Lagginhorn, all in one


Publiziert von danski , 4. September 2013 um 21:45.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum:31 August 2013
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Mountainbike Schwierigkeit: ZS - Fahrtechnisch anspruchsvoll
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Zeitbedarf: 9:30
Aufstieg: 2650 m
Abstieg: 2650 m
Strecke:Saas Balen - Kreuzboden - Weissmies Hütte - Lagginhorn via WSW Grat; Abstieg bzw. Abfahrt dito

Das Lagginhorn, keine Liebe auf den ersten Blick und auch nicht auf den zweiten... Dass ich trotzdem mit guten Erinnerungen und erfüllt von diesem Berg zurück komme, liegt daran, dass man diesen 4000er quasi von Grund, heisst vom Talboden, mit bike und hike in einem Tag besteigen kann. Eigentlich kein eingefleischer Fan von solchen "Fitness"-Tests liess ich mich dieses Mal überreden. Wenn schon keine technische Herausforderung, so sollte eben die Physis getestet werden!

Light and swift,
also leicht und schnell, war unser Motto für dieses Unterfangen. Das fing damit an, dass wir am Freitag Abend spät nach Saas Balen anreisten und uns einen ruhigen Parkplatz zwecks Übernachtung suchten. Für Wiederholungstäter sei empfohlen, dass man gleich nach der Brücke über die Saaservispa, beim Touristen-Info Pavillon, die steile Strasse nimmt und dieser etwas folgt. So stösst man automatisch auf einige Ausbuchtungen, die sich perfekt als open-air Motels eignen. Abgesehen von einem gefühlten beinahe-crash mit einem vorbeifahrenden Autos, war unser Schlaf ungestört mit durchaus spektakulären Aussichten in die glitzernde Tiefe des Alls.

Lang war die Nacht natürlich nicht und um 0330 folgten wir dem Ruf des fernen Lagginhorns, das für uns noch lange unsichtbar in tatsächlich beträchtlicher Vertikaldistanz auf uns wartete. Damit wir auch wirklich behaupten konnten, die Strecke vom Talboden aus geschafft zu haben, fuhren wir um exakt 0400 zuerst hinunter zu Kirche. Ein gegenseitiges high five sorgte für die nötige Motivation. Das nächste würde es erst am Gipfel geben... Im Licht unserer Stirnlampe richtete sich unser Fokus von nun an auf die 10m Asphalt vor uns. Wir versuchten, keine zu hohe Kadenz anzuschlagen, denn wir wollten mit unseren Kräften haushälterisch umgehen. Unser Tempo liess uns aber immer noch rasch Höhenmeter gewinnen und schon bald erreichten wir Tewaldji. Eine kurze, flache Traverse auf einem breiten singletrail zum Weiler Bodme sorgte für Abwechslung. Dann steigt die Strasse erneut an. Ab P.2147 wird die Strasse zunehmend zur Schotterpiste, gewürzt mit einigen steilen und steinigen Passagen. Bis zum Kreuzboden, 2397m, musste ein paar mal kräftig in Pedale getreten werden. Endlich gönnten wir uns eine kurze Pause zwecks Nachfüllen von Kalorien, denn der "Verbrennungsmotor" lief definitiv nicht mehr auf Sparmodus. Nach dem Kreuzboden folgten wir dem Skilift. Der Triftbach wurde kurzer Hand beherzt "überfahren". Klar blieben die Füsse dabei nicht trocken. Auf fast genau 2500m kamen die Räder zum Stillstand. Eine Wohltat, denn der Rucksack, aufs Minimum reduziert aber immer noch anständig schwer, drückte je länger je mehr auf die unteren Rückenwirbel. Hosen, Schuh- und Sockenwechsel, kurz ein paar Schlucke und einen dieser klebrigen Power-Bars verdrückt, freuten wir uns beide auf die kommenden 1500HMs bis zum Gipfel des Lagginhorns, das sich immer deutlicher gegen den heller werdenden Himmel abzeichnete.

