Brione (Verzasca) - Prato Sornico (Lavizzara) 2: Monte Zucchero 2735 m


Publiziert von basodino , 5. August 2013 um 15:25.

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Locarnese
Tour Datum: 3 August 2013
Wandern Schwierigkeit: T5- - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-TI   Gruppo Monte Zucchero   Gruppo Pizzo delle Pecore 
Zeitbedarf: 7:15
Aufstieg: 910 m
Abstieg: 1005 m
Unterkunftmöglichkeiten:Rif. Sambuco (1895 m) 18 Plätze und Rif. Tomeo (1739 m), derzeit 21, später 24 Plätze, beides Selbstversorgerhütten
Kartennummer:1272 Campo Tencia, 1292 Maggia

Auf unserem Weg nach Rodi war heute eine kürzere Tour geplant. Es sollte der schnellste Weg zum Rif. Tomeo gefunden werden, über die gleichnamige Bocchetta (2368 m). Zunächst ist das alles auch gar kein Problem. Wir folgten dem Weg zum Zucchero bis ca. 1960 m, wo sich links noch Überreste der Grundmauern eines alten Alpgebäudes finden. Hier zweigten wir weglos ab und stiegen recht gerade ein schwach angedeutetes Tälchen entlang auf, bogen rechts auf den Rücken ab und fanden auf ca. 2120 m eine nette Senke, wo wir einen Bach überquerten. Weiter ging es links des Baches über Wellen (Rücken wäre schon fast zuviel gesagt) hinauf an den Fuss eines Blockfeldes, welches man von links nach rechts an der engsten Stelle schnell durchsteigt und darüber in steilen Wiesen landet, die einem den Zugang zur Stufe unter dem Übergang verschaffen. Den Übergang selbst gewinnt man leicht, indem man zunächst rechts über Gras aufsteigt bis man auf leichte Felsen tritt, dort nach links wendet und über ein festes und nicht zu steiles Felsband auf die andere Seite quert. Dort kehrt man wieder nach rechts und steigt über steile Grasstufen zu einem zweiten weniger deutlichen Band, das man von rechts nach links bis zum sehr schmalen Übergang ersteigt. 1 h 45 min, T4, I.

In der Scharte wird es nun sehr luftig, ein wenig zu luftig für meinen Geschmack. Mit anderen Worten bricht es dahinter beinahe senkrecht ab. Unter einem sieht man in schwer zu schätzenden ca. 30-40 Metern eine eher harmlose Blockhalde, die man aber nicht so ohne weiteres erreichen kann. Links hing eine Schlinge, die einen Hinweis auf den einzig sicheren Weg hinab gibt, wenn man denn ein Seil dabei hätte. Ich bin ca. 10 Höhenmeter abgestiegen, indem ich die sehr schmalen, mit Gras bewachsenen Gesimse nutzte. So beginnt man links hinab, kehrt sobald als möglich nach rechts und kommt an eine erste unangenehme Stufe, die wäre es nicht so steil, kein Problem wäre. Man muss sich gegenwärtig sein, dass hier jeder Fehler der vermutlich letzte ist. So brach ich die Querung ab, bevor ich unter mir eine bis zum Blockgeröll schlüssige Führung habe erkennen können. Ich kann mir schon vorstellen, dass die im SAC Führer angegebenen L+ nicht überstiegen werden, aber es gibt zu wenig große Griffe, als dass man sicher hinabsteigen könnte. Und nur mit dem Füssen auf den Grasgesimsen - ungesichert - erscheint es mir persönlich unverantwortlich. Mit Seil eine ganz andere Nummer!

Wir mussten also einen Plan B ersinnen und dann schien es am naheliegensten den Monte Zucchero zu überschreiten. Also wieder hinab auf die steilen Wiesen und von dort nach links gequert. Zunächst ist das etwas mühsam, bald aber findet sich eine Schafspur, die immer deutlicher wird. Nun noch durch eine sehr grobe Blockhalde hindurch, dann durch eine Schafherde und nun auf gutem Weg zur markierten Route hinüber, die man auf ca. 2320 m trifft. Von der Bocchetta 0 h 45 min, T4, I, vom Rif. Sambuco T2, 1 h 30 min.
Kurz vor dem Zusammentreffen mit der Route fanden wir noch einen schönen, kleinen Bach, so dass wir die Trinkflaschen nochmals auffüllen konnten.

Nun folgt man dem steilen, phasenweise etwas gerölligem Weg bis in die Bocchetta di Mügaia (2518 m), 45 min, T3.

Dort biegt man links ab und steigt rechts des Grates über Wiesen, Geröll und Blöcke auf. Später trifft man wieder auf den Grat, verlässt diesen nach links, um über eine kurze, aber gut gestufte Steilstelle auf eine Schulter aufzusteigen (evtl. T4-, I). Dort setzt ein wenig markanter Grat an, den man links davon über Blöcke ersteigt. T3+, 0 h 45 min.

