Vanil Noir 2389m ... nicht nur für Jäger und Sammler


Publiziert von Mueri , 7. Oktober 2015 um 18:43.

Region: Welt » Schweiz » Freiburg
Tour Datum:28 September 2015
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GE   F   CH-FR   CH-VD 
Zeitbedarf: 4:30
Aufstieg: 1200 m
Abstieg: 1200 m
Strecke:les Baudes - la Coudré - Bounavau - Bounavaletta - P. 1996 - Tête de l'Herbette - Pas de la Borière - Vanil Noir - Plan des Eaux - Vanil de l'Ecri - Plan des Eaux - Bounavaletta - Bounavau - les Baudes
Zufahrt zum Ausgangspunkt:mit PW via Grandvillard nach 'Les Baudes' (Parkmöglichkeit)

Die Freiburger sind stolz auf ihn: den Vanil Noir! Zwar ist er nicht einmal 2400 Meter hoch und die Qualität des Gesteins ist mittelmässig, doch bietet er eine anregende Überschreitung - wohl eine der schönsten Alpinwanderungen in der weiteren Region - inmitten einer grossartigen Kulisse, vorbei an Gämsen und Steinböcken, Schneehühnern und Schneehasen. Einen Namen macht er sich jedoch nicht nur aufgrund seiner Naturschönheiten und der steilen Flanken, sondern auch als höchster Freiburger. 

Nur ... lohnt sich deswegen die lange Anreise auf der Innerschweiz, zumal auch in näherer Umgebung noch viele schöne Touren aufwarten? Rückblickend bin ich dankbar und glücklich, im Rahmen eines kleineren Projektes auf diesen Gipfel gestossen zu sein. Im Gegensatz zum höchsten Genfer, den ich am selben Tag ebenso besucht habe, ist der Vanil Noir nicht nur bei Sammlern von Kantonshöhepunkten und Jägern der Umgebung, die am Tage meines Besuchs fleissig ihrer Leidenschaft frönten, ein Besuch wert. Doch manchmal benötigt es eben einen triftigen Grund, um zu entdecken, was man sonst nie entdeckt hätte und nun, da man es kennt, doch missen würde. ... Und schliesslich bietet die Westschweiz ja noch weit mehr, sodass sich die Bergwanderung auf den Vanil Noir als (Kurz-)Urlaub bestens mit weiteren Gipfelbesteigungen oder sonstigen Aktivitäten kombinieren lässt.



Wieder einmal ist frühes Aufstehen angesagt, zumal mir vor dem ersten Schritt hoch zum Vanil Noir eine lange Anreise bevorsteht, doch fällt mir das frühmorgendliche Aufstehen leicht wie sonst nie; und dies nicht ganz grundlos. Gespannt und voller Hoffnung, in einen nebelfreien Himmel blicken zu können, begebe ich mich nach draussen. Erst verschleiern noch einige Nebelfetzen das himmlische Spektakel, doch dann ist sie zu sehen: die partielle Mondfinsternis. Es dürfte nur noch Augenblicke dauern, bis die totale Mondfinsternis eintrifft.

Könnte ich auch zwei Stunden draussen sitzen und zum Himmel hochschauen, so sollte ich mich dennoch auf den Weg nach Grandvillard machen. Schliesslich möchte ich den Rest des Tages nicht im morgendlichen Pendlerverkehr verbringen.

Immer mal wieder schweift mein Blick auf der anfänglich menschenleeren Autobahn nach oben - zum Blutmond. Immer mal wieder steure ich einen Rastplatz an, um die imposante Himmelserscheinung betrachten zu können. Immer mal wieder wünschte ich mir, ich hätte eine bessere Kamera und ein Stativ dabei.


