Schattenberggrat mit Seeköpfle (1920 m) und Hüttenkopf (1940 m)


Publiziert von ju_wi , 9. November 2008 um 23:09.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum: 8 November 2008
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 1300 m
Abstieg: 1300 m
Strecke:15,6 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto nach Oberstdorf Parkplätze Talstation Nebelhornbahn (3.11. - 5.12.08 sogar kostenlos)
Unterkunftmöglichkeiten:Hinterstein - Privatzimmer
Kartennummer:BayLV Allgäuer Alpen

Geheimtipp Schattenberg: Bei dieser langen und durchaus anspruchsvollen Grattour trifft man maximal auf Einheimische. Mit Karte und AV-Führer entdeckt, hatten wir im Sommer diese Tour mal bei einer Gondelfahrt mit der Nebelhornbahn mit dem Gondelführer angesprochen. Er war damals ganz verwundert, dass wir die Tour kannten und lobte sie in höchsten Tönen - ohne zu verschweigen, dass so mancher hier schon abgestürzt sei. Nachdem der Herbst nun Anfang November immer noch die Möglichkeit auf Grattouren um die 2000m bietet und wir uns das inzwischen zutrauen, haben wir den Schattenberg für dieses Wochenende als Haupttour vor.

Rechnet man die einzelnen Etappenstücke der Tour nach AV-Führer hoch, so ergibt sich eine Tourlänge von 8 Stunden. Wir müssen also im November ein wenig auf das Tageslicht achten. Daher bestellen wir das Frühstück in unserer Pension heute ein wenig früher. Da wir uns aber verquatschen starten wir doch erst gegen 8:20 Uhr und sind erst kurz nach 9 Uhr von der Talstation Nebelhornbahn (825 m) in Oberstdorf auf der Tour.

Gleich zu Beginn passt dann der GPS-Track auch nicht ganz; die Abkürzung, die nach AV-Karte digital gewählt wurde, ist wohl nicht gangbar. Also zurück und an der Sprungschanze rechts hoch und auf den Teerweg Richtung Oytal. Am Wirtshaus Kienberg steigen wir querfeldein in die Weiden, da die Wegführung hier zwei mal im spitzen Winkel abbiegt, und wir etwas abkürzen wollen. Mit Blick auf den GPS-Track nähern wir uns in den Grashügeln langsam der unmarkierten Wegführung zum Schattenberg. Wiederum ist der GPS-Track nicht ganz perfekt - wir versuchen es etwas weiter links und finden bald eine schmale aber deutliche Trittspur. Insgesamt ist der Pfad von hier bis zum Schattenbergkreuz nun gut markiert und eigentlich nicht zu verlieren. Während es die ersten knapp 300 Hm noch normal bergan geht, folgt danach ein äußerst steiler Pfad, der uns schnell richtig ins Schwitzen bringt, was bei den kühlen Temperaturen schon unangenehm ist.

Zunächst vor allem durch steiles Gras, später aber zunehmend durch schrofiges Gelände und viele Latschen erreichen wir nach knapp 2 Stunden das Schattenbergkreuz auf 1685 m, das man auch von Oberstdorf gut sieht. Es steht nicht auf einem Gipfel, sondern - wie so viele Kreuze - einfach auf der Schulter, dort wo sie etwas flacher wird uns dadurch die weitere Bergflucht von unten verdeckt ist.

Wir verschnaufen ein wenig, wechseln den Pullover und steigen schließlich weiter empor. Die Trittspur wird ab hier nun aber wesentlich schwieriger zu verfolgen. Außerdem sind die dichten Latschen in den nächsten gut 30 Minuten nur mühsam zu durchkämmen. Es geht noch gut 150 Hm weiter aufwärts und wir erreichen bei knapp 1850 m den ersten (westlichen) Schattenbergkopf am Grat. Durch die üppige Latschenvegetation ist dieser Teil der Route zwar mühsam und am Grat auch durchaus felsig - aber nicht sehr ausgesetzt.

