Den neuen Gipfelbüchern von Ivo66 auf der Spur: Alp Sigel - J. St. - B.F. - Marwees


Publiziert von marmotta , 19. Mai 2013 um 10:52. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Schweiz » Appenzell
Tour Datum:18 Mai 2013
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-AI   Alpstein 
Zeitbedarf: 6:30
Aufstieg: 1550 m
Abstieg: 1600 m
Strecke:Brülisau - Alp Bärstein - Zahme Gocht - Alp Sigel - P. 1769 - Südgrat - Alp Mans - Jägersteig - Alp Bogarten - Bogartenfirst - Alp Bogarten - Marwees - P. 2056 - Trüest - Meglisalp - Seealpsee - Wasserauen
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Brülisau, Kastenbahn
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Wasserauen

Der Alpstein ist immer eine Reise wert - und sei es, einmal quer durch die Schweiz! So meldete sich überraschend Zaza aus dem fernen Bern für einen Besuch im föhnbegünstigten Osten an. War es der Lockruf zweier von Ivo66 liebevoll gestalteter und neu angelegter Gipfelbücher, welche die Berner Hikr-Schneeschuh- und Alpinwanderlegende in den schönen Alpstein lockte? Für mich jedenfalls war es Motivation genug, um mich mal wieder auf das blumengeschmückte Weideplateau der Alp Sigel zu begeben - ich finde es einfach eine schöne Tradition, wenn sich Bergsteiger auf dem höchsten Punkt eines Berges in ein Gipfelbuch eintragen, das im Idealfall mehrere Generationen überdauert. Schön, dass nun mit den jeweils höchsten Punkten von Alp Sigel und Marwees zwei weitere Gipfel mit einem Buch ausgestattet sind!
 
Alp Sigel und Marwees lassen sich mit dem dazwischen gelegenen Bogartenfirst zu einer schönen Tour kombinieren, auf der man viel gesunde Alpsteinluft und auf einigen Abschnitten auch eine gehörige Prise Latschenkieferöl inhalieren kann. Die einzelnen Abschnitte und deren Schwierigkeiten sind auf dieser Plattform zwischenzeitlich hinreichend dokumentiert, so dass ich auf eine ausführliche Routenbeschreibung verzichte und mich stattdessen auf einige persönliche Anmerkungen und Einschätzungen beschränke:
 
Brülisau - Zahme Gocht - Alp Sigel, P. 1769 (T3)
 
Bis zum Ausstieg aus der Zahmen Gocht bei P. 1660 vielbegangene Wanderung, die (drahtseilversicherte) Zahme Gocht ist derzeit komplett schneefrei und trocken. An diesem herrlichen Frühlingstag herrschte auf dieser Route zeitweise fast Kolonnenverkehr!
 
Auf der föhnwindgeprägten Hochfläche und im Aufstieg zu P. 1769 waren wir plötzlich mutterseelenallein, offenbar hat es die Massen sofort wieder hinunter - und zur nächsten Beiz gezogen… :-)
 
Zweiter Eintrag im schönen, neuen Gipfelbuch von Ivo66
 
Alp Sigel, P. 1769 - Südgrat - Alp Mans (T4)
 
Vom Föhnwind durchgerüttelt und etwas steif, gehörte der obere Abschnitt, wo man entlang der Gratkante über schrofige Felsen absteigt und anschliessend etwas mühsam durch Legföhren hindurchschlüpft, für mich nicht zu den gemütlichsten Passagen dieser Tour. Bald erreicht man jedoch deutliche Wegspuren (auch einzelne Steinmännchen dienen der Orientierung) und die Sache wird deutlich angenehmer. Im obersten Abschnitt Trittsicherheit erforderlich!
 
