Es war meine erste aber ganz sicher nicht meine letzte Tour im "Val Grande", dem einsamen Gebirge im Piemont, zwischen Lago Maggiore, dem Valle Ossola und dem Centovalli.
Ich startete am Samstagmorgen in Malesco im Centovalli, wo ich mit dem "Centovalli-Express" aus Domodossola angekommen war. Der Weg, den ich mir ausgesucht hatte, zählt zu den sogenannten "klassischen Durchquerungen" durch das Val Grande - anders als viele andere Wege in diesem wilden Gebirge doch recht gut markiert und vor allem auch als Weg erkennbar, meistens jedenfalls, und daher für einen ersten Kontakt mit dieser "letzten Wildnis Europas", wie es in vielen Beschreibungen heißt, gut geeignet.
Dieser Weg führte mich von Malesco zunächst durch das Loanatal über die verlassene Alpe Basso, Fondo di Gabbi und La Cascina hoch zum Bivacco Alpe Scaredi (1840 m), wo ich die erste Nacht verbrachte. Von dort ging es dann bergab ins Innere dieser geheimnisvoll anmutenden Landschaft, vorbei an den Ruinen der ehemaligen Almen La Balma, La Boschelli und Portaiola über die Hängebrücke zur Alpe In la Piana und zur Alpe Val Gabbio und dann wieder gut 600 Höhenmeter bergauf zur Alpe della Colma (1728 m), meinem zweiten Nachtquartier. Am dritten Tag blieb dann der Abstieg von der Alpe della Colma hinab nach Premosello im Valle Ossola, vorbei an der Alpe La Motta, der Alpe La Piana, der Alpe Lut und durch das Dorf Colloro.
Die Hütten, in denen ich übernachtet habe, sind, wie die anderen Bivacci im Val Grande auch, nicht bewirtschaftet, und die Tatsache, dass dort ein Holzofen vorhanden ist, heißt noch lange nicht, dass es auch ausreichend Brennholz gibt. Wasser gibt es reichlich, jedenfalls war während meiner Tour keiner der Brunnen und Quellen versiegt.
An der Alpe Scaredi hat man erstmals den Blick zur Monte-Rosa-Ostwand, und einen Tagesmarsch später, oben an der Alpe della Colma, erscheint diese traumhafte Wandflucht im ersten Morgenlicht fast schon zum Greifen nahe. Mit den Erinnerungen an meine Monte-Rosa-Tour im Sommer 2013, einschließlich einer Nacht in der Cappana Margherita auf der Signalkuppe (siehe dazu meinen Bericht hier bei hikr.org), war dieser Anblick natürlich ein ganz besonderer.
Bis zur Alpe In La Piana ist der Weg gut gekennzeichnet, der weitere Verlauf bis hoch zur Alpe della Colma hingegen verlangt, schon genauer hinzusehen. Wenn man unterhalb der Alpe Val Gabbio auf der Brücke den Bach überquert hat, ist es ratsam, nicht geradeaus weiter zu gehen, sondern dem Bachverlauf auf der südlichen Seite bergwärts zu folgen. Dann wird der Weg zeitweise wieder erkennbar. Bei einem kleinen Einschnitt geht es dann links steil bergauf, und hier helfen im Wald vereinzelte Steinmännchen bei der Orientierung.
Der Abstieg über die Alpe Lut mit einer wunderschön gelegenen Kapelle und durch den kleinen Ort Colloro hinab nach Premosello im Ossolo-Tal zieht sich dahin und wird irgendwann auf der Asphaltstraße auch mühsam, aber bis zur Alpe La Piana - nicht zu verwechseln mit der Alpe In la Piana, im Inneren des Val Grande gelegen - entschädigt die traumhafte und bisweilen bizarr und unwirklich erscheinende Landschaft zweifellos.
Kommentare (3)