Muotathal's Finest


Publiziert von Bergamotte , 31. Mai 2017 um 19:17.

Region: Welt » Schweiz » Schwyz
Tour Datum:28 Mai 2017
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-SZ   Östliche Sihltaler Alpen   Nördliche Muotataler Alpen   Zürcher Hausberge 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 1350 m
Abstieg: 1350 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:PW bis Horgrasen (P. 1122)
Kartennummer:1152 / 1172 (R. 256, 402, 404, 409)

Auch wenn heute allerhand Gipfel bestiegen werden, gilt das Hauptaugenmerkt für einmal weniger dem Ziel als dem Weg dorthin. Tatsächlich kombiniere ich an diesem prächtigen Sommertag eine Auswahl der schönsten Routen nördlich des Muotathals: Gämsstafel, Druesberg Südkante, Forstbergband, Tritt und Sprengzugweg. Einen gelungeren Auftakt in die Alpinwandersaison hätte ich mir nicht wünschen können.

Den PW deponiere ich in Horgrasen bei P. 1122, einige Abstellplätze sind vorhanden. So ergibt das eine schön in sich geschlossene Runde. Da ich die Gämsstafel-Route im Aufstieg begehen möchte, heisst es zunächst nach Osten zum Guetentalboden queren. Der Weg dorthin verläuft zunächst ohne grosse Steigung auf einem lieblich hergerichteten Steinplattenweg. Wieviel Arbeit hier wohl dahinter steckt!?

Der Blick hoch über den Wasserfall Richtung Gämsstafel ist eindrücklich. Man käme nie auf die Idee, dass hier eine gangbare Route durchführt. Ich folge der Alpstrasse zum Schinboden hoch, wo der Älpler mit Vorbereitungen für die Sömmerung beschäftigt ist. Wir halten einen Schwatz und er zeigt mir per Fernglas, wo sich die Drahtseile befinden. Aus der Nähe sind diese dann auch von Auge gut zu erkennen. Das Gelände noch unterhalb der Seile ist recht stotzig (Gras, Schrofen), etwa T6-. Anschliessend dank der Hilfe recht angenehm, wenn auch sehr steil hoch in den Kessel und zum kleinen Jägerunterstand.

Der Kessel kann an verschiedener Stelle durchstiegen werden, was natürlich auch vom Gipfelziel abhängt. Da ich zuerst den Gämsstafelchopf (2030m) anpeile, wähle ich eine eher scharfe Linie (T6), es ginge aber auch einfacher. Vom schönen Aussichtspunkt kann anschliessend unschwierig alles dem Grat bis zum Höch Hund (2215m) gefolgt werden. Gemäss Gipfelbuch ist dies der zweite Besuch in diesem Jahr; offenbar hat keine Skibegehung stattgefunden.

Auch wenn es auf den ersten Blick nicht so wirkt, lässt sich der Verbindungsgrat zwischen Höch Hund und Chläbdächer Westgipfel durchgehend erwandern (T5, kurz II). Das gilt explizit auch für den Felszahn Teuf Hund (2126m), auf dem ich zuvor noch nie gestanden habe. Einzige Ausnahme bildet die Westkante der Chläbdächer (2175m). In der Vergangenheit war ich jeweils streckenweise in die brüchigen Felsbänder ausgewichen, was nicht nur ineffizienter, sondern auch schwieriger ist!

Auch die Querung übers Druesbergband verliert aus der Nähe ihren Schrecken. Tatsächlich bleibt man lange im T4-Bereich und es sind mehrere Varianten möglich. Zurzeit liegen noch kleinere Schneefelder, welche sich bei Bedarf aber umgehen lassen. Direkt nach Erreichen der Druesberg Südkante findet die Traverse ihr Ende und man steigt über Fels hoch zur Kette (T5 bis T5+). Die kurze Kettenpassage ist sogar leicht überhängend, sprich man hängt hier mit vollem Gewicht rein. Anschliessend ungefähr der Kante folgen über gut gestuftes Steilgras (T5+ bis T6-, bei Nässe Pickel empfehlenswert) bis aufs Gipfelplateau und weiter zum Druesberg (2282m). Der zügige Aufstieg hat mich ziemlich geschafft und die Beine spüre ich heute noch. Da fehlt noch einiges zum idealen Wanderformstand. Auf dem Gipfel geht ein angenehmes Lüftchen, was für eine Wohltat an diesem Hitzetag. So pausiere ich ausgiebig, auch ein kurzer Power Nap liegt drin.

Zur Sicherheit hatte ich für den Abstieg über die Normalroute (NW-Exposition) die Steigeisen eingepackt. Aufgrund der Webcam-Bilder war ich jedoch nicht allzu besorgt, was sich als richtig erwiesen hat. Alle Schneefelder können bei Bedarf problemlos umgangen werden. Der vollständig nordexponierte Wiederaufstieg zum Forstberg hingegen liegt noch unter einer geschlossenen Schneedecke. Aber ich wähle ohnehin die Variante übers Band, welche den Gipfelaufbau spektakulär auf dessen Südseite umgeht. Das Trassee ist zunächst sehr breit und die Wegspur gut. Gegen Westen wird die Affiche immer schmaler und ausgesetzter, bleibt technisch aber unschwierig (ca. T5-). Bei Nässe heikel.

Zurück auf dem wbw-Wanderweg glaube ich, jeglichen Unbill überstanden zu haben. Nicht ganz. Die Route verläuft streckenweise auf der Nordseite und hier liegen noch grössere Schneefelder. Zu erwähnen gilt es inbesondere den leicht vereisten Abstieg bei P.  2033. Zum Glück liegen an den heiklen Stellen Ketten drin. Anschliessend grösstenteils auf dem Grat in leichtem Auf und Ab zum Gross Sternen (1968m). Natürlich wäre das Mürlenloch nun die perfekte Fortsetzung dieser abwechslungsreichen Runde. Doch diese Route kannte ich im Gegensatz zum Tritt bereits. Der Einstieg zu letzterem befindet sich direkt am Wanderweg, hinter einem Bänklein wenig westlich vom Klein Sternen.

Von oben scheint die Routenfindung zunächst nicht ganz trivial. Ich folge in etwa der Falllinie und halte nur leicht rechts. Bald schon treffe ich auf die ersten Seile und der Weiterweg ist somit gegeben. Vereinzelt sieht man blaue Markierungen. Unten, beim Ausgang der zuletzt recht engen Rinne, weisen die Markierungen nach links: Man quert also ausgesetzt, aber drahtseilversichert der Felswand entlang nach Osten, bis man nach ca. 100 Metern ins Grasland von Hinter Heubrig absteigen kann. Wichtig: Der weitere Abstieg nach Horgrasen sollte nicht mehr über die auf der LK weiterhin ersichtliche Wegspur erfolgen, sondern den Sprengzugweg. Von oben erkennt man den Einstieg (eine rote Leiter) nicht auf den ersten Blick. Er befindet sich etwa 100 Meter südwestlich der Hütten, direkt an der Gratkante. Nach der Leiter folgen mehrere Hundert Meter (!) Drahtseil nach Horgrasen runter. Was nach Vollkasko-Schnickschnack klingt, ist in diesem extrem steilen Gelände bitter nötig: ohne wär das klar eine T6+.


Zeiten
2:45  Höch Hund
1:00  Druesberg
2:15  Horgrasen

Tourengänger: Bergamotte
Communities: T6


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Kommentare (1)


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MaeNi hat gesagt: Muotathal's Finest..
Gesendet am 1. Juni 2017 um 07:40
...Muotathal is the finest! ;-)

Beste Grüsse
N&M


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