Vorderlahnerkopf und Reifelberg - ruhige Nachbarn des Sonntagshorns


Publiziert von maxl , 15. Juli 2013 um 16:00. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Chiemgauer Alpen
Tour Datum:10 Juli 2013
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   D 
Zeitbedarf: 5:30
Aufstieg: 1150 m
Abstieg: 1150 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Etwas südlich von Unken in's Heutal abbiegen. Dort bis zum Ende fahren. Viele Parkmöglichkeiten, 3€ jeweils. Wir parken bei der hiesigen Kneipe. Gebühr dort zu entrichten. Hatte LEIDER aber Ruhetag...
Unterkunftmöglichkeiten:keine

Zwar hat es seit Tagen nun schon Hochdruckwetter, nach dem merkwürdigen Bergfrühling ist's jetzt tatsächlich Sommer geworden - aber dieser bringt leider oft extrem feuchte Luftmassen mit dementsprechend hoher Gewittergefahr mit sich. So schränkten wir die kühnen Pläne, die wir für Mittwoch gehegt hatten, fix ein, da die Wettervorhersage für den Nachmittag ein erhebliches Gewitterrisisko prognostizierte. Als Ziel suchten wir uns den schnell zu erreichenden Vorderlahnerkopf heraus, zweithöchster Chiemgauer Gipfel und ruhiger Nachbar des Sonntagshorn. Einem gewissen Gefühl der Unterforderung mag es geschuldet sein, dass wir danach noch etwas umständlich zum Reifelberg rüber sind - ein wenig lohnendes Unterfangen, das sei vorweggenommen.

In aller Herrgottsfrühe um viertel vor sieben gehen wir am Ende des Heutals los. An der hiesigen Kneipe vorbei, dort zweigt ein kleiner Weg mit Schild ab, der bald eine Teerstraße mit Parkplatz und Kletterwand erreicht. Diese Teerstraße geht es nun etwa 100hm hinauf, an der (erstaunlich großen) Angerertalsiedlung vorbei und an eine Weggabelung. Beide Varianten führen zur Hochalm, wo wir auch hinwollen. Wir nehmen die rechte, Steig Nr. 20. Nach der Überwindung von Kuhgatter und dahinder malmenden Kühen gehen wir rechts den Pfad hinauf, der in angenehmer Steigung durch lichten Wald und Wiesen führt. Es quert eine Forststraße und stößt am guten Hirten auf knapp 1300m auf eine zweite, die man nun weiter zur Gschwendter Alm verfolgt. Dort ist's nett, nur Kühe und die Almbetreiber, schee. Die Straße führt noch ein Stückerl weiter und zu den ersten Gebäuden der Hochalm. Eine Stunde bis hierher, T1 und selten gerade T2...

Ab hier wird's weglos. Im Gegensatz zu Chiemgauer's Bericht gehen wir gleich am ersten Haus nach links und ersteigen direkt und weglos einen kleinen Wiesensporn. In der Südflanke des Vorderlahnerkopfes sieht man eine kleine Wiese, von der links eine Latschengasse abzweigt. Diese wollen wir erreichen. In freier Routenwahl steigen wir also durch tiefe Wiesen, lichten Wald und auch ein paar Latschen hinauf. Wenn das Gelände im oberen Bereich freier wird, sollte man sich links halten, dort entdecken wir nämlich eine kleine Markierung, die auf eine Gasse hinweist. So kommt man durch die dichte Latschenzone. Die Steigspuren verlieren sich danach bald, und man steigt frei Schnauze durch geröllhaltige Wiesenhänge dem Gipfel des Vorderlahner entgegen (je nach Routenwahl T3-T3+). Um kurz vor neun, also nach insg. gut 2h sind wir oben.

Am kleinen Kreuz nun hat man einen gewaltigen Einblick in die Nordabstürze des Sonntagshorns. Sonst gibt's leider net viel zu bestaunen, denn es ist super-diesig. Da der Gipfel auch noch ziemlich voll von den Hinterlassenschaften der omnipräsenten, ziemlich doofen und sogar leicht hysterischen Schafe ist, hält's uns nicht lang. Wir sehen uns den Übergang zum Reifelberg an und beschließen, ihn zu versuchen.

Am Anfang ist es durchaus zu empfehlen, sich direkt am Grat zu halten. Die Latschen sind nicht so dicht, wie's ausschaut, von Zeit zu Zeit finden sich sogar ausgeschnittene Gassen - gelegentliche Ausweichmanöver in die rutschige Südflanke inbegriffen. Das ändert sich an einem kleinen Abbruch. Hier werden die Latschen dichter, die Schrofen steiler, unschön. Wir gehen also wieder eine bisserl zurück und steuern an geeigneter Stelle eine Höhe in der Südflanke an, die uns zum Queren geeignet scheint (T4). Dabei schmeißt's mich einmal kräftig - eine elegante Rolle vorwärts hätte mich beinah den Hang runterkullern lassen, aber der intuitive Griff nach einer Latsche verhinderte Unangenehmeres. Leicht angeschlagen gehen wir weiter, queren den Kessel unter Vorderlahner und Reifelberg, entdecken wieder ein paar dürftige Pfadspuren und steuern auf diesen den Südrücken vom Reifelberg an. Diesen erreichen wir an einem kleinen Abbruch. Leider verlieren sich die Spuren (wie alle hier), so dass wir bald vor der Wahl stehen, leicht ausgesetzt durch rutschige Felsen (T4+) oder mitten durch die Latschen weiterzusteigen. Wir nehmen ersteres, meistern aber auch diese Hürde und erreichen zur Belohnung recht freie Wiesen, die direkt zum Reifelberg führen. Der Gipfel ist nicht besonders spektakulär, außer, man hat eine besondere Vorliebe für Brennesseln. Dann ist er toll. Samt Routensuche und Mißgeschick ca. 80min ab Vorderlahnerkopf.

Vom Gipfel aus führen Steigspuren den Grat gen Westen entlang. Am nächsten Muckerl (Grenzstein) machen wir noch kurz Pause, dann geht's weiter. Noch vor dem nächsten markanten südseitigen Rücken steigen wir in einem sanft ausgeprägten Kessel teils auf dürftigen Steigspuren, teils in freier Routenwahl hinab. Wo's steiler wird, halte man sich im Abstiegssinn rechts, dort sind auch die deutlichsten Spuren. Eine kleine Schuttreiße kann man ganz gut abfahren, das entlastet die Knie. Nach einer etwas rustikalen dreiviertel Stunde (T3) kommen wir an einem Hochsitz an, von dem aus ein Kuhpfad nach Osten (zurück richtung Hochalm) führt. Auf diesem gehen wir fast eben weiter, bis ein Stacheldrahtzaun kommt. Jenseitig wird der Pfad zum Forstweg, wir aber steigen nach rechts in eine Art Wiesenmulde auf dürftigen Spuren steil bergab. Nach einer Zeit stoßen wir auf einen Forstweg, hier nach links. Kurz darauf quert der Forstweg den Steig Nr 19 zur Hochalm - unser Aufstiegsweg war die 20. So ist die Rundtour perfekt. Jetzt geht's nur noch ein paar Minuten an einem Bachlauf entlang, bis wir bei der Weggabelung an der Angerertalsiedlung rauskommen. Von dort auf bekanntem Wege zum Auto, das wir um halb eins erreichen. Abstiegszeit also 2h. Und das ist gut so, die Quellwolken werden bedrohlicher, und wir müder, also nix wie zurück nach München...

Tourengänger: andl, maxl


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