Grosse Schesaplana-Rundtour mit 13 Gipfeln


Publiziert von Delta Pro , 23. Juni 2014 um 20:40.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Rätikon
Tour Datum:21 Juni 2014
Wandern Schwierigkeit: T5- - anspruchsvolles Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR   A   A-V 
Zeitbedarf: 10:30
Aufstieg: 3130 m
Abstieg: 3750 m
Strecke:38 km

Schesaplana als Monstertour – „La grande boucle“ im Prättigau
 
Ein reichhaltiges 4-Gang Menu tischte ich mir mit der heutigen Wanderung auf: zwei Berggruppen als Vorspeise, zum Hauptgang die Schesaplana und schliesslich noch weitere Gipfel zum Nachtisch. Alles zusammen eine ansehnliche Runde mit über 3000 Höhenmetern im Aufstieg, verteilt über die Marathon-Distanz. Die Rundtour folgt der logischen Linie entlang der Bergkämme und führt über 13 Gipfel. Davon ist einer ein überlaufenen Touristenziel, und immerhin 3 Gipfel waren bislang noch ohne Hikr-Beschreibung. Landschaftlich ist die Tour sehr interessant und abwechslungsreich. Besonders eindrücklich waren die Wechsel zwischen kompletter Einsamkeit auf kaum je besuchten Gipfeln wie den Kanzelköpfen und dem Schafberg, und der „Chilbi“ an der Schesaplana. Mit wenigen Abstrichen könnte man meine Monster-Rundtour zu einer durchaus angenehmen Wanderung machen. Die Kanzelköpfe haben mich so z.B. rund 700 zusätzliche Höhenmeter gekostet. Mit dieser sehr lohnenden Tour in einer gut erreichbaren Region konnte ich einen weiteren weissen Fleck auf meiner Bündner-Karte schliessen.
 
Sassauna – Girenspitz (T4+)
Die Überschreitung vom Sassauna zum Girenspitz wurde schon von vier Hikr-Cracks beschrieben und empfohlen. Bei all diesen stellte dieser Grat den Hauptgang dar, bei mir war es gerade einmal die erste Vorspeise - die ganz gut runterging.
Von Fanas mit der ersten Bahn aufs Eggli. Damit spart man sich immerhin 800 Höhenmeter. Zuerst auf den Wanderwegen, dann direkt über den SW-Kamm steige ich zügig zum Sassauna, wo mich ein eindrücklicher Blick auf die geplante Runde empfängt. Gegenüber erhebt sich die Schesaplana und weit hinten ragen die Kanzelköpfe in den Himmel. Der Grat über Pfäwi, Tüf und Höch Sagettis zum Girenspitz ist eine wunderschöne Voralpen-Wanderung, die nirgends schwierig ist, jedoch immer mal wieder steilere Passagen bereithält, so dass einem nie langweilig wird. Über den ganzen Grat zieht sich eine Wegspur. Von der Gratschneide muss bei der Überschreitung sämtlicher Gipfel kein einziges Mal abgewichen werden. Nach 1h 20 min vom Sassauna erreiche ich den stattlichen Gipfelsteinmann des Girenspitz. Obwohl die Aufstiege alle recht kurz sind, macht man doch einige Höhenmeter, da es neben den benannten Gipfeln noch mehrere weitere Erhebungen zu überwandern gilt. 
 
Kanzelköpfe (T5-)
Die Kanzelköpfe sind eine Gruppe von zerrissenen und brüchigen Türmen. Der höchste ist durch die Flanken erstaunlich einfach zu erreichen (siehe Hikr-Bericht von der Lünersee-Seite). Für meine Rundtour wäre hingegen die Überschreitung logisch gewesen. Da ich dazu keine Informationen hatte und sie teilweise durchaus haarig sein dürfte, entschied ich mich zur Süd-Nord Traverse, was bzgl Höhenmeter mit einigem Aufwand verbunden ist.
Von Golrosa ohne Probleme auf die Lüneregg (T2) und zum Grashügel des Schwarz Chopf - keine Ahnung wieso dieser einen Namen erhalten hat. Die Felsplatten des östlichen Kanzelkopfes sehen nicht einladend aus und angesichts meiner weiteren Pläne will ich dort oben nicht scheitern. Also Abstieg in der Südflanke bis man auf einer Grasrampe in der Falllinie von Pt 2402 aufsteigen kann. Steil (T5-), aber gut gestuft. Anschliessend über die grasige Südflanke unter den Gipfelturm, den man mit etwas Kraxelei erreicht. Der höchste Punkt befindet sich vorgelagert, weshalb ich noch etwas dem schmalen Grat folgen muss. Erster Gipfelbuch-Eintrag im 2014. Im Rückweg dann direkt ohne Probleme zum Kanzelsattel und auf idealen Schneefeldern bis fast zum Lünersee. Auf die Querung auf der Schweizerseite zu den Gamsluggen hatte ich verzichtet aufgrund Steinschlaggefahr für den gut frequentierten Wanderweg darunter.
 
