Heimgarten (1790 m) - der Grat im Winter


Publiziert von 83_Stefan , 22. Februar 2014 um 12:43.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Bayrische Voralpen
Tour Datum:15 Februar 2014
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 1200 m
Abstieg: 1200 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Über die B11 nach Walchensee; parken entweder am kostenpflichtigen Großparkplatz der Herzogstandbahn oder direkt im Ort (nur wenige Parkmöglichkeiten).
Unterkunftmöglichkeiten:Herzogstandhaus (1575 m, privat), Übernachtung nur nach Voranmeldung; Heimgartenhütte (1785 m, privat), nur Einkehr in der Sommersaison.
Kartennummer:Bayerisches Landesamt für Vermessung und Geoinformation - UK50-52 Bad Tölz Lenggries und Umgebung

Der Eisautomat am Herzogstandhaus hat auch schon bessere Zeiten gesehen - im Sommer ist hier Kind und Kegel unterwegs, denn wegen der Herzogstandbahn wimmelt es an Leuten, die ansonsten hier nicht zu finden wären. Sicher freut er sich dann über die Zuwendung, die ihm zuteil wird. Aber jetzt im Winter ist er eingeschneit, ein dickes Schneepaket behindert die Eisausgabe - was für eine Ironie! Wer Mitleid mit dem armen Eisautomaten hat, der sollte ihn möglichst schnell besuchen, denn bestimmt ist er inzwischen schon wieder frei geschaufelt. Es gibt aber auch die Herzlosen, die einfach an ihm vorübergehen - damit bleiben die Herzlosen zwar Eislose, aber im Winter stört das weniger als im Sommer.
Wenn man Bergsteiger ist und nicht etwa Eisautomat, dann bietet der Winter am Herzogstand durchaus feine Perspektiven: Der Gratübergang hinüber zum Heimgarten ist viel weniger stark frequentiert als im Sommer und entwickelt - je nach Bedingungen - sogar durchaus einen gewissen alpinistischen Anspruch. Also wem der Grat im Sommer zu langweilig erscheint, der sollte ihn einfach im Winter begehen! Man muss dabei nicht mal auf sein Eis verzichten, sofern der Automat nicht gerade eingeschneit ist...


Die eindrucksvolle Rundtour startet am Parkplatz der Herzogstandbahn. Hier beginnt der breit ausgetretene Steig, der durch die steilen Südhänge von Fahrenberg- und Martinskopf hinauf zum Herzogstandhaus leitet. Dort trifft man auf den breiten Reitweg, der weiter in Richtung Herzogstand führt... und auf besagten Eisautomaten.

Der Reitweg quert die Nordostflanke des Martinskopfs und erreicht den Gipfelaufbau des Herzogstands, durch den er sich in zahlreichen Kehren nach oben schraubt. Kurz nach dem Passieren des Kreuzes wird der höchste Punkt erreicht, auf dem ein hölzerner Pavillion steht. Der Herzogstand ist eine Aussichtswarte erster Güte und alleine wegen des Gipfelblicks bräuchte man nicht zum Heimgarten hinüber steigen. Der Übergang lohnt vielmehr deshalb, weil man auf dem Grat ständig zwischen Ebene und Hochgebirge wandelt - rechts die weite, flache Ebene mit den großen Voralpenseen, links der Blick zu Karwendel und Wetterstein. Was für ein Kontrast! Also auf geht's, der Paradeabschnitt der hier vorgestellten Rundtour wartet!

Kurz unterhalb des höchsten Punkts zweigt an beschilderter Stelle der Steig ab, der hinunter zum Grat leitet. Ihm folgend (hin und wieder versichert) geht's hinüber zu einem kreuzgeschmückten Zwischengipfel (Schlehdorfer Kreuz) und weiter zum Gipfelaufbau des Heimgartens, der aber nicht direkt erstiegen wird. Stattdessen quert der Steig dort, wo sich der Grat am Gipfelkörper empor schwingt, ein Stück in der Südflanke nach Westen, um dann doch steil in einem Rechtsbogen hinaufzuleiten und über den breiten Rücken den Gipfel mit dem schönen Kreuz zu erreichen (Vorsicht Wächte!). Der Gipfelblick ist Balsam für die Seele und mit dem vom Herzogstand vergleichbar. Wer sich nebenbei auch noch dem Leib widmen möchte, der muss im Winter auf die mitgebrachte Brotzeit zurückgreifen, denn die wenige Meter unterhalb des Gipfels gelegene Heimgartenhütte hat im Winter geschlossen.

Der Abstieg führt vorbei an der Heimgartenhütte nach Süden hinunter in den Sattel zwischen Heimgarten und Rotwandlkopf. Hier beginnt der letzte Gegenanstieg der Tour, denn der Steig quert die Nordostflanke des Rotwandlkopfs leicht ansteigend, bis er den Ostrücken erreicht, auf dem es recht flott durch schönen Wald bergab geht. Man trifft auf einen Fahrweg, der aber bald wieder nach links verlassen wird und am Deiningbach geht's zurück nach Walchensee. Auf einer Brücke wird schließlich der Bach überquert und der Parkplatz an der Herzogstandbahn ist wieder erreicht. Eine schöne Tour ist zu Ende!

Schwierigkeiten:
Von Walchensee via Herzogstandhaus zum Herzogstand: T2 (der Anstieg zum Herzogstandhaus führt teilweise durch steile, lawinengefährdete Hänge).
Gratübergang zum Heimgarten: T3 (abschnittsweise mit Geländer versichert, der Grat wird in Begehungsrichtung breiter).
Abstieg über Heimgartenhütte nach Walchensee: T2 (kurzzeitig unter dem Rotwandlkopf lawinengefährdete Hänge).

Fazit:
Eine richtig lohnende 4*-Wintertour, die für die Bayerischen Voralpen sehr abwechslungsreich ist. Während im Sommer hier der Teufel los ist, geht es im Winter deutlich ruhiger zu. Aber Vorsicht: der Anstieg von Süden zum Herzogstandhaus ist nur bei sicheren Bedingungen anzuraten, da die steilen Südhänge lawinengefährdet sind und zwei Lawinenstriche gequert werden; auch der Gratübergang kann bei ungünstigen Verhältnissen anspruchsvoll sein, da es teilweise ein wenig ausgesetzt zu Sache geht.

Mit auf Tour: Uwe.

Anmerkung:
Die Überschreitung als Zweitagestour mit Übernachtung auf dem Herzogstandgipfel:
*Herzogstand (1731 m) und Heimgarten (1790 m) - eine Nacht über Oberbayern.
Bilder der sommerlichen Überschreitung (Kurzbericht):
*Heimgarten (1790 m) - der Klassiker vom Herzogstand

Kategorien: Bayerische Voralpen, 4*-Tour, 1700er, T3.

Tourengänger: 83_Stefan


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Kommentare (2)


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©bergundradlpeter hat gesagt:
Gesendet am 23. Februar 2014 um 08:57
...es liest sich herrlich und scheene Buidl hast mitgebracht.
Viele Grüße
Peter

83_Stefan hat gesagt: RE:
Gesendet am 23. Februar 2014 um 18:06
Hallo Peter, ich danke dir vielmals, das freut mich sehr! Bin immer sehr gerne am Herzogstand unterwegs, auch wenn dort meist recht viel los ist.
Ich drücke dir die Daumen, dass bei dir bald wieder die richtig guten Touren klappen! Viele Grüße vom Kochelsee!


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