Mönch 4107m - ein Verführer in bester Form


Publiziert von Mueri , 5. Oktober 2014 um 11:24.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Jungfraugebiet
Tour Datum:28 September 2014
Hochtouren Schwierigkeit: ZS
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE   CH-VS 
Zeitbedarf: 4:30
Aufstieg: 650 m
Abstieg: 650 m
Strecke:Stn. Jungfraujoch - P. 3811 - Mönch - P. 3887 - Stn. Jungfraujoch
Zufahrt zum Ausgangspunkt:mit PW nach Grindelwald, ab Grindelwald mit Bahn zum Jungfraujoch (86 CHF, retour, Halbtax)
Unterkunftmöglichkeiten:Mönchsjochhütte

Als Tagestour machbar, führt der Aufstieg auf diesen prestigeträchtigen Viertausender, der zum bekannten Berner Dreigestirn gehört, innert Kürze über die magische Grenze von 4000 Höhenmetern. Nur knapp 700 Höhenmeter gilt es zu Fuss zu überwinden - und dies unfern der Touristenmenge, die dem Gipfelstürmer Respekt und Bewunderung entgegenbringt. Noch dazu ist er von weit sichtbar, formschön und wird oftmals (wenn auch fälschlicherweise) als einfacher oder gar einfachster Viertausender der Alpen gehandelt.

Der Mönch weiss auf vielfältige Weise zu verführen; und so verwundert es kaum, dass er Scharen von Bergsteigern anlockt. Der Mönch hat m. E. aber noch einen ganz anderen Trumpf im Ärmel: Er (ver-)führt über fantastische, abwechslungsreiche und spektakuläre Routen, die sich unabhängig von der Meereshöhe des Gipfels, unabhängig vom Besucherstrom und unabhängig von der Bekanntheit des Berges auszahlen, ja selbst die nicht wirklich günstige und noch dazu zeitintensive Anfahrt wettmachen.

Die Überschreitung des Mönchs ist für mich persönlich routenmässig eine der schönsten je gemachten Touren. Das Wetter und die Schneeverhältnisse, aber auch die Gruppenkonstellation mögen ihren Teil dazu beigetragen haben, dass mir diese Tour auf den Mönch in bester Erinnerung bleiben wird, der Mönch als richtiger Casanova in Bestform, doch nun zum Routenbeschrieb...


Mit der ersten Bahn gelangen wir aufs Jungfraujoch und begeben uns zum Stollenausgang. Fast unmittelbar nach dem Stollenausgang seilen wir uns an und steigen als zwei entlang gut sichtbarer Fussspuren über den Gletscher hoch zum Einstieg des Südwestgrats. Die Steigeisen werden bei diesem Zustieg zum Grat und auf dem ersten Teil des Grats aktuell nicht benötigt. Anzuseilen lohnt sich, zumal man sich auf einem Gletscher bewegt und es auf dem Weg hoch zum Einstieg des Südwestgrates den kaum sichtbaren Bergschrund zu überwinden gilt.

Wenige Minuten später gelangen wir durch Kletterei (dritter Grad) in einem gut gestuften Kamin auf den Grat, umgehen diesen auf den ersten Metern links und steigen in Zweierseilschaften dem teils luftigen Grat entlang hoch. Der trockene und feste Fels lässt dabei die Kraxelei zu einem wahren Genuss werden. Höhepunkt dieses ersten Teiles ist dabei die 40 Meter lange Kletterei (dritter Grad) auf eher plattigem Fels, der aber zahlreiche Absätze für Hände und Füsse bietet und an einzelnen Stellen absicherbar ist. Aufgrund dieses Teils ist es von Vorteil, ein 40m-Seil mitzuführen.

Bald erreichen wir den Firngrat und steigen um auf Steigeisen. Erst dem Grat entlang, dann über eine Flanke erreichen wir auf ca. 4000 Höhenmetern den Punkt, an dem die Route vom Nollen her und unsere Route zusammenstossen. Dort werden wir Augenzeugen eines kleinen Eisabbruchs etwas nördlich vom Jungfraujoch. Mit Getöse stürzt sich das Eis über steile Hänge auf den darunter liegenden Guggigletscher.

Technisch unschwierig, aber in eher steilem Gelände erreichen wir den Gipfel des Mönchs und halten dabei immer eine notwendige Sicherheitsdistanz zum verwächteten Grat ein. Oben auf dem Gipfel herrscht quasi Windstille, so dass wir rund eine Stunde auf dem Gipfel verweilen.

Für den Abstieg wählen wir den Normalweg (Südostgrat). Ein erstes Highlight hierbei bietet der verwächtete Verbindungsgrat zwischen dem Gipfel und dem Vorgipfel - technisch einfach, doch hätten hier Ausrutscher und Fehltritte gravierende Folgen. Vom Vorgipfel steigen wir in aufgeweichtem Schnee steil die Himmelsleiter abwärts (hier wären Sicherungsstangen vorhanden, ebenso an den heiklen Stellen auf dem nun folgenden Mittelteil des Abstiegs) und erreichen sodann den schmaler werdenden Grat. Dieses Mittelteil des Normalaufstiegs - für mich normalerweise die Schlüsselstelle des Aufstiegs via Normalweg -  präsentiert sich bestem Zustand. Wir schreiten über gut verfestigten Schnee abwärts, wo in anderen Jahren zu dieser Jahreszeit plattiger Fels zu überwinden war.

Schnell erreichen wir den Regenmesser und steigen von dort Felsblöcke hinab zum Einstieg des Südostgrats. Hier im unteren Teil weitet sich der Grat wieder und lässt verschiedene Ab- bzw. Aufstiegsmöglichkeiten zu, wobei die Verhältnisse mitbestimmend sind, ob man beim Abstieg den Grat bevorzugt oder eher rechts davon über Schnee- bzw. Geröllfelder absteigen will.

Unten auf der Verbindungsstrecke zwischen Jungfraujoch und Mönchsjochhütte angekommen, entledigen wir uns der Steigeisen, Gstältli etc. und gehen zurück zur Bergstation der Jungfraubahn. Was nun noch folgt, ist wenig spannend: eine lange Talfahrt mit der Bahn bis Grindelwald und sodann eine Heimfahrt in die Innerschweiz an einem Tag, an dem wohl die ganze Schweiz mit dem PW unterwegs war...

Tour mit Alpinist, Sebi Holdener und Philipp Imhof. Es hat riesig Spass gemacht mit euch dreien! Danke an Alpinist  für die Organisation der ganzen Tour und die zur Verfügung gestellten Pics.


Fazit: Die Bedingungen sowohl auf dem Südwestgrat wie auch auf dem Südostgrat des Mönchs sind derzeit einzigartig, nicht zuletzt auch aufgrund des eher durchwachsenen Sommers. Im unteren Teil ist der Fels trocken und fest, im oberen Teil und auf dem Südostgrat gar im Mittelteil herrschen wunderbare Firnverhältnisse, so dass ein rasches und bequemes Vorankommen möglich ist.

Der Mönch bleibt aber m. E. ein eher anspruchsvoller Gipfel, (der aber auch so manchen Anspruch erfüllt). Mag der Zustieg (egal ob über den Normalweg oder den Südwestgrat) auch konditionell einfach zu bewältigen sein, so darf er technisch nicht unterschätzt werden!


Tourengänger: Alpinist, Mueri


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