Schesaplana (T3)
Und rein ins Getümmel! Hunderte von Wanderern aller Nationen trifft man am Lünersee - ein richtiger Kulturschock nach der Einsamkeit der Kanzelköpfe. Ich wähle den offiziellen Weg zur Totalphütte, die überquillt mit durstigen Bergsteigern. Über ausgedehnte Schneefelder geht es weiter. Heerscharen von Bergsteigern, teils hochalpin ausgerüstet (Steigeisen!), kommen mir entgegen - zum Glück ist die Spitzenzeit am Gipfel schon vorbei. Nur ganz am Schluss folgen zwei etwas steilere Passagen. Insgesamt ist der Aufstieg aber problemlos, wenn auch konditionell fordernd, da ich schon am Lünersee 1700 Höhenmeter in den Beinen hatte.
Die Schesaplana ist mein 100. Gipfel seit anfang Mai dieses Jahres, also seit 50 Tagen... Ein solcher Schnitt ist erfreulich, aber ihn zu halten wäre aus verschiedenen Gründen nicht so geschickt.
 
Schafköpfe – Schafberg (T4+)
Meine Schuhe sind mittlerweile ein Schwimmbad - kein Wunder bei all den bodenlosen Schneefeldern. Die weite Querung über dem Brandner Gletscher ist nicht hilfreich um das Problem zu beheben. Wenn man alles dem Grat folgt, kann man immerhin einigen Schneefeldern ausweichen. Nun wieder komplett alleine steige ich über den Schafköpfe mit einem netten Kalkgrat (T4) und treffe beim Einstieg zum Schafloch-Steig einer letzten Wanderer, der mir Auskunft über die Verhältnisse gibt. Der Abstecher zum Panüeler und dem Salaruel Kopf ist nicht gerade lohnend - Schneefelder, Geröllfelder, flache Gipfel.
Besser ist da schon der Schlusspunkt meiner Rundtour: Über den in den Felsen geschlagenen, mit Seilen versicherten und recht exponierten Steig (T4) erreiche ich den "Schwarzen Sattel". Über den Schafberg, den markanten westlichen Eckpfeiler des Massivs, findet sich nirgends im Internet eine Beschreibung. Ein unbeschriebenes Blatt also. Aber über den Grat ist der Gipfel ohne Schwierigkeiten, wenn auch über teils ruppiges Geröll zu erreichen (T4+). Dabei bleibt man meist etwas in der Südflanke. Der höchste Punkt, ein maroder Felsblock wird nur durch ein kümmerliches Steinhäufchen gekrönt.

Ausklang ...
Nun fehlt noch der lange Rückweg nach Fanas... 2000 Höhenmeter Abstieg und rund 15km Distanz. Nicht was man sich nach einer solchen Rundtour wünscht. Ich entscheide mich für den Weg über die Chlein Furgga. Obwohl noch einige Schneefelder in der Flanke zu queren sind, ist der Pfad problemlos begehbar. Dann teils weglos über Alpweiden, vorbei an den Hütten der Leidegg, auf einem schmalen Wanderweg zur Fahrstrasse hinunter. Diese ist leider zur Zeit kaum befahren, so dass ich im Eilmarsch dem Tal zustrebe. Als das erste Auto kommt, ist es fast schon zu spät, doch dank dem netten Einheimischen wird mir 2 km der Strasse erspart. Da ich wieder rüber nach Fanas auf der anderen Talseite muss, verlasse ich bei Pt 1043 die Fahrstrasse und steche auf einem idyllischen Wanderweg in die Schlucht. Die Wanderung aus dieser heraus würde beinahe einen eigenen Ausflug rechtfertigen. Sie führt durch steilen Wald, durch eingeschnittene Täler und vorbei an ehemaligen Alpen. So gehen die nochmals einigen Aufstiegshöhenmeter ohne Beschwerden vorbei.

Nach einer solchen Monstertour gönnt man sich normalerweise einen Ruhetag. In diesem Fall war ich aber genau 12 Stunden nach der Ankunft in Fanas (und komprimierter Regeneration) wieder unterwegs zu den Freiheitstürm im Alpstein zusammen mit Kollege Maveric
 
 
 
Durchgangszeiten:
Eggli (Fanas): 7.40
Sassauna: 8.25
Girenspitz: 9.50
Kanzelköpfe: 11.05
Schesaplana: 13.15
Schafberg: 15.10
Fanas: 18.10

Tourengänger: Delta
Communities: Monstertouren


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Kommentare (1)


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maawaa hat gesagt:
Gesendet am 23. Juni 2014 um 21:18
Nicht zu fassen...! Da tun mir schon beim Lesen die Knie weh... :)

Ganz grosse Kino, herzliche Gratulation zu dieser Hammertour !

LG, Marco


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