Saisonabschluss auf die Tschierva


Publiziert von Barna10 , 2. Oktober 2013 um 15:01.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Berninagebiet
Tour Datum:28 September 2013
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR   Bernina-Gruppe   Piz Bernina 
Zeitbedarf: 10:00
Aufstieg: 1800 m
Strecke:Pontresina - Piz Tschierva - Südwand - Terrassa - Cna da Tschierva
Unterkunftmöglichkeiten:Jugendherberge Pontresina, Cna da Tschierva

Freitag Nachmittag mit PW Fahrt nach Pontresina. Gerade noch rechtzeitig erreichten wir die Jugendherberge um das Abendessen einzunehmen.
Die Wetterprognosen für die kommenden Tage waren einheitlich Samstag "schön" und Sonntag "je nach Prophet", will heissen jeder Wetterdienst lag etwas anders.

Die geplante Samstag-Anklimatisations-Tour auf den Chalchagn via NNW-Grat und Abstieg über den S-Grat und weiter zum Lejin da Misaun und Hotel Roseg wurde gestrichen. Stattdessen wurde nach sehr kurzer Diskussion beschlossen am Samstag direkt auf die Tschierva zu steigen.

Nach früher !! Nachtruhe in der JH und reichlichem Frühstück marschierten wir in sehr forschem Tempo in das Val Roseg. Nach 3h erreichten wir die Tschiervahütte. Kurze Rast und Caroline begrüssen (Seit 13 Jahren Hüttenwartin hier oben). Weiter geht es wie in anderen hikr Berichten beschrieben hoch.
Steigeisen und Klettergurt angezogen und über den zu Beginn aperen Gletscher locker aufgestiegen. Eine sehr kurze Steileissequenz am Rand einer Gletscherspalte brachte etwas Auflockerung. Der hintere Teil des arg zurückgeschmolzenen Gletschers, kurz vor dem Aufstieg zur Forcla Tschierva, war von den letzten Schneefällen noch schneebedeckt. Also anseilen. Thomas stocherte an einer Stelle mit dem Pickel herum und schon war ein tiefes schwarzes Loch zu sehen. Also ganz harmlos ist es halt doch nicht....

Der Aufstieg zur Forcla wird von den meisten Begeher in der staubigen Wegspur durchgeführt. Viel angenehmer ist es jedoch paraliel dazu im Blockschutt hoch zu steigen. Viel weniger Rutschen und Staub schlucken. Gutes Training für den Gleichgewichtssinn und die Gelenke. Etwas oberhalb der Forcla den Grat betreten und vorwiegend im Schnee, gerade noch ohne Steigeisen machbar, die rund 800m lange Gratwanderung zum Gipfel bewältigt. Ladys first.... Unsere Gruppe hatte den Gipfel heute für sich.

Wir inspizierten die anderen sehr selten begangenen Auf- und Abstiege auf die Tschierva. Forcla Misaun, vom Piz Misaun (Vadrettin da Misaun) her und über Vadrett da Misaun (Alp und Val Misaun). Die Ideen gehen mir wohl nie aus....
Cirruswolken sind bereits von Südwesten her aufgezogen. Zügiger Wind vertrieb uns vom Gipfel, etwas südlich davon gab es eine sehr kurze Pause. Der Winzerkäse blieb bei Cori im Hals stecken. Als sie lautstark protestierte, machte der Käse bekanntschaft mit dem Gestein hier oben....

