Stelli (2622 m): Einsamer Pulvertraum über dem Sapün


Publiziert von marmotta , 20. Februar 2013 um 00:12. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Schanfigg
Tour Datum:17 Februar 2013
Ski Schwierigkeit: L
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR 
Zeitbedarf: 5:30
Aufstieg: 1350 m
Abstieg: 1350 m
Strecke:Langwies - P. 1373 - Dörji Sapün - Chüpfen - Heimeli - Inner Haupt - See - P. 2252 - P. 2601 - Stelli retour
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Langwies GR
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Langwies GR

Die Weissfluh-Gruppe ist -zumindest einmal von der Davoser Seite aus betrachtet- ein trauriges Beispiel für die maximale Ausbeutung einer Berglandschaft für Zwecke des Tourismus. Aus genau dem Grund mache ich normalerweise einen grossen Bogen um diesen Gipfel. Doch kaum mehr als einen Steinwurf vom dortigen Pisten- und Freeride-Rummel entfernt, findet man in den weiten, sonnendurchfluteten Hängen der Bergkette, welche die Schanfigger Hochtäler Fondei und Sapün trennt, Ruhe und Einsamkeit. So verwundert es kaum, dass die kleinen, aber feinen Gipfel von Stelli (2622 m) und Zenjiflue (2686 m) auf Hikr.org bislang nur gerade in je einem Bericht von 360 zu Ehren kamen…
 
Ausgangsort ist für uns konsequenterweise nicht das Davoser Skigebiet, sondern der hübsche Schanfigger Ort Langwies (1317 m). Zugegeben, der Zustieg von dort zu den schönen Skihängen zwischen Fondei und Sapün ist schon etwas lang und mühsam. Erst recht, wenn man -wie wir- zu Beginn noch einen Umweg einbaut. Statt direkt vom Perron der Bahnstation cff logo Langwies GR mit den Ski den Gleisen entlang zur Unter Wis und über diese hinauf zur Kirche zu gehen, folgten wir der nächstbesten Skiaufstiegsspur nach Norden und erreichten wenig später die Hauptstrasse nach Arosa viel zu weit westlich. Somit verlängerte sich für uns der (unvermeidliche) Fussmarsch zum Parkplatz bei P. 1373 (dort wo die Autostrasse in einer 180 ° Kurve den Sapüner Bach überquert) noch um einige Minuten. Dabei hätte ich es doch eigentlich wissen müssen - bin ich doch bei dieser schönen Tour schon einmal über die Unter Wis zum Bhf Langwies abgestiegen.
 
Wie auch immer, der Aufstieg auf der Schlittelpiste zum Dörfji Sapün (1725 m) mit seinen charakteristischen, von der Sonne schwarz verbrannten Walserhäusern ist sehr schön und beschaulich - wäre da nicht der ständige Gegenverkehr durch Freerider und Schlittler, die bereits am Vormittag hier heruntergeschossen kamen…
 
Das Wetter entspricht (noch) nicht ganz den verheissungsvollen Prognosen der Meteo-Dienste: Es ist doch einiges an Restbewölkung respektive aufsteigende Hochnebelfetzen am Himmel, was unsere Stimmung und freudige Erwartung aber keineswegs trübt. Am bekannten und beliebten Gasthaus Heimeli angekommen, ist zwischenzeitlich auch Ruhe eingekehrt, was den "Gegenverkehr" durch Variantenfahrer (neudeutsch: Freerider) auf ihren ultrabreiten Brettern anbelangt. Nun verlassen wir auch deren Abfahrtsrouten durch das Haupter Tälli und folgen einer guten Aufstiegsspur, die uns via Inner Haupt (2047) und See (2091 m) Richtung Stelli führt. Überraschenderweise finden sich nun nirgends mehr Abfahrtsspuren - das gesamte, weitläufige Gelände mit den schönen Abfahrtshängen unter Stelli und Zenjiflue liegt noch völlig unberührt da. Bei den traumhaften Verhältnissen (ca. 20 cm feinster Pulver auf guter Unterlage) steigt da natürlich naturgemäss die Vorfreude auf die Abfahrt… :-)
 
Die vorhandene Aufstiegsspur ist sehr moderat angelegt (für meinen Geschmack etwas gar flach) und führt uns doch glatt auf den falschen Gipfel! Das heisst, wir bzw. ich verpasse den "Abzweig", der sich kurz vor dem Gipfelgrat teilenden Spur und so landen wir eben auf der Graterhebung P. 2601, die von weiter unten noch aussah, als sei sie der höchste Punkt des Stelli. Wollte man die (verlockende) Nordabfahrt in Angriff nehmen, würde man über diese Erhebung in den Sattel zwischen Stelli und Zenjiflue gelangen. Den eigentlichen Gipfel des Stelli will ich aber dann schon noch besuchen, weshalb ich kurz dem Grat nach Westen folge und so wenig später den ca. 20 m höheren Gipfel erreiche, von dem ich mir eine schöne Aussicht ins Fondei mit der alten Walsersiedlung Strassberg (1919 m) verspreche. Den Tiefblick auf Strassberg kann ich dann auch geniessen, jedoch bleibt mir wegen den allgegenwärtigen Wolkenresten, die da über den Tälern wabern, die umfassende Aussicht auf die Aroser und Davoser Gipfel sowie auch in Richtung Ringelspitz, Calanda und Rätikon verwehrt. Wenigstens ist ringsum blauer Himmel und die Februarsonne lässt die -12 ° C kalte Luft deutlich wärmer erscheinen.
 
Wieder zurück bei P. 2601 nehmen wir die Abfahrt über die schönen, weiten Hänge Richtung Sapüner Meder in Angriff, die trotz Sonneneinstrahlung noch mit herrlich weichem Powder aufwarten. Im Eifer des Gefechts fahren wir fast ein wenig zu weit nach Süden ab, wo die Hänge steil ins Sapün abfallen und aufgrund der Exposition keine so perfekten Schneeverhältnisse mehr versprechen. Gerade noch rechtzeitig queren wir aber hinüber zum Brückchen bei Usser Haupt (2047 m), um anschliessend jenseits des Tobels die letzten rassigen Hänge vor Beginn der Schlittelpiste hinunterzustechen. Hier ist es zwar bereits ziemlich zerfahren, was aber bei den perfekten Schneeverhältnissen den Fahrspass kaum beeinträchtigt.
 
Da zu dieser späten Stunde kaum mehr mit Gegenverkehr von unten zu rechnen ist, können wir es auch auf der Schlittelpiste einigermassen laufen lassen. Derartige Fahrwege gehören jetzt zwar nicht gerade zu meinem Lieblingsgelände, doch bei dem schönen, weichen Schnee kann ich sogar dieser eher eintönigen Abfahrt noch etwas abgewinnen. Mit Ausnahme der Tragestrecke von P. 1373 bis zur Kirche ging´s diesmal mit den Skis bis auf´s Perron der Rhätischen Bahn. So müssen Skitouren enden!
 
Fazit:
 
Der etwas lange Zustieg durch das Sapün hat sich mehr als gelohnt. Wir wurden mit einer herrlichen Abfahrt in perfektem Schnee belohnt. Erstaunlich, dass sich an diesem Tag und bei diesen Verhältnissen ausser uns nur noch eine 5-köpfige Tourengruppe in dieses Gebiet verirrt hat, die die Zenjiflue ansteuerten und ins Fondei abfuhren. Die Abfahrt ins Sapün eignet sich insbesondere für Anfänger, wenngleich in den weitläufigen Hängen auch steilere Varianten möglich sind.   
     

Tourengänger: marmotta, Sandra66


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