Vanil Noir & Tête de l'Herbette


Publiziert von Bergmax , 8. August 2020 um 20:29.

Region: Welt » Schweiz » Freiburg
Tour Datum:25 Juli 2020
Wandern Schwierigkeit: T5- - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-FR   CH-VD 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 1150 m
Abstieg: 1150 m
Strecke:Les Baudes - Bounavau - Col de Bounavalette - Tête de l'Herbette - Vanil Noir - Plan des Eaux - Les Baudes
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto zum Parkplatz bei Les Baudes, ab Grandvillard der Beschilderung "Bounavau" folgen.
Kartennummer:map.geo.admin.ch

Ein großer und ein kleiner Gipfel...

Der Vanil Noir ist ein bedeutender Berg mit zwei üblichen Routen, sodass sich eine Überschreitung anbietet. Ich habe hier nicht versucht, das Rad neu zu erfinden. Nur dem Abstecher auf den nödlichen Nebengipfel, der Tête de l'Herbette, konnte ich nicht widerstehen.

Bei Les Baudes gibt es einen ordentlichen, beschilderten und gar nicht mal so kleinen Parkplatz (ca. 1270 m), der bei meiner Ankunft um halb neun schon ganz gut gefüllt ist - wobei sich kaum ein Auto aus dem deutschsprachigen Raum hierher verirrt.

Der Fußweg zur Cabane de Bounavaux lässt sich angenehm und zügig begehen. Bald ist die waldige Steilstufe überwunden und ich erreiche eine Wegverzweigung: links "Hase", rechts "Schildkröte". Ich gehe mal der Kröte nach - schießlich bin ich in den Bergen nicht auf der Flucht - und gelange so mit minimalem Umweg, aber ohne jeden störenden Stein bequem zum Wegweiser bei der Hütte (1636 m).
Die nächste Station liegt hinter einer zweiten Karschwelle. Beim Stall "Bounavalette" (1758 m) trennen sich die beiden Wege zum Vanil Noir, der sich mit eindrücklich steilen, dunklen Wänden über dem Kar aufbaut.
Für den Aufstieg wähle ich die nördliche Route via Col de Bounavalette. Dort ist der blau-weiß markierte Abschnitt deutlich länger als beim Südanstieg via Plan des Eaux. Im Nachhinein würde ich aber sagen, dass die Südroute - entgegen vieler Beschreibungen - sogar die anspruchsvollere ist...
Jedenfalls bringe ich zuerst den etwas schweißtreibenden Anstieg zum Col de Bounavalette (1995 m) hinter mich. Vom Sattel aus wirkt der nun blau-weiß markierte Aufstieg zur Grathöhe beeindruckend steil, aber es löst sich gut - und mit nur wenig Kraxelei - auf. Vor der Grathöhe wird die Flanke leicht ansteigend und schön luftig auf Bändern gequert, das erinnert mich gleich an den herausragend schönen Normalweg auf den Grand Muveran, auch wenn es hier eine gute Stufe weniger anspruchsvoll ist (bis T4).

Die Grathöhe wird bei P. 2182 erreicht. Von hier aus fällt mir sofort der schön geschwungene Felsgrat zur Tête de l'Herbette auf. Mir ist bekannt, dass die Schwierigkeiten im Bereich T5 liegen. Also probiere ich es, denn der Grat erscheint mir lohnender als das Karstgelände mit dem blau-weißem Steig weiter östlich. Bis zum Gipfel der Tête de l'Herbette (2261 m) halten sich sowohl die Schwierigkeiten als auch die Exponiertheit in Grenzen (T4+ / I) und die Kraxelei an den warmen, plattigen Felsen macht mir viel Spaß.

Direkt nördlich vom Gipfel schnürt sich der Grat plötzlich zusammen, sodass eine kurze T5-Stelle überwunden werden muss. Es gelingt gut und weiter geht das Vergnügen. Doch im nächsten Sattel ändert sich der Charakter des Grates. Mehr Gras - leider nicht ganz trocken - kommt zum Vorschein. Ich bleibe noch ca. 100 Streckenmeter am Grat. Dann kommt ein markanter grasiger Gratzacken, der mir nicht mehr so geheuer ist, zumal ich die Berichte über diesen Gratteil nicht gerade sorgfältig gelesen habe. Was wird üblicherweise umgangen, was nicht? Ich entschließe mich, zum (ganz nahen) Alpinwanderweg hinüber zu kraxeln.

Der Steig umgeht den Grat zunächst westlich, um dann mit einer längeren Rinnenkraxelei (viel I, aber kaum exponiert) die Schlüsselstelle, den Pas de la Borière, zu erreichen. Der ist auf ein paar Meter zwar ganz schön ausgesetzt, aber ausreichend mit Ketten gesichert.
Jenseits der Kerbe empfehlen die Markierungen, direkt am aussichtsreichen Grat zu bleiben. Ich halte mich gerne daran und gelange ohne weitere Schwierigkeiten zum Gipfelkreuz auf dem Vanil Noir (2389 m), der ganz gut besucht, aber keineswegs total überlaufen ist.

Dass der ebenfalls blau-weiß markierte Abstieg in Richtung Plan des Eaux nicht ganz ohne sein kann, zeigen schon die Höhenlinien auf der Karte. Schön exponiert und auch etwas kraxelig wird die grasig-schrofige Südwand durchquert. Längere Abschnitte sind mit Ketten etwas entschärft, trotzdem ist Schwindelfreiheit ein Muss. Wirklich spektakulär wirkt die Route dann im Rückblick vom Sattel Plan des Eaux (2236 m) aus. Der weitere Abstieg nach Bounavaletta ist dann deutlich einfacher, auch wenn noch hier und da ein paar Felslein zu überkraxeln sind - für einen rot-weiß markierten Weg recht abenteuerlich... Von dort aus ist der leichte Rückweg zum Parkplatz nur noch Formsache - und das ist auch gut so, denn inzwischen ist es ganz und gar zu heiß geworden für weitere größere Anstrengungen...

Gehzeiten & Schwierigkeiten

Les Baudes - Cabane de Bounavoux - Bounavaletta - Col de Bounavalette: 1 h 50 min; T2
Überschreitung Tête de l'Herbette: 40 min, Stelle knapp T5; sonst T4
Schlussaufstieg Vanil Noir: 30 min; T4+
Vanil Noir - Plan des Eaux, 20 min; T5- (oft gesichert, aber ziemlich exponiert)
Plan des Eaux - Bounavaletta - Les Baudes: 1 h 20 min; erst T3, dann T2, dann T1...

Fazit - für dieses Ziel lohnt sich der Schritt über die Sprachgrenze ungemein!


Tourengänger: Bergmax


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