Die Weissmieshütte war wieder von Ruhe umgeben. Der morgendliche Sturm der Laggin-Aspiranten hat sich Richtung Lagginhorn-Gletscher verzogen. Ein Blick hinüber zur Krone der Schweizer Alpen, sprich Mischabel, kündigte den kommenden Tag fulminant an. In satten Rot- und Orangetönen begannen die bis vor kurzem noch düsteren Felsnadeln und gräulich schimmernden Eisflanken zu glühen. Wir strebten weiter und gewannen schnell Höhe während wir langsam aber sicher auch die vor uns gestarteten Bergsteiger-Gruppen einzuholen begannen. Den Lagginhorn-Gletscher, oder besser gesagt seine kümmerlichen Überreste, überwanden wir mit Steigeisen. Je mehr man sich dem WSW-Grat nähert, desto brüchiger sieht dieser aus. Bewegt man sich etwas abseits des "Pfades" und hält sich in der Nähe der Gratschneide, darf man durchaus einige schöne, einfach Kletterstellen im II-Grad erwarten. Eine gut strukturierte Platte stellt die "crux" dar. Auch sie übertrifft den II-Grad nicht. Ab ca. 3700m lag eine durchgehende Schneedecke. Obwohl man ohne Steigeisen bis auf den Gipfel käme, ist es ratsam, diese zu montieren. Man bewegt sich bestimmt schneller und sicherer. Die letzten Meter gleichen einer gut ausgetrampelten "Autobahn". Um 09:40 ergatterte ich mir einen bequemen Sitzplatz auf dem "umkämpften" Gipfel. Selbst etwas erstaunt über 5 Stunden 40min Aufstiegszeit, liess ich mir erst einmal etwas Zeit, während sich Chris schnurstracks zum Abstieg bereit machte. Obwohl "nur" 4011m hoch, hat man hier oben doch das Gefühl, hoch über den Dingen zu stehen. Eine Prachtsaussicht bietet das nicht sehr ästhetische Lagginhorn allemal.

Als wieder etwas Ruhe eingekehrt war, machte ich mich an den Abstieg. Ich kam schnell voran, während mir immer wieder weitere Bergsteiger begegneten. Bald war ich wieder zu Chris gestossen. Langsam sank das Energielevel mit der Bewältigung der grössten Schwierigkeiten nun doch ab. Glücklicherweise hatte die Sonne den Laggingletscher zwischenzeitlich "butterig" gescholzen und so surften wir ihn knieschonend ab. Diskutierten wir anfänglich noch die anschliessende Besteigung des Jegihorns, waren wir uns dann doch einig, dass wir auch so mehr zufrieden sein durften mit unserer Leistung. Zurück beim Bike rüsteten wir abermals um. Bikeshorts und Schuhe mit Klicks sollten einen ungetrübten Abfahrtsspass erlauben. Anfänglich noch etwas skeptisch, ob unsere müden Körper und Köpfe sich mit den etwas anspruchsvolleren singletrails vertragen würden, kam bald Hochstimmung auf und wir liessen es laufen. Beim Kreuzboden genehmigten wir uns eine stärkende Suppe, bevor wir den flow-trail hinunter zur Triftalp unter die "Nobby Nics" nahmen. Das endorphin-level war mittlerweile wieder auf Höchstniveau und wir surften den trail non-stop. Wären uns Wanderer entgegen gekommen, hätten wir natürlich unser Tempo auf ein angemessenes Mass reduziert... Nach der Triftalp hielten wir uns vornehmlich auf der Aufstiegsroute. Ab Tewaldji lockten dann abermals einige steilere Trailabschnitte. 13:30 zeigte die Kirchenuhr, als wir die den Kreis schlossen...

Es war durchaus eine Erfahrung, einen Viertausender vom Talboden an einem Tag mit Hilfe von bike und hike zu besteigen. Konditionell bekam ich meine Grenzen zu spüren. Wenn ich vor die Wahl zwischen einer Herausforderung in konditioneller oder technischer Hinsicht gestellt würde, dann fiele mein votum klar zu Gunsten der technischen Seite aus. Im Vorfeld der Tour stellten wir uns diese Frage, denn die Alternativen wären Lagginhorn S-Grat oder Weissmies N-Grat mit Ausgangspunkt Weissmieshütte gewesen. Anhand der herrschenden Verhältnissen mit bereits recht viel Schnee auf beiden Graten lagen wir aber am Schluss goldrichtig. Immerhin stimmt schon mal die Fitness, wenn in 2 Monaten die ersten Powder-turns gezogen werden!!! ;)

Tourengänger: chrismo77, danski


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