Abenteuer Druesbergkette


Publiziert von Zolliker , 23. September 2015 um 22:26.

Region: Welt » Schweiz » Schwyz
Tour Datum:21 September 2015
Wandern Schwierigkeit: T6- - schwieriges Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: Nördliche Muotataler Alpen   CH-SZ   Zürcher Hausberge   Westliche Sihltaler Alpen   Östliche Sihltaler Alpen 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 1450 m
Abstieg: 600 m
Strecke:Weglosen-Druesberg-Forstberg-Sternen

Mächtig sieht sie aus von der Zürcher Quaibrücke, die Nordwand des Druesberg. Aus der Nähe erweist sich die Erklimmung des eindrücklichen Kalkzahns über die Südkante als Kraxelabenteuer erster Klasse. Auch die folgende Gratüberschreitung über den Forstberg bis zur Sesselbahn im Hoch Ybrig-Gebiet bietet alles, was der Alpinwanderer begehrt. Eine abwechslungsreiche,  anspruchsvolle Tour vor der Haustüre Zürichs.

Die Tour beginnt bei der noch schattig-frostigen Talstation Weglosen. Gleich zu Beginn geht es richtig zur Sache, wir bekommen schnell warm. Zünftig steil windet sich der schmale, blauweiss markierte „Leiteren-Pfad“ durch den Wald zum Fuss einer Felswand, die vom Talboden gesehen nicht durchsteigbar scheint. Mit Hilfe einer langen Leiter und kettengesicherten, schwindelerregenden Passagen ist das Hindernis jedoch rasch überwunden. Kurz darauf wird aus der Wildnis wieder Wiese, ein paar sehr jugendliche Vierbeiner schauen uns erwartungsvoll zu. Eine knappe Stunde nach dem Abmarsch machen wir es uns auf der Terrasse der Druesberghütte gemütlich.

Bei Schorle, Milchkaffee und Aprikosenkuchen fragen wir den Hüttenwart nach seiner Einschätzung zur Südkante des Druesbergs. Er wiegelt zuerst ab und warnt vor Abgründen, Steilheit und Routenfindung. Dann kommt er aber an unseren Tisch und erklärt die Route im Detail. „Würdest Du heute gehen?“ frage ich ihn. „Ja!“, meint er – und so ist unser Entschluss gefasst.

Wir folgen zunächst den nun wieder blauweissen Markierungen der Normalroute zum Druesberg, bis ein unscheinbarer Pfad abzweigt, der zum Twäriberg führt. Über steinige Matten steigen wir zur Twäriberglücke hoch. Hier hören die Markierungen auf, aber deutliche Pfadspuren weisen den weiteren Aufstieg zum Sattel zwischen den Chläbdächern und dem Druesberg. Die Vorfreude auf das Kommende wird mehr als bestätigt: Der Blick vom Sattel ist gewaltig. Gegen Süden breitet sich das frisch verschneite Alpenpanorama vom Säntis bis ins Berner Oberland aus. Gleichzeitig starren wir gebannt auf das „Ding“ vor uns: Wie ein gewaltiger Schiffsbug präsentiert sich der messerscharfe Ostgrat des Druesbergs. Unglaublich schön! Tipp: Bis hierhin schaffen es auch T4-Wanderer.

Was jetzt kommt ist nichts für Menschen mit Höhenangst. Wir folgen weglos horizontal dem untersten Felsband. Immer wieder lösen sich Steine unter unseren Füssen, denen wir mit etwas schlechtem Gewissen auf ihren weiten Weg ins Muotathal nachschauen. Schliesslich erreichen wir die Südkante, von wo wir den benachbarten Forstberg sehen. Jetzt geht’s hoch! Über die ersten drei felsigen Bänder lässt es sich gut hochkraxeln, das nächste, senkrechte Band kann links durch Schrofengelände umgangen werden. Dann entdecke ich das letzte, leicht überhängende Band, von dem eine vertrauenserweckende Kette herabhängt. „Wenn ihr die Kette sieht, ist die Schlüsselstelle überwunden“ erinnere ich mich an die Worte des Hüttenwarts. Mit ein paar kräftigen Armzügen lässt sich diese Mauer überwinden (ohne Kette III). Jetzt folgt Grasgelände, zunächst 40 Grad, später sicher 60 Grad steil. Das Gelände ist aber gut gestuft, sodass wir wie über eine Himmelsleiter zum Gipfelgrat hochsteigen können. Ein grossartiges Erlebnis – aber bitte nie bei nassem Boden ausprobieren!

Auf dem Gipfel treffen wir nette Leute. Ein fröhliches Muotathaler Bauernpaar erzählt, wie es von hier oben überall im Tal Arbeit sieht, die auf sie wartet. Er studiere immer daran herum, wie er noch effizienter werde könne, damit sie an Tagen wie heute die Berge besteigen könnten. Eine bestechende Logik, die ich nicht vergessen werde! Dann nehme ich einen Schluck von Olis Kräutertee und gebe mich ganz dem Genuss hin. Stimmung, Wetter und Aussicht sind kaum zu toppen.

Nach einer lange Pause nehmen wir die nächste Etappe unter die Füsse. Wir steigen über die Normalroute ab, sie verfügt über eine kurze, wenig heikle und kettengesicherte Passage. Wir nehmen den Abstiegsschwung gleich in den einfachen Gegenaufstieg zum Forstberg mit. Dieser gewährt wenig später einen herrlichen Rückblick auf den Druesberg, insbesondere auch auf die erklommene Südkante, die ganz schön steil aussieht von hier…

Die Überschreitung des Forstbergs erweist sich als weiterer Höhepunkt des Tages. Die Muotathaler Seite fällt steil ab und überrascht immer wieder mit bizarren Felsformationen. Die Passage des Chüebandes im Abstieg entpuppt sich als eine der anspruchvollsten Stellen des Tages. Mit beiden Händen an den Ketten steigen wir vorsichtig über die speckigen, teils nassen Felsen ab. Ausrutschen will man hier wirklich nicht (Tipp: Stöcke in den Rucksack).

Der letzte Teil über den Gross Sternen bis zur Bergstation der Sesselbahn ist dann wieder Gratwandern erster Klasse.  Es wird sogar noch richtig mystisch, als vom Muotathal Wolkenfetzen aufsteigen.
Zutiefst befriedigt von der grossartigen Tour und dem wunderbaren ersten Herbsttag steigen wir aufs Sesseli und lassen uns knieschonend hinuntergondeln. Vor der Heimfahrt belohnen wir uns mit Eiskaffee und Vermicelles.

Den vollständig bebilderten und mit interaktivem Kartenausschnitt versehenen Tourenbericht findest Du auf meinem Wanderblog: http://www.edwinwandert.com/2015/09/abenteuer-druesbergkette/

Tourengänger: Zolliker


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Kommentare (1)


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Vonti* hat gesagt: Neue Kette Südaufstieg Druesberg
Gesendet am 3. Oktober 2015 um 08:55
Gestern bei der Druesberghütte (Twäriberg, Druesberg und Forstberg-Tour) eine sportliche Frau - im besten Alter, angetroffen. Sie hat die Kette vor kurzem hochgetragen und der Bruder hat sie montiert. Das Seil war offenbar nur noch mittelprächtig... Ich habe die neue Kette definitiv geschätzt. Danke an die Ketten-Sponsoren.


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