Abenteuer über dem Lechtal


Publiziert von Heidelberger Gipfelsammler Ötzi II , 9. November 2013 um 14:53.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Lechtaler Alpen
Tour Datum: 7 November 2013
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 1 Tage 8:45
Aufstieg: 1320 m
Abstieg: 1280 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Zug von Garmisch nach Reutte, Bus nach Bach
Unterkunftmöglichkeiten:Wegen der Jahreszeit war eine Übernachtungsmöglichkeit in Bach kaum zu finden!

Für Donnerstag, 07.11.13 wurde sonniges Wetter angekündigt. So nahm ich mir vor, eine Bergtour auf einen oder mehrere Zweitausender zu unternehmen. Am Mittwoch stellte ich Überlegungen an, wohin ich fahren könnte. Die Wegezweitausender in den Nördlichen Kalkalpen zwischen Lechtal u. Rofan, sowie die in den Zentralalpen zwischen Tuxer Alpen u. Pitztal habe ich so gut wie alle schon erstiegen. Um diese Jahreszeit ist es wichtig, frühzeitig aufzubrechen, da die Tage kurz sind. Die öffentlichen Verkehrsmittel ab Garmisch gestatten es jedoch nicht, früh genug am Ausgangspunkt einer Bergtour anzukommen, die ich noch nicht gemacht habe.

Schließlich fand ich noch ein Ziel über dem Lechtal: die Greitjochspitze. Auf der Kompasskarte führen schwarze Punkte, die für einen unmarkierten Weg stehen, von der Baumgartalpe zur Greitjochspitze. Das Gelände ist aber auf ihr, auch wegen des Maßstabs 1:50000, sehr schlecht abgebildet.

Ich fuhr um 08.04 Uhr mit dem Zug nach Reutte. Um 09.07 Uhr ging es mit dem Bus weiter nach Bach im Lechtal, wo ich ca.10.10 Uhr ankam. Nachdem ich einige Fotos bei herrlichem Sonnenschein gemacht hatte, wanderte ich ins Madautal. Nach ca. 2,5 km bog ich auf den Forstweg in Richtung Baumgartalpe ab. Auf ihm gelangte ich ins Grießtal.
In etwas über 1400m fand ich bereits Schneereste abseits des Weges vor. Auf dem Almweg kam ich in über 1500m in einige cm Schnee. An der Baumgartalpe angekommen, sah ich das wilde Ende des Tales, das im Schatten lag. Ich machte zunächst eine Rast.

Ich wanderte durch den Schnee nahe des Bachs Richtung Talende. Ein Weg war nicht mehr zu sehen. Ich überlegte, wo ich aufsteigen sollte. Auf der rechten Seite des Tales war ein steiler schneebedeckter Hang mit Latschen zu sehen. Würde ich dort aufsteigen, hätte ich oben einen Höhenverlust inkauf zu nehmen, lange Zeit im Schatten zu gehen u. zuletzt zum Südgrat der Greitjochspitze einen steilen schneebeckten Grashang aufzusteigen. Links über mir sah ich die nach Westen abfallende Steilflanke zum Grat hinauf, die zum großen Teil in der Sonne lag.
Deshalb entschied ich mich, diese zu erklimmen. Zuerst ging es mittelsteil durch Schnee einfach den Hang hinauf. Weiter oben wurde das Gelände steiler u. ich stieg wo möglich über Gras, das schneefrei war, aufwärts. Dann stieß ich auf eine Felswand, an der entlang ich nach links querend aufstieg. Zwischen der steilen Grasflanke u dem steilen Fels kletterte ich über wenig schwierige Felsen (I-II) u. schneebedeckte Grasstufen aufwärts.
Wegen des Schnees war der Anstieg schon etwas heikel. Die Überwindung der Schwierigkeiten erforderte einen größeren Zeitaufwand, als ich vorher gedacht hatte. Als Abkürzung konnte ich diese Route nicht mehr bezeichnen. Zwei, drei mal schaute ich die Steilflanke hinunter. Abrutschen wollte ich da nicht! Nach einer unangenehmen abdrängenden Kletterstelle wurde das Gelände wieder leichter. Über dem felsdurchsetzten Steilhang erreichte ich schließlich den Schlusshang aus Gras u. Schnee, der mich zum langen Grat der Greitjochspitze brachte.
Da war es schon gegen 16.00 Uhr. Zum Gipfel hatte ich auf dem Bergkamm noch eine längere Etappe zurückzulegen. Ich musste über zwei Graterhebungen gehen, hinter denen ich immer wieder Höhenverlust hatte. Am Beginn der zweiten kletterte ich wenige m über Felsen (II), über diesen über Gras u. Steine zu ihrem höchsten Punkt. Bald sah ich den Gipfel. Hinter ihm waren die Berge vom letzten Sonnenlicht angestrahlt. Als ich ihn über den letzten Grataufschwung endlich erreicht hatte, waren sie bereits im Schatten (schade um die verpasste Gelegenheit zu einem letzten Foto mit Bergen im Abendlicht).

Ich ging über den Gipfelgrat ohne Pause zu machen hinweg zu einem Steinmann. Dahinter stieg ich eine steilere Stufe über den beginnenden NO-Kamm ab u. kam dabei an einem Holzkreuz vorbei. Ich wanderte über den flachen Bergrücken - wegen Bruchharsches etwas anstrengend -  bis etwas oberhalb einer Jagdhütte. Vor ihr stieg ich den schneebedeckten Hang ab bis zum Wald (ca.1600m). Da es dort keinen Weg gibt, musste ich - es war bereits fortgeschrittene Dämmerung - den steilen bewaldeten Hang absteigen. Ich war froh, als ich ca. 200m tiefer auf einen Forstweg stieß. Bei Dunkelheit musste ich ca. 3km auf ihm talwärts gehen, bis ich wieder auf den Fahrweg zur Baumgartalpe traf. Von ihm aus hätte ich am Vormittag auf den NO-Kamm steigen sollen, um die Schwierigkeiten, die ich zu bewältigen hatte, zu vermeiden u. früher im Tal anzukommen. Dann aber hätte ich auf das erlebte Bergabenteuer verzichten müssen!

Nach kurzem Abstieg erreichte ich den Fahrweg, der zwischen Madau nach Bach verläuft. Da es in Bach keine Möglichkeit mehr gab, mit öffentlichen Verkehrsmitteln nachhause nach Garmisch zu gelangen, suchte ich eine Unterkunft für die Nacht. Am Gasthof "Post" sagte man mir um ca.19.15 Uhr, dass es da momentan keine Übernachtungsmöglichkeit gibt. Man schickte mich weiter zu einem anderen Hotel. Dieses hatte aber auch Betriebsferien. Gegenüber sah ich Licht brennen. Ich ging hin u. fand ein Büro vor, in dem noch zwei Männer arbeiteten. Ich trat ein u. fragte sie, ob sie wüssten, wo ich übernachten könnte. Der Büroleiter fragte dann seine Mutter, die mir für diese Nacht ein Zimmer gab. Bei Gespräch bekam ich in ihrer Küche noch eine Brotzeit, bevor ich mich erschöpft hinlegte (man wunderte sich, dass um diese Zeit noch ein Bergsteiger unterwegs ist!).



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