Alp Mans - Jägersteig - Alp Bogarten (T4+)
 
Der Einstieg zum Jägersteig (rote Aufschrift J.St. an Felsen) ist kaum zu verfehlen, wenn man sich an die von der Alp Mans (Wanderweg) südwestwärts führenden Wegspuren hält. Der Steig selbst ist stellenweise nur sehr schwach ausgeprägt, jedoch durchgehend mit roten Strichen (meist auf Felsen gepinselt) markiert. Der Steig quert die wilde, von Felswänden durchzogene Steilflanke des Bogartenfirsts und ist an einigen Stellen dementsprechend sehr exponiert. Wen Schwindelgefühle plagen, der sollte diesen Steig besser meiden, ein Fehltritt hätte mancherorts fatale Folgen! Mir persönlich behagen solche Pfade nicht besonders, da ich immer Angst habe, ich könnte plötzlich das Gleichgewicht verlieren… :-(
 
Aufstieg Bogartenfirst (T5-/T5 je nach Route)
 
Die auf Höhe der Alp Bogarten beginnende Aufstiegsroute ist mit blauen Markierungen versehen, etwas Gespür ist jedoch insbesondere im Bereich der grossen Geröllhalde geboten (nicht gleich die erstbeste Grasrinne hochsteigen, sondern leicht aufsteigend weiter in östlicher Richtung queren!). Der Pfad ist im Gegensatz zum Jägersteig nirgends ausgesetzt und einfach zu begehen (T3-T4). Vorsicht - derzeit ist das verdorrte, letztjährige Gras ziemlich rutschig!
 
Für den finalen Aufstieg auf den höchsten Punkt, der sich am Ende einer die Flanke hinaufziehenden und vom Rasenkamm abgetrennten, legföhrenbestandenen Felsmauer befindet, bieten sich 2 Routen an:
 
Wenig unterhalb der Gratkante leitet ein erdiges Band exponiert auf den Felskamm, garniert durch einige abgestorbene Legföhren, die jedoch teilweise noch ganz passable Griffe abgeben. Diese Route habe ich vor ca. 3 Jahren auf dieser Tour im Aufstieg begangen und deren Schwierigkeit auf wenigen Metern im unteren T6-Bereich eingestuft. Zwischenzeitlich hängt dort ein Fixseil, was die Sache etwas einfacher macht (ca. T5-)
 
Etwas weiter unten (südlich) befindet sich der mit einem roten Punkt markierte Einstieg (Foto) in die "offizielle" bzw. "alte" Route, die ich auch heute in Auf- und Abstieg beging. Die (wohl immer etwas feuchte) Felsrinne zu Beginn weist gute Griffe und Tritte auf und ist trotz der Steilheit wenig ausgesetzt. Weiter oben stören knorrige Legföhren das Wohlbefinden erheblich, insbesondere im Aufstieg empfand ich dies als ziemlich nervig. Man muss sich förmlich durch das Geäst hindurchzwängen, im Abstieg ist´s nach meinem Empfinden etwas besser - da kann man mehr oder weniger über das Legföhrengeäst "drübergleiten"… Einen Vorteil haben die knorrigen Biester ja: Die Turnerei dürfte kaum als ausgesetzt empfunden werden, obwohl es am Eck, wo man den zum Gipfel führenden Felssporn betritt, ordentlich "s`Loch abegoht". Schwierigkeit ca. T5, mühsam
 
Alp Bogarten - Marwees, P. 1991-P.1993-P.2056 (T4)
 
Weiss-blau-weiss markierter (Alpin-)Wanderweg, der bis auf wenige Meter seinen "alpinen" Charakter und damit die Rechtfertigung der wbw-Markierung vermissen lässt. Derzeit befindet sich in der steilen Rinne zu den Wiesenhängen oberhalb der Dreifaltigkeitstürm noch Altschnee, der aktuell guttrittig und somit problemlos in Auf- und Abstieg war. Im Abstieg könnte der Schnee noch gut für eine rasante Rutschpartie genutzt werden - hierbei gehören jedoch zumindest Stöcke (noch besser ein Pickel) in die Hände. Mir war der Aufstieg im Schnee zu mühsam, weshalb ich die gut gestufte Schrofenrippe rechts daneben (im Aufstiegssinn) benutzte (T5). Diese ist auf der Gratschneide von oben bis unten mit Aurikel geschmückt - eine Augenweide!
 