Volle Konzentration verlangt der Abstieg durch die sehr steinige Südrinne. Da wir eine grössere Gruppe waren, wurde von jedem sauberstes und vorsichtiges Absteigen verlangt. Die Rinne wurde aufgeteilt in eine linke, zentrale und rechte Abstiegslinie, so dass wir dennoch den Umständen entsprechend gut vorwärts kamen. Es stellte sich heraus das die rechte Begrenzung den sichersten Abstieg vermittelte. Gute Fusstechnik (Adhäsion) erleichterte das Absteigen enorm. Der weitere Abstieg zur Terrassa (in einem Bogen Ostwärts) ist nicht mehr so anspruchsvoll. Bei Nässe sind diese Passagen zu meiden !! Flechten

Pünktlich zum Nachtessen (18:30 Uhr) erreichten wir die Hütte. Wir blieben die einzige Gäste. Das prognostizierte schlechte Sonntagswetter brachte viele Absagen.
Die Verhältnisse an den bekannten Routen rund um die Hütte sind als (sehr) gut zu bezeichnen. Insbesondere der Scerscen hat es mir angetan...... Obwohl Bohrhacken erneuert wurden, sind Frends weiterhin nötig.
Letzte Woche ging fast jeden Tag eine Gruppe über den Bianco Grat hoch. Da grössere Niederschläge ausbleiben wird es noch so bleiben. Beachte: Am nächsten WE ist in der Hütte Saisonschluss. Ab dann evtl. Trinkwasserproblem. Hüttenzahlen: +- 4500 Übernachtungen, 2500 davon den Biancograt, 3 Tote.....

Nachtruhe: Einige waren erkältet ---> vielstimmiges Schnarchkonzert. Zu viert flüchteten wir um ein Uhr in einen anderen Schlafraum. Dafür machten jetzt die röhrenden Hirschen ein Konzert. Es haben viele der grossen Tiere die Jagd überlebt.... Hirschfleisch....

Sonntag morgen. Nass war es draussen, Der Chapütschin war mit Neuschnee überzuckert. Halb Acht Frühstück, es bestand ja keine Eile. Je nach "Prophet" soll es dauernd Pissen, erst später, oder auch kaum und gar nicht... 

Na ja, Tee auffüllen lassen (den ich dann auf dem Fensterbrett liegen liess...)  und Abstieg zur Alp Misaun. Es war Trocken. Also Aufstieg Richtung Osten, in der Hoffnung, via das Paradis zur Alp Mandra zu queren oder gar Muot Dadeins zu erreichen. Kurz unterhalb Pkt 2418 begann es zu regnen, also Abstieg aus dieser steilen, grasigen und felsdurchsetzten Flanke. Kaum unten angelangt trocknete es wieder ab. Aber der Nebel setzte sich oberhalb 2400m fest.

Irgendwie hatten wir ein Hungergefühl, denn immer schneller liefen wir nach Pontresina. Ab dem Vitaparcour teilweise joggend (mit den Pickeln auf dem Rucksack), vorbei an schockierten Touris, erreichten wir Pontresina. Ab in die Pizzeria. Regen, anhaltend. Selten frühe Heimkehr von einer Tour.

Das Joggen hatte am nächsten Tag natürlich etwas steife Beine zur Folge. Die Bauchmuskeln meldeten sich ebenfalls heftig. Aber das war kaum diesem Sport in die Schuhe zu schieben. Ach "Blondchen".....

Nach der Bovalhütte im Oktober 2010, eine weitere Hütte, wo zum Saisonschluss nur Mitglieder der Sektion St.Gallen waren. Manchmal klappt es mit einer späten leichten Hochtour. Lieber spät im Jahr als in einer überfüllten Hütte zur Hauptsaison nächtigen müssen.

Danke an Caroline für die gewohnt gute Bewirtung und leichte Lockerung der Nachtruhe.
Allen Teilnehmer Danke für den schönen Saisonschluss.

Freuen wir uns auf Eis und Schnee!

Tourengänger: Barna10


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Kommentare (1)


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Seeger hat gesagt: Hochzeitsreise
Gesendet am 3. Oktober 2013 um 19:58
Ciao Barna
So war es.
Am Aufstieg die Warnung der Hüttenkatze (nicht Hüttenwartin) mit nervendem "Miau".
Am Abstieg starker böiger Regen wie aus Kübeln...
Toll, dass Du Dich für unsere Sektion so einsetzest.
Sicherer Wert - die Michi-Touren ;-))
Gruss
Andreas


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