Alp Sigel (1769 m) - Marwees (2056 m): Im Reich der Blumen und der Gämsen

Nach einem ziemlich schneearmen Winter kehre ich fast 6 Monate nach dem Hikr-Treff zurück ins Herzstück des Alpsteins. Langsam erwacht das "Schönste Gebirge der Welt" aus seinem Winterschlaf - um diese Jahreszeit bieten sich die bereits komplett schneefreien Anstiege auf Alp Sigel (1769 m) und Marwees (2056 m) über deren Südostflanken an. Während sich in den steilen Grashalden der Marwees die Gämsen tummeln, erfreut sich des Wanderers Auge an den vielen schönen Blumen, die am Alp Sigel und in der Sämtiser Ebene bereits blühen - es ist eine wahrhaftige Pracht!
 
Von Brülisau (930 m) erreichten wir über den Brüeltobel und das Plattenbödeli (1284 m) auf markierten Wanderwegen die Hütten der Alp Sigel (ca. 1600 m), wo im Hinblick auf die bald beginnende Alpsaison bereits fleissig gearbeitet wurde. Nun weglos über Grasmatten in nordwestliche Richtung aufsteigend zum höchsten Punkt, wo sich das schöne Gipfelbuch von Ivo66 im Gipfelsteinmann befindet (die letzten Meter knapp T3). Trotz leichter Bewölkung ist der Wettereindruck auch an diesem Tag wieder sehr freundlich, die Gipfelrast konnten wir bei sehr angenehmen Temperaturen geniessen.
 
Aufgrund des steilen und felsdurchsetzten Geländes unter P. 1769 querten wir im Abstieg wieder etwas nach Südosten, bis der zur Alp Chüeboden (1447 m) führende Wanderweg problemlos erreicht werden kann.Von dort Abstieg auf dem Wanderweg zur Sämtiser Ebene und auf der orographisch linken Seite des Bachs flussaufwärts bis zum Talschluss. Von hier unternahm ich noch einen Abstecher zum West- bzw. Hauptgipfel der Marwees (2056 m). Über die steilen Grasmatten erreichte ich ohne irgendeine Schneeberührung nach einer guten Stunde den höchsten Punkt, der eine herrliche Aussicht in den zentralen Teil des Alpsteins bietet. Während des Aufstiegs stöberte ich weit über 50 Gämsen auf, die sich derzeit in den aperen Grasflanken schadlos halten. Eine genaue Routenbeschreibung erübrigt sich, man orientiere sich am besten am Geländeverlauf. Nachdem ich über den steilen "Vorbau" südwestlich der Dreifaltigkeit den ausgeprägten Pfad, der die Flanke auf ca. 1600 m quert, erreicht hatte, hielt ich etwas westlich, um anschliessend die Felsen unter P. 1825 östlich zu umgehen. Nun einer offensichtlich auch von den Gämsen benutzten Rampe folgend in nordwestliche Richtung, bis man auf den weiss-blau-weiss markierten Marwees-Wanderweg stösst. Diesen überquerend gelangt man auf guten Grasbändern bald auf den Gipfelgrat. Wer steile Grashänge liebt, ist in der Marwees-Südostflanke genau richtig! Es ist nirgends schwierig, aber mitunter ist etwas Gespür für die einfachste Routenwahl erforderlich. Das letztjährige, verdorrte Gras bietet keinen besonders guten Halt, daher ist man auf die auch von den Gämsen genutzte bzw. verstärkte Feinabstufung des Geländes angewiesen. Abschnittsweise bin ich über sehr steiles Gras- und Schrofengelände aufgestiegen (T4), meine Route liesse sich aber sicher noch optimieren.
 
Vom Gipfel zunächst über den stellenweise ziemlich ausgesetzten, aber glücklicherweise komplett schneefreien Südgrat, dann in der steilen, grasigen Südostflanke, bis ich auf einer Höhe von ca. 1750 m nach Abstieg über eine Felsstufe auf gut tragendem Firn in der breiten, vomWidderalpsattel hinunterziehenden Rinne zur Widderalp (1644 m) abfahren konnte. Von dort mehr oder weniger dem (teilweise bereits schneefreien) Sommerweg folgend, ab ca. 1500 m kann derzeit noch über das schneegefüllte Bachbett "abgefahren" werden. Hier trug der Schnee sehr gut und verhalf zu einem rasanten Abstieg, südlich des Bachbetts hingegen versank ich teilweise bis zu den Knien im faulen Schnee.
 
Von der Chalberweid (1317 m) nahm ich den Schwung gleich mit für den Gegenanstieg via Stiefel zur Bollenwees (1470 m), wo nevada es sich zwischenzeitlich in der Sonne gemütlich gemacht hatte. Leider hat das legendäre Berggasthaus noch geschlossen, wie im übrigen auch das Gasthaus am Plattenbödeli (dort im April nur Wochenendbetrieb). Nach einer nochmaligen Pause mit Blick auf den noch zugefrorenen Fälensee ging es dann über den Fahrweg via Plattenbödeli und Brüeltobel wieder zurück nach Brülisau. Im oberen Teil des Fahrwegs zwischen Bollenwees und Sämtisersee sind noch einige Passagen mit Schnee bedeckt, dieser trägt jedoch einigermassen gut, so dass wir keine allzu nassen Füsse bekommen haben.