Auf dem Kamm wurde man vom Föhnwind durchgeschüttelt, sobald man nur etwas in die geschützte Nordflanke kam, war es augenblicklich fast windstill und sehr warm.
 
Erster Eintrag im neuen Gipfelbuch von Ivo66 auf P. 2056
 
Marwees, P. 2056 - Trüest - Meglisalp -Wasserauen (T3)
 
Abstieg zunächst entlang des Südgrats, dann steil durch die grasige Rinne südlich des Langchenner, bis wir auf den alten (nicht mehr markierten und ausgeschilderten) Weg zur Meglisalp stiessen. Hier hat es noch einige ausgedehnte Schneefelder, insbesondere auch in der Felsschlucht, die den einzigen Durchstieg zur Ebene der Meglisalp vermittelt. Trotz teils beträchtlicher Steilheit waren die Schneefelder dank ihrer Konsistenz problemlos und luden zu rasanten und bequemen Rutschpartien bis auf den Wanderweg Richtung Seealpsee ein.
 
Auf dem Wanderweg zum Seealpsee und hinunter nach Wasserauen herrschte Kolonnenverkehr! Das Gasthaus Meglisalp scheint bereits geöffnet und bewirtet zu sein…

Kleine Anekdote am Rande

Ich habe mich ja während der ganzen Tour gefragt, ob es dem "Touristen" aus Bern auch gefällt in meinem liebsten Gebirge. Nun, zumindest Teilen seiner Ausrüstung scheint es so gut gefallen zu haben, dass sie beschlossen, grad da zu bleiben. Von einer Föhnböe entrissen, flog das 1:25.000er Kartenblatt "Säntis" der LK in hohem Bogen in die ewigen Jagdgründe der Marwees Nordflanke. Die Steinböcke werden nicht schlecht gestaunt haben, dass ihnen da als Ortskundige jemand eine Wanderkarte zuwirft... 

Tourengänger: Zaza, marmotta


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Kommentare (4)


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Zaza hat gesagt: Kartenflug
Gesendet am 19. Mai 2013 um 11:02
Halb so wild, denn beim Durchsehen des Reservestapels habe ich festgestellt, dass das Blatt noch mindestens dreimal vorhanden ist. Wichtige Karten muss man halt auf Vorrat haben...

Unterdessen habe ich die begangenen Alpsteinrouten (gerade mal 4) auf der Karte nachgetragen und festgestellt, wie viele "Löcher" es in der Zone noch gibt!

Inzwischen ist mir übrigens auch klar, weshalb all die legendären Alpsteinkraxler so schlank sind - bei dem stetigen Föhnwind hat man nie recht Gelegenheit für eine Esspause!

LG, zaza

marmotta hat gesagt: RE:Kartenflug
Gesendet am 19. Mai 2013 um 12:58
Ja, was glaubst Du, wieviele "Löcher" es für mich im Berner Oberland noch gibt! Die reinste Antimaterie... :-)

> all die legendären Alpsteinkraxler so schlank sind

Da fühle ich mich nicht angesprochen... :-/

Ivo66 hat gesagt: Gipfelbücher:-)
Gesendet am 19. Mai 2013 um 11:09
Hallo Michael
Tolle Tour mit wunderschönen Bildern (wie immer bei Dir) und vielen Dank für die nette Würdigung meiner Gipfelbücher. Auch ich finde dies eine schöne Bergsteigertradition, zu der ich nun vermehrt auch etwas beitragen möchte.

LG Ivo

marmotta hat gesagt: RE:Gipfelbücher:-)
Gesendet am 19. Mai 2013 um 13:00
Danke, Ivo! Ein Lob von einem der besten Hikr-Fotografen und -schreiber, das ehrt mich natürlich!

Du weisst ja, wo meine Gipfelbücher im Alpstein zu finden sind...freue mich schon auf einen Eintrag von Dir!

LG
Michael


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