Hohe Geige (3395m) - Konditionstour auf die Königin des Geigenkammes / Ötztaler Alpen


Publiziert von Jackthepot , 16. Juli 2013 um 22:45.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Ötztaler Alpen
Tour Datum:13 Juli 2013
Wandern Schwierigkeit: T5- - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Klettersteig Schwierigkeit: K3 (ZS)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 11:00
Aufstieg: 1800 m
Abstieg: 1800 m
Strecke:Wanderparkplatz bei Plangeroß - Rüsselheimer Hütte - Westgrat auf den Gipfel - auf gleichem Wege zurück.
Unterkunftmöglichkeiten:diverse und überall im Pitztal Rüsselsheimer Hütte
Kartennummer:AV-Karte 30/5 Ötztaler Alpen Geigenkamm Kompass Nr. 43 Ötztaler Alpen

Der Geigenkamm ist der 28km lange Gebirgskamm zwischen dem Ötztal und dem Pitztal. Viele seiner (Haupt-)Gipfel ragen über die 3000m-Grenze – die unumstrittene “ Nummer 1 “ ist die Hohe Geige. Durch Ihre Höhe und die zentrale Lage eilt ihr der Ruf als Aussichtsgipfel ersten Ranges für die gesamten Ötztaler und Stubaier Alpen voraus. Vor den Genuss hat der liebe Gott jedoch erst den Schweiß gesetzt. Um auf den Gipfel zu gelangen, sind ab Wanderparkplatz Plangeroß 1800 Höhenmeter zu überwinden und der Anstieg über den steilen und blockigen Westgrat ist auch nicht ohne... doch dazu später ....
Der Aufstieg beginnt am Wanderparkplatz ein paar hundert Meter vor Plangeroß. Von Anfang an kann man die Rüsselsheimer Hütte sehen, die sich ca. 700m oberhalb befindet. Der Pfad schlängelt sich gemütlich über den bereiten Schwemmkegel des rauschenden Kitzlesbaches empor, wechselt aber bald auf die linke Bergflanke und führt dort zunehmend steil, in vielen weitgeschwungenen Kehren, in die baumfreien Höhen. Ca. 300 Höhenmeter unter der Hütte wechselt der Steig nach rechts auf die steilen Grasflanken unterhalb der Hütte. Nach unzähligen weiteren Kehren steht man bald auf der sonnigen Hüttenterrasse (ca. 1,5h).
Eine kleine Pause nutze ich um den Flüssigkeitshaushalt meines Körpers auszugleichen und die Vorräte in meinem Rucksack zu schonen. Gestärkt und zuversichtlich mache ich mich auf den Weg zum Westgrat. Hinter der Hütte über die relativ flachen Böden weiter aufwärts.  An der ersten Abzweigung geradeaus, an der zweiten links (Wegweiser) in weitem Bogen in die steile, grüne Südflanke der Hohen Geige und mit wenig Höhengewinn zum ‚Gahwinden’ einer Geländeschulter am Ansatz des Westgrates (2640m). Dort steht ein kleines Holzkreuz mitsamt Sitzbank und lädt zum Rasten und Schauen und Staunen ein. Ich habe in meiner bescheidenen Bergwanderer Laufbahn erst ganz wenige, vergleichbare Orte gesehen und habe mir heute schon vorgenommen, irgendwann hier oben wieder zu sein.
Nun wendet man sich nach Osten und steuert auf den Westgrat zu. Zuerst geht's mäßig ansteigend über einen Grasrücken, doch schon bald sieht man sich von der steilen Geröll- und Blockflanke gezwungen die Stöcke am Rucksack zu befestigen und Hand am chaotischen Blockwerk anzulegen. Zumeist weisen spärliche Markierungen (rot-weiß-rot) und Steinmänner den Weg, oftmals ist einfach Intuition gefragt ... Drei, vier Schneefelder erleichtern über ein paar 40....50 Meter das Vorankommen (werden aber bald abgeschmolzen sein). Schließlich erreicht man eine weitere hohe Gratschulter (ca. 3020m), an der der Grat schärfer und felsiger wird. Der Steig weicht in die Südflanke aus. Drei kurze Seilpassagen helfen nun über die fast senkrechten Blockgruppen hinweg, die doch hin und wieder ordentliches Zupacken fordern. Der Fels bietet jedoch immer genügend Möglichkeiten einen (wenn auch kleinen) Tritt oder Griff zu finden. Noch ein paar luftige Schritte über die schmale Gratkante und man steht plötzlich in einem flachen Boden mit sterbenden Gletscherchen und (tw. noch zugefrorenen) Seelein. Darüber baut sich die sehr steile, schuttübersäte, ca. 150m hohe Gipfelflanke auf. Ich folgte den Spuren und wählte eine steile Schneerinne für den Anstieg. Die extreme Steilheit, der –trotz Steigspuren- teils haltlose, durchnässte Schnee, meine bis dorthin ohnehin schon stark beanspruchte Kondition verbunden mit der gnadenlosen herabbrennenden Sonne im Rücken, ließen diese 150m für mich zur mehr als halbstündigen Tortur werden. Total entkräftet aber überglücklich erreichte ich schließlich den felsigen Gipfel.
Der Abstieg: Die halbstündige Pause reichte der brennenden Oberschenkelmuskulatur nicht um sich vollständig zu erholen. So ging der Abstieg nur mit “halber Kraft voraus“ –als letzter Bergsteiger des Tages am steilen Grat galt der Grundsatz: Sicherheit, vor Schnelligkeit. So brauchte ich doch mehr als 2h um vom Blockgrat wieder herunter zu sein. Schier endlos kam mir der bequeme Pfad von Gahwinden hinab zur Rüsselsheimer Hütte vor. Die Möglichkeit endlich mal den inzwischen drückenden Rucksack runterzunehmen, die Füße auszustrecken und die warme Brotzeit samt frischem Radler kam genau zur richtigen Zeit. So war dann der weitere einstündige Abstieg zum Parkplatz hinunter nicht mehr ganz so schwer.
Resume: 1800mH auf ca. 5,4km Wegstrecke (wovon mehr als 1km wenig steigend (“nur“ knapp 300mH) verläuft / Querung  von der Hütte zum Aussichtpunkt Gahwinden) sprechen für die kontinuierlich Steilheit der Tour. Trittsicherheit (vor allem am blockigen Grat) und hin- und wieder Schwindelfreiheit sind gefordert und eine sehr gute Kondition, wenn man den Gipfel als Tagestour machen will. Viel entspannter wird diese Unternehmung, wenn man auf der gemütlichen Rüsselsheimer Hütte nächtigen will.

Tourengänger: Jackthepot


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