Hochmiesing 'Schmankerlweiße' - Genußwanderung mit ungewöhnlicher Klettereinlage


Publiziert von algi , 26. September 2013 um 10:41.

Region: Welt » Deutschland » Alpenvorland
Tour Datum:25 September 2013
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 7:30
Aufstieg: 1200 m
Abstieg: 1200 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Spitzingsattel

Nach dem nervenaufreibenden Abenteuer am Blankenstein, suche ich zum Ausgleich mal eine Tour fürs Gemüt. Da fällt mir ein, dass ich im WEB von einer netten Plattenkletterei  am Hochmiesing gelesen habe, die 'Schmankerlweiße': [http://www.sirdar.de/Tourenbuch/over400/461.html]. Ich muss mir nur noch die  bereits ausgedruckte Tourenbeschreibung raussuchen, und die kleine Klettertour in eine aussichtsreiche Wanderung einbetten.

Um 7:45 Uhr gehe ich am Spitzensattel los, um zunächst dem Taubenstein einen Besuch abzustatten. Der Weg hinauf zum Taubensteinsattel ist nicht besonders spannend und so krame ich in Erinnerungen aus der Jugendzeit. Mir fällt ein, dass ich mit ca. 17 Jahren am Taubenstein meine erste Winterbegehung durchgeführt habe.
Während die Skifahrer die Piste hinunter wedelten, versuchten wir uns bei -15 Grad, bewaffnet mit Handschuhen und Trittleitern, an der Nordwand. Dabei schlug ich meinen ersten Haken. Als ich ihn belastete, zog ich ihn wie einen faulen Zahn aus dem Gemäuer und stürzte gut 5 m ab. Naja, im zweiten Versuch hat es dann geklappt .... es ist eben noch kein Meister vom Himmel gefallen.
Auf dem Normalweg bekommt man die Wand leider nicht vollständig ins Blickfeld, so dass ich nur den oberen Teil ablichten kann.

Nach dem kurzen Gipfelbesuch wandere ich, unterhalb der Gratschneide des Lempersbergs, hinüber zum Kirchsteinsattel. Nun gehts auf dem oberen Weg durch die Südflanke der Rotwand weiter, bis ich auf den Normalweg, vom Rotwandhaus kommend, treffe. Von hier aus sind es nur noch wenige Minuten bis zum Rotwandgipfel. Bei der felsigen Erhebung mit Gipfelkreuz im Gratverlauf vom Kirchsteinsattel zur Rotwand handelt es sich um den Rotwandkopf, an dem es auch ein paar Klettertouren im Grat VI gibt.
Vom Gipfel aus habe ich einen hervorragenden Blick hinüber zum Hochmiesing, und kann einen ersten Eindruck von der markanten Schichtplatte mit der Kletterroute, südöstlich unter dem Gipfel gewinnen.

Nun folgt der Abstieg über das Rotwandhaus zur Kümpfelscharte, und weiter nordöstlich in Richtung Miesingsattel. Am Wegesrand begegne ich einer kleinen schwarzen Schlange die sich bewegungslos in der Sonne aufwärmt. Dort wo ich auf den Weg, der vom Miesingsattel herabführt treffe, wende ich mich nach rechts zur Großtiefentalalm. Kurz oberhalb der Alm und unterhalb des Latschengürtels nach links weiter bis unter das Geröllfeld, dass von der Schichtplatte herabzieht. Auf der östlichen, rechten Seite reicht das Geröllfeld am weitesten herab. Hier versuche ich mein Glück um den schmalen Latschengürtel zu überwinden. Auf  Felsblöcken, die zwischen den Latschen liegen, gelingt dies überraschend gut. Der Weg hinauf zum Einstieg ist natürlich etwas mühsam, aber halb so schlimm, wie ich vermutet hatte.

Um 11:15 Uhr stehe ich unter der ersten Seillänge, kurz umziehen und durchschnaufen, dann steige ich ein. Zur Tourenbeschreibung von "Sirdar" gibt es nicht viel hinzuzufügen. Mir macht die Kletterei auf der geneigten Platte sehr viel Freude. Vor allem die 2-te und 3-te Seillänge mit der ausgeprägten geriffelten Felsstruktur hat es mir angetan, sowas ist mir bislang noch nicht begegnet, ich bin begeistert. Die Abseilschlinge am Ende der 4-ten SL habe ich nicht gesehen, vmtl. bin ich etwas zu weit links geklettert. Falls jemand abseilen will, würde ich sicherheitshalber eine alte Ersatzschlinge einpacken. Ich steige über das Latschenfeld aus, und hänge somit noch die 5-te SL dran. Warum nun gerade diese SL die Schönste sein soll, bleibt mir ein Rätsel, aber die Geschmäcker sind eben verschieden. Der Ausstieg in die Latschenzone hat mich weniger begeistert, da gerade in diesem Bereich der Fels brüchig und relativ steil ist. Zudem hängt man an den Biestern wie der "Ratz am Pressack" und hofft inständigst, dass die Latschenarme nicht brechen mögen. Den anderen Fall möchte ich mir lieber nicht ausmalen.

Die 100 m durch den Latschendickicht zum Gipfelplateau sind ein eigenes Kapitel für sich, man glaubt gar nicht, wie weit 100 m sein können. Aber ich habe auch schon weitaus schlimmere Latschenkämpfe hinter mich gebracht. Nach der inoffiziellen LKK-Bewertung ( Latschenkampfklassen von LKK 0 bis LKK 5: [http://harry.ilo.de/projekte/berge/berg.php?tour=54] ) würde ich das Teil als LKK 2 bis LKK 3 einstufen.

Nachdem ich meine "Wunden geleckt" habe, kann ich noch die phantastische Aussicht und die Stille genießen. Drüben an der Rotwand stehen sich die Gipfelaspiranten mittlerweile gegenseitig auf den Füßen.

Als Abstieg wähle ich, unter Berücksichtigung des Genusses einer flüssigen "Schmankerlweißen", den kürzesten Weg über Miesingsattel und Taubensteinhaus zurück zum Spitzingsattel.


Viele Grüße
Albert


Tourengänger: algi


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Kommentare (2)


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DHM123 hat gesagt: Coole Tour
Gesendet am 27. Juli 2016 um 21:56
... ich war zwar schon auf den Miesings, die Platte ist mir aber nie aufgefallen, muss man denn da sichern ? Die Platte ist doch stark geneigt, oder ? Muss ich mir mal unbedingt genauer anschauen !
LG aus M,
Detlev

DHM123 hat gesagt: RE:Coole Tour
Gesendet am 27. Juli 2016 um 21:59
Oh je, das mit dem Latschenkampf habe ich übersehen, also nix. Ich hasse Latschen, da hatte ich schon mal die anstrengendsten Meter meines ganzen Bergsteigerlebens ...
LG, Detlev


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