Toggenburger Hundstein und "Kleiner" Gir


Publiziert von Delta Pro , 13. April 2014 um 10:15.

Region: Welt » Schweiz » St.Gallen
Tour Datum:12 April 2014
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-SG   Alpstein 
Zeitbedarf: 3:30
Aufstieg: 1250 m

Die erste Alpinwanderung der Saison bei grauem Wetter auf einen "neuen" Gipfel im Alpstein

Nachdem ich letzte Woche (arbeitshalber) genug mit den Ski an den Füssen unterwegs war verspürte ich an diesem grauen Morgen deutlich mehr Lust auf sommerliches Wandern. Der ausserordentlich schneearme Frühling in den Voralpen unterstützt dieses Vorhaben. Südseitig kommt man ohne grösseren Schneekontakt locker bis 2000 m.ü.M. hoch - und das in der ersten Aprilhälfte!
Ideale Tourenziele für solche Verhältnisse sind die selten bestiegenen, aber nicht minder interessanten Schwester-Gipfel von Toggenburger Hundstein und Gir. Neben den Grössen des Alpsteins geraten diese steilen Zähne oft etwas in Vergessenheit. Während der Hundstein (nicht zu verwechseln mit dem "richtigen" Hundstein über der Bollenwees) noch etwas häufiger Besuch erhält, ist der Gir ein exklusiver (und auch nicht ganz trivialer) Berg. Heute schenkte ich mir den Hauptgipfel, machte mich aber auf den "Kleinen" Gir, den markanten südlichen Vorgipfel mit seiner eindrücklichen Südflanke, zu besteigen. Über diesen gibt es bislang noch keinerlei Beschreibungen. Somit ist wieder ein neuer Alpstein-Gipfel "entdeckt", der einen durchaus schönen und erstaunlich braven T5-Aufstieg bietet.


Um 7.45 Start in Laui und auf dem Fahrsträsschen zur Alp Langenbüel. Von dort über den Wiesenhang direkt gegen den Hundstein. Ursprünglich wollte ich den "Kleinen" Hundstein, den kotierten Vorgipfel Pt 1784, über S-Grat ersteigen, was allerdings nicht möglich ist. Deshalb disponierte ich auf den E-Grat um. Als ich mich dem Hundstein nähere, bietet sich ein eindrückliches Spektakel: Als ob sie mit mir ein Wettrennen zum Gipfel austragen wollten, stürmen Gruppen von Gämsen aus allen Richtungen auf den Hundstein zu. Mit teils waghalsigen, dynamischen Wandtraversen schaffen es die Herden mit über 30 Tieren mich zu überholen und besetzen den Gipfelkopf wie die Ritter auf einer mittelalterlichen Burg. Durchs Westcouloir und vom Südgrat her erhalten sie weitere Verstärkung. Etwas ein komisches Gefühl für mich, denn die Gämsen suchen nicht etwa das Weite, sondern positionieren sich genau dort, wo ich auch hinwill... Ich nehme es gemütlich und kraxle über den schönen Ostgrat zu Pt. 1784. Unten T4-T5, oben eine (umgehbare) Kletterstelle (II). Anschliessend steige ich über den recht exponierten, aber einfachen Grat in die Scharte zwischen Kleinem und Grossen Hundstein (T5). Den Hauptgipfel nehme ich nicht über die Normalroute in Angriff, sondern über den schönen Südgrat. Diesen erreicht sobald wie möglich über eine Felsplatte mit vielen Grastritten (T5) und folgt ihm in hübscher Kraxelei bis zum höchsten Punkt. Mit dieser Variante gebe ich den mittlerweile ca. 50 Gämsen auf dem Gipfel Gelegenheit in Ruhe das Weite zu suchen. Auf dem Gipfel des Hundsteins hat es mittlerweile einen Steinmann gegeben, allerdings ist das kleine Gipfelbuch weg, das wir noch 2009 dort gefunden hatten.

Abstieg auf der Normalroute (T4+) und östlich auf einem Schneefeld um die Gipfelwand herum in den Kessel des Unter Älpli. Durch einige Schneefelder quere ich an den Fuss der Südflanke des Kleinen Gir. Knackpunkt ist die Überwindung der ersten Felsstufe, um erst einmal in die felsdurchsetzte Gras-Flanke zu gelangen. Dies geht erstaunlich einfach auf ca. 1890 m.ü.M. indem man die Stufe links aufwärts auf Grastritten und Bändern quert (T5). Anschliessend ca. 30 Höhenmeter gerade hoch bis das Gelände felsig wird und man auf einem angenehmen, horizontalen Band nach links queren kann. Dann wieder steiler über gut gestuftes Gras hinauf in die eigentliche Südflanke, welche nur mässig steil und in beliebiger Routenwahl begehbar ist. Am Schluss über den SW-Grat zum schönen Gipfel. Ein Übergang zum Hauptgipfel des Gir nicht möglich - der Kleine Gir durch einen 20m hohen, überhängenden Abbruch getrennt. Abstieg auf derselben Route, über Schneefelder nach Chlingen und entlang dem alten Wanderweg in die Thurwis (knapp eine halbe Stunde vom Gipfel) und weiter nach Laui.

Tourengänger: Delta


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