Sasso Grande (1491m) & Scalinatella-SO-Grat


Publiziert von أجنبي , 21. Dezember 2014 um 19:59.

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Sottoceneri
Tour Datum:18 Dezember 2014
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: IV (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-TI   I   Gruppo San Lucio-Monte Boglia 
Strecke:Capanna Pairolo SAT – Sassi Palazzi – Bassa d'Ogé – Sasso Palazzo (P. 1484) – Passo Streccione – Sasso Grande – retour auf gleicher Route mit Abstecher zur Scalinatella
Zufahrt zum Ausgangspunkt:-
Zufahrt zum Ankunftspunkt:-
Unterkunftmöglichkeiten:Capanna Pairolo
Kartennummer:LK 1:25.000: 1333 Tesserete

Nach einer eher kühlen Nacht in der Capanna Pairolo fiel es uns etwas schwer, uns aus dem wärmenden Seidenschlafsack und den Wolldecken zu schälen. Der Sonnenaufgang über dem Monte Rosa, den man in der Hütte vom Zmorge-Tisch aus mitverfolgen kann, trieb uns dann aber doch aus dem Bett. Bald aber mussten wir auch an diesem Tag feststellen, dass das Wetter zwar deutlich besser als auf der Alpennordseite war, jedoch längst nicht so gut wie von der SRF-Prognose versprochen. So ganz gaben wir die Hoffnung auf ein paar Klettereien jedoch nicht auf und packten die entsprechende Ausrüstung ebenfalls in den Rucksack.

 

Von der Capanna Pairolo folgten wir etwa um 10 Uhr dem Wanderweg hoch zum Pass zwischen P. 1472 und P. 1478. Von dort wählten wir meist die direkte Route über den Grat, wo hin und wieder gekraxelt werden darf, meist aber ein schmaler, einfacher Pfad verläuft. Im Laub versanken wir teils bis zu den Knien. Mit etwas Fantasie entstand ein gewisses Pulverschnee-Gefühl – so als eine Art Entschädigung für den abwesenden Winter. Nach etwas mehr als einer Stunde erreichten wir den Sasso Palazzo, der zwar ziemlich abschüssig ist, sich aber einfach über einen schmalen Weg besteigen lässt.

 

Danach bewegten wir uns durch dichten Buchenwald auf den Sasso Grande zu und erreichten bald den Passo Streccione. Der höchste Punkt der Denti della Vecchia erschien von dort inetwa wie der Haggenspitz, einfach deutlich kleiner. Vom Passo geht es auf einem Weg hoch zu einem kleinen Pass, wonach es kurz runter und wieder hoch geht. Der Weg ist problemlos zu finden. Kurz nach der engen Passage, wo sich der Weg einer Felswand entlang schmiegt, erreicht man den Einstieg zur Kraxelei. Diese (T5 II) führt zunächst etwas nach links, danach wieder nach rechts und ist mit schwach erkennbaren Punkten am Fels markiert und gut zu finden. Zwei, drei Stellen sind etwas ausgesetzt, jedoch einfach. Unter dem Gipfel gibt es zwei Varianten: Während ich diese von Ivo66 absolvierte, wählte Madame jene links davon. Ich kam ordentlich zum Klettern, bevor ich mit etwas Schiss über den Felsspalt zum Gipfel hinüber schritt. Wir benötigten von der Capanna Pairolo bis auf den Sasso Grande knapp zwei Stunden. Wer unterwegs stets dem Wanderweg folgt und nicht die Grat-Variante wählt, ist deutlich schneller, verpasst aber einige schöne Kraxeleien.

 

Nun, bislang versteckte sich die Sonne erfolgreich, doch am Horizont zeigte sich sozusagen ein Silberstreifen. Wir hatten somit Hoffnung, auf dem Rückweg doch noch das ganze Material zur Anwendung bringen zu können, das wir mitgeschleppt hatten. Und prompt: Bei den Sassi Palazzi schien uns die Sonne in den Nacken. Bereits auf dem Hinweg hatten wir zwischen den Bäumen die Scalinatella gesehen und wollten deren SO-Grat nun noch in Angriff nehmen. So verliessen wir den Wanderweg und folgten einem steilen Pfad in die Tiefe.

 

Wir kletterten den ganzen SO-Grat mit Bergschuhen. Wir zählten vier, statt der in den Topos aufgeführten drei Seillängen (3a, 3b, 3b). Grund dafür ist der Abstieg vom Gipfel. Wohl liesse sich dieser irgendwie zu Fuss bewältigen, jedoch helfen ein paar Bohrhaken über den westlichen Nachbarturm und nach kurzer Abkletterei erreicht man ebenes, grasiges Gelände. Im Wesentlichen erklimmt man auf der Route Scalinatella drei Türme, wobei die erste Seillänge mit ca. 35m klar die längste ist. Der Fels entspricht den Ausführungen im SAC-Führer: „roccia molta lavorata e solida“. Vielfach liesse sich auch mobil sichern, teils mit Sanduhren. Entsprechend viel Spass machte uns die abwechslungsreiche Kletterei.

 

Etwas ausgesetzt ist die Sache aber schon: Insbesondere die beiden „spaccati“, welche mir als Höhenängstigen schon beim Lesen des Topos den Angstschweiss aus den Poren trieben, liessen auch vor Ort den Puls höher schlagen. Der Spagat vom zweiten auf den dritten Turm ist Üblere der beiden (obschon ich die Kletterei nach dem ersten Spagat als schwieriger als 3b bewerten würde). Auch hier trifft's der Führer, wenn er die Schlüsselstelle mit „più psicologico che altro“ beschreibt. Nach der ersten Seillänge stieg ich auch diese vor und hatte somit die Ehre, den Spagat zuerst zu absolvieren. Es gelang mir, im Kopf den Schalter umzulegen und so kletterte ich ein paar Meter ab und zum nächsten Bohrhaken, bevor ich mit meinem rechten Bein nach Fels jenseits der breiten Kluft suchte. Kaum spürte ich Fels unter dem Fuss, fühlte ich mich hervorragend, trotz der Luft unter meinem Hintern bzw. zwischen den Beinen. Der Rest war dann nur noch Formsache: Rüber an den Fels, Express rein, Seil rein, weiterklettern. Wie immer nach solchen Dingen war ich zu Ende der Kletterei einerseits froh, dass es vorbei war und andererseits stolz, dass ich das hingekriegt hatte. Und eben: Schön und lohnenswert war die Kletterei an diesem Fels auf alle Fälle.


Tourengänger: أجنبي


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Kommentare (1)


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TeamMoomin hat gesagt: Aha
Gesendet am 21. Dezember 2014 um 22:49
dann haben wir also am Freitag zusammen telefoniert. Hehe die Welt ist klein, wie waren Freitag bis Sonntag im gebiet unterwegs und haben deinen Eintrag im Gipfelbuch des Sasso Grande gesehen. Und viele Grüsse von Marco er war geschmeichelt über sein Salameti-Kompliment.

Lg Oli,Moomin und A.


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