Rautispitz (2283 m) - Geisschappel im Winter
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An sich wollte ich einfach wieder einmal auf die Ski und plante, den Standart-Gwaggel auf den Chli Chärpf zu machen. Doch ausgangs Dorf machte ich im Kreisel einen 180°-Turn: Warum nicht auf den Rautispitz? Bis zur Rautialp würde ich zwar im Schatten laufen, aber darüber war Sonne pur zu erwarten.
Darum per Auto bis zum Obersee-Parkplatz. Die Obersee-Mulde ist ein Kältesee, nach der klaren Nacht wars da vermutlich unter -20°C. Glücklich, wer gute Handschuhe hat - und die Felle schon auf den Ski.
Wie in HIKR schon x Mal beschrieben auf dem Waldweg Richtung Grappli. Beim Abzweiger P. 1253 sah ich zu meiner Verwunderung, dass es Ski- und Schneeschuhspuren Richtung Geisschappel hatte. Wussten die, worauf sie sich einliessen? Ich hab' das einmal mit Ski im Aufstieg gemacht. Die positivst-mögliche Aussage ist: Es geht. Aber eine gute Idee ist es nicht.
Also auf der Normalroute via Stafel zum berüchtigten Tritt. Dank der enormen Schneemenge des laufenden Winters wäre diese Passage recht gut begehbar. Wäre - denn ein Schneeschuh-Gänger hat den Abstieg dort auf dem A** bewältigt und so den Hang für alle Nachfolgenden praktisch unpassierbar gemacht. Gedanken- und Rücksichtslosigkeit gibts leider auch in den Bergen ..
Auf der Höhe der Rautihütten kam ich in die Sonne. Von den Gipfeln wehten Treibschnee-Fahnen. Gemäss Wetterprognose sollte die Bise kein Thema mehr sein - doch das wusste diese scheinbar nicht. Zauberhaft allerdings, wenn die Kristalle im Gegenlicht absinken.
Der Wind hatte auch die Spur mehrheitlich zugeweht, doch der Schnee war so federleicht, dass das kein Hindernis bot.
Am Gipfelgrat weideten ein paar Gemsen. Da sie nach Paarhufer-Sitte den Hintern in den Wind hielten, haben sie mich vermutlich gar nicht bemerkt.
Im Schlussaufstieg hatte ich gesehen, dass es Spuren Richtung Geisschappel hatte. Ein Blick ins Gipfelbuch liess keinen Zweifel daran, dass diese von den vier Mitgliedern des SC Näfels stammten, die am Vortag dort oben waren. Nun hatte ich diese Abfahrt schon lange mal versuchen wollen. Und bessere Vorspurer als die hätte ich mir nicht wünschen können.
Tatsächlich ist das bei Verhältnissen wie heute eine Wahnsinnsabfahrt. "Passende Verhältnisse" heisst: Sehr viel Schnee und geringe Lawinengefahr. Wer die Route vom Sommer kennt, weiss, das sind wirklich steile Karrenfelder.
Beim Plateau auf rund 1700 m hatte ich erwartet, dass die Spuren nach links zum Sommeraufstieg gehen würden. Aber nichts da: gerade hinunter zum tiefsten Punkt. Erst als ich drin war, habe ich erkannt, auf was ich mich eingelassen hatte. Da war ein Couloir, rund 30 m hoch und gegen 70° steil. Wer als Erster durchfährt, hats vermutlich noch komfortabel. Aber es waren schon vier durch, mir blieb nichts anderes, als unter Absingen unfeiner Lieder dort hinunter zu klettern. Durch die bizarren Verrenkungen verkrampften sich ständig irgendwelche Muskeln - nein, ein Vergnügen war das nicht.
Ein Rat, falls jemand diese Route nachfahren möchte: Folgt unten dem Sommerweg und fährt dann zum P. 1253 ab. Die direkte Abfahrt, wie sie meine "Vorfahrer" gewählt hatten, führt eher Richtung Tros und verläuft die ganze Zeit im Hochwald oder Aufforstungsgelände.
Die Ski- und Schneeschuh-Aufsteiger, deren Spuren ich bei P. 1253 gesehen hatte, hatten sich offensichtlich wirklich vertan. Oben auf dem Plateau gabs keine Spuren mehr aus dieser Richtung. Somit haben sie dieses Vorhaben wohl abgeblasen.
Strahlenden Sonnenschein, als einziger unterwegs, Abfahrten durch weitgehend unverspurte Hänge und zum Abschluss ein Bierchen im Äschen - man könnte es schlechter treffen.
(PS: Keine Fotos - die Kamera lag wohlbehütet zuhause.)
Tourengänger:
PStraub
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