Wenig Licht und viel Schatten am Stelli (2622 m)


Publiziert von marmotta , 29. Januar 2016 um 22:31.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Schanfigg
Tour Datum:24 Januar 2016
Ski Schwierigkeit: L
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR 
Zeitbedarf: 4:00
Aufstieg: 1320 m
Abstieg: 1320 m
Strecke:Langwies - Sapün - Heimeli - Inner Haupt - Stelli retour
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Langwies GR
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Langwies GR
Kartennummer:LK 1196, 1197 oder Skitourenkarte 248S "Prättigau" (1:50.000)

Noch nie bin ich so spät in eine Skitourensaison gestartet. Ende Januar passten nun endlich Verhältnisse und Terminkalender zusammen, diese Gelegenheit musste sofort ergriffen werden - wer weiss, wie oft das in diesem Winter noch der Fall sein wird…
 
Obwohl es auch in den Voralpen genügend Schnee für eine Skitour mit Abfahrt bis ins Tal hatte, zog es mich nicht zu einem der dortigen -mutmasslich hoffnungslos überlaufenen- Gipfelziele, sondern einmal mehr ins Sapün, einem einst von Walsern bewohnten Seitental im Schanfigg. Hier ist man auch an Wochenenden meist alleine unterwegs, die Hänge