff nehmen.
Von der Alp führt quer, ein breiter, gut ausgebauter Weg in den Lärchenwald hinein. Folgt man diesem kommt man nach ca. 10 Minuten in den Offiziellen rot-weiss markierten Wanderweg und steigt auf diesem wieder zu Tal.
Tourengänger:
lynx

Communities: Ticino Selvaggio, Wegpflege
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