Während der Grat nun eher horizontal weiterführt, wird das Folgen der Trittspur im Gras teilweise schwieriger und es geht außerdem recht heftig Auf und Ab. Nach einiger Zeit und einem kürzeren, recht ausgesetzten Gratstück, das wir auf schmalem Felssims meistern, folgt mit dem Östlichen Schattenbergkopf (1865 m) ein weiterer Anstieg. Von hier ist auch das Seeköpfle mit Kreuz schon gut zu erkennen. Eine schräge, schärfere, geröllige Scharte ist noch zu meistern, dann geht es steiler im Gras aber ohne große Schwierigkeiten empor zum schönen Seeköpfle auf 1920 m. Von hier bietet sich ein herrlicher Blick auf den 300 m tiefer liegenden Seealpsee - ein Relikt der Eiszeiten. Der Grat macht hier einen Knick nach links - und man erkennt schon, dass mit der anstehenden Überschreitung des Hüttenkopfes nun der schärfste Gratteil kommen wird.

Nach einer Mittagspause am Seeköpfle steigen wir nach rechts etwas hinab und queren in der steilen Flanke wieder Richtung Grat. Es geht hier etwas schrofig aber vor allem in steilem Gras gut 100 Hm hinab und in der S-Seite etwas unterhalb des Grates unter Felsen wieder langsam empor. Nach 30 Minuten steigt die Trittspur, die hier eigentlich nur sporadisch auftaucht und der man nicht ohne gutes Lesen des Geländes folgen kann, wieder empor zum Grat. Hier wechselt nun das Gelände recht abrupt vom felsigen Terrain mit Latschen in einen messerscharfen Grasgrat. Der Anstieg von W zum Hüttenkopf ist zunächst noch breit, wenn auch schon sehr steil. Sobald das Gelände flacher wird taucht hingegen ein superspitzer Zahn auf, der den Gipfel des Hüttenkopfes (1940 m) trägt. Man glaubt kaum, dass man diesen Zahn am Grat überschreitan kann. Aber es ist so. Gnadenlos folgt die Führung dem messerscharfen Gratverlauf. An der Schlüsselstelle - kurz hinter dem Gipfel - weicht die Führung dann gar kurz in die vertikale N-Seite des Grats aus - gerade im Abstieg ein paar sehr sorgfältig zu setzende Tritte in sehr ausgesetztem Gelände.

Insgesamt macht uns der scharfe Grat (wohl das schmalste, was wir bisher gegangen sind) aber eher Spaß. So genießen wir uns und den schönen Blick bei immer besser werdendem Wetter als wir die Bänke auf nun breitem Grasgrat kurz vorm Zeigersattel erreichen. Am Zeigersattel (1922 m) biegen wir nach rechts ab auf den Abstieg ins Oytal. Dieser Abstieg hat uns ebenfalls echt begeistert ! Nicht nur, dass wir auf den ersten 300 Hm herrliche Blicke auf den Seeaplsee und das Seeköpfle und den gerade gemeisterten Grat  haben - ab dem Mäxeles Eck auf ca. 1600 m treffen wir auf den Gleitweg, der in sehr steilen, schrofig-felsigen Hängen wunderbar hinabführt ins Oytal mit - in der Nachmittags-Novembersonne - tollen Stimmungen und Blicken zur Höfats, dem schneebedeckten Rauheck, den pudrigen Wilden und später sogar der Schneck. Wir genießen den knapp 2-stündigen Abstieg ins Oytal wie selten.

Gegen 16:15 Uhr erreichen wir in der langsam untergehenden Sonne den Talboden. Immer wieder müssen wir uns umschauen und das tolle Bergpanorama bestaunen. Auch der Mond geht schon auf. Der Gasthof Oytal (1000 m) hat leider schon geschlossen und so marschieren wir weiter auf Teersträßchen und später links auf angelegtem Weg am Oybach entlang, bis dieser in die Trettach mündet. An der Trettach wandern wir - nun nach 17 Uhr - schon im Halbdunkeln die letzten 15 Minuten zurück zu unserem Auto an der Talstation Nebelhornbahn.

Was für eine tolle Tour. Ich kann sie (bitte gerne GPS-Track nutzen, der wg Batterieausfall am Grat eine unbedeutende Lücke aufweist !) nur  jedem empfehlen.

Tourengänger: ju_wi


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Geodaten
 296.gpx Schattenberggrat

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