PS: Die angegebenen 20 Minuten rauf und 10 min runter sind gelinde gesagt ein Witz, zumindest für Wanderer.

Vom Gipfel hat man eine phänomenale Rundsicht, die bei uns aber im Dunst nicht voll zur Geltung kam. Bessere Fotos gibt es in meinem letzten Besteigungsbericht von diesem Berg.

Hinter dem Gipfelsteinmann biegt man rechts hinunter ab. Wir trafen beinahe umgehend auf ein Schneefeld, welches hier aber nicht tragfähig war, so dass wir links über Blöcke und Geröll auswichen, um weiter unten auf das Schneefeld zu gelangen, welches einen an das untere Ende der an sich nur wenig geneigten obersten Geländeterrasse führt. Die nicht überall gut erkennbaren Wegzeichen verliefen weiter rechts, so dass wir dorthin querten. Die erste Stufe dahinter wird leicht durch eine Arte schiefe Rinne abgestiegen, eine zweite Stufe dann schon etwas steiler, heruntergekraxelt (I). Nun unterhalb eines kleinen Schneefeldes durch sehr brüchiges Geröll zu einer grasigen Schulter, die man rechts umgeht. Man umrundet diese praktisch und durchsteigt die hier ansetzende Kante nach links, klettert leicht durch eine Art Riß zu einer größtenteils mit Schnee gefüllten, steilen Rinne (später im Jahr vermutlich viel Geröll). Je näher man dem Boden der Rinne kommt, desto brüchiger wird es. Man benutze also die im Abstieg rechten Begrenzungsfelsen und klettere Stück für Stück hinab (I-II, je nach Routenwahl). Einige Male betritt man die Rinne selbst und achte hier sehr auf Steinschlag. Schließlich kann man die Rinne unten leicht nach links verlassen und über Geröllhalden und Schneefelder unter die Bocchetta del Monte Zucchero (2541 m) horizontal auf ca. 2520 m queren. Den Übergang erreicht man dann ganz leicht. 1 h 30 min, T5-, I-II.

(Die Wegzeit kann in diesem Abschnitt sehr unterschiedlich ausfallen. Wir sind aus Vorsicht viele Passagen nicht gleichzeitig gegangen, weil uns die Steinschlaggefahr zu groß war. Allein kann man es wahrscheinlich deutlich schneller schaffen).

Am Pass heißt einen ein schöner Steinmann willkommen, eine markierte Route gibt es hier aber leider nicht. Nach links abwärts scheint zunächst eine Spur zu verlaufen, die sich aber bald im allzu willkürlichen Schutt verliert. Das Geröll ist lange zu grob, um es abrutschen zu können. Man quert über das sehr lose Material diagonal nach links, bis man in feineres Geröll gelangt und so den Weg nach unten Richtung verbliebenes Schneefeld kürzt. Etwa 80 Höhenmeter konnten wir noch abrutschen, bevor das Gelände sichtlich flacher wurde. Nun immer weiter bequem absteigend, dabei aber immer nach rechts queren. Auf ca. 2120 m fanden wir eine Wegspur, die uns weiter nach rechts querend nach Corte Piatto (2058 m) führt, wo man auf den VAVM stösst. Dass es hier mal eine Notunterkunft gegeben haben soll, konnten wir nicht verifizieren. Das einzige halbwegs erhaltene Gebäude gehört den Schafen. 1 h 05 min, T4.

Der VAVM ist hier rot markiert und führt in knapp 40 min zum Rif. Tomeo (1739 m) hinab, welches wir mit Einsetzen der ersten Regentropfen gerade so erreichten. Derzeit ist in der neuen Hütte nur das Lager im 1. Stock benutzbar (2 x 7 Plätze), ansonsten steht die alte Hütte zur Verfügung (Küche, Aufenthaltsraum für 9 Personen, 7 Schlafplätze). Das Badhäuschen mit WC, einer kalten Dusche und Trog ist weiterhin in Gebrauch.

Tourengänger: basodino, tourinette


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Kommentare (2)


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MicheleK hat gesagt: Vielen Dank
Gesendet am 6. August 2013 um 01:26
fuer die gute Doku zur Zucchero NO Flanke!

Gruss,
Michele

Seeger hat gesagt: Bocchetta di Thome
Gesendet am 7. August 2013 um 19:36
Ciao Marcel
Habe sie von der Thome-Seite im HIKR beschrieben. Auch ich wagte die Querung nicht.
Einige Jahre früher war ich am gleichen Punkt auf der Osula-Seite wie Du. Schlinge und Haken :-)))
Bravo zu Deinem Entscheid.
Gruss
Andreas


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