Nach der langen und aufgrund der Mondfinsternis auch besonderen Anfahrt deponiere ich mein Auto auf dem Parkplatz 'Les Baudes', den man von Grandvillard her erreicht, indem man immer dem Wegweiser 'Bounavau' folgt. Ich folge erst der Alpstrasse und ab 'La Coudré' dem Wanderweg und erreiche schon bald auf ziemlich schmieriger Erde die Alphütte 'Bounavau'. Dort angekommen, entdecke in eine Warntafel, die darauf verweist, dass der 'Pas de la Borière' (und damit der Zustieg auf den Vanil Noir via Nordgrat) aktuell nicht begehbar sein. Was mag das heissen? Ich beschliesse, aufgrund dieser Unsicherheit eben via Norden aufzusteigen und diese eventuelle Schwierigkeit im Aufstieg zu begutachten, mit Option zum Rückzug.

Schon bald kommen mir erste Jäger entgegen, doch will es mir auf Französisch nicht ganz gelingen, herauszufinden, was der Grund dieser Sperre des 'Pas de la Borière' sein könnte. Auf dem Bergweg, der auch auf den 1:25000-Karten eingezeichnet ist, erreiche ich den Grat bei P. 1996 und mit ihm eine zweite Hinweistafel. Etwas irritert gelange ich, erst dem Wanderweg folgend, später direkt auf dem Grat, zum besagten 'Pas de la Borière'. Das Gelände dort mag etwas ausgesetzt sein, doch ist es m. E. für einen T4- bis T5-Bergwanderer technisch problemlos zu meistern.

Nach einer Gipfelpause auf dem Vanil Noir steige ich auf dem abundant mit Ketten gesicherten Bergweg, erst einige Meter auf den Ostgrat ausweichend, auf schmierig-erdiger Unterlage durch die Südflanke hinab zum 'Plan des Eaux'. Da ich schon hier bin und weder Zeitnot habe noch konditionell am Anschlag bin, hänge ich den Vanil de l'Ecri an. Beim Aufstieg zieht mich dabei vor allem das spezielle Gipfelkreuz in seinen Bann, beim Abstieg ist es die grosse Herde Steinwild. Von 'Plan des Eaux' steige ich anfänglich über unzählige Serpentinen, dann das Geröll hinuntersurfend an Jägern vorbei an nach Bounavau und später nach 'Les Baudes', wo ich gedankenversunken einem mir unbekannten Reptil noch fast auf den Schwanz getreten wäre (und dies nicht im sprichwörtlichen Sinne).


Beim Auto angekommen beschliesse ich, allen vernünftigen Argumenten zum Trotz nach Genf zu düsen und dort 'Les Arales' aufzusuchen. Was man als Sammler nicht alles tut...

Nun, ich habe den höchsten Genfer bezwungen, und dies im Alleingang! Dieser *Gipfel" dürfte aber ein ziemlich exklusives Ziel sein, das Sammlern vorbehalten bleibt.


Nach einem langen und ereignisreichen Tag treffe ich in 'Les Mosses' ein, wo für mich im für mich sehr zufriedenstellenden Hotel 'Le Relais Alpin' ein Zimmer gebucht ist; schliesslich wartet am folgenden Tag im Waadtland noch eine kleine Hochtour auf mich...


Tour im Alleingang


Fazit: Die Tour auf den Vanil Noir ist eine herrliche Alpinwanderung in toller Umgebung. Steinwild aus nächster Nähe zu begegnen ist keine Seltenheit, und mit etwas Glück stösst man (wie ich) auf Schneehühner, Schneehasen etc. Mag die Tour auch auf den Karten eingezeichnet sein und blau-weiss markiert sein, so setzt sie doch eine gewisse Erfahrung in steilem Gelände und einigermassen trockene Verhältnisse voraus. Oder wie in einem Wandermagazin geschrieben: " Die vielen Totentafeln am Vanil Noir (2389m) sprechen eine deutliche Sprache: Der höchste Gipfel des Kantons Freiburg verlangt mehr als nur den Wunsch, einmal dort oben zu stehen".

Tourengänger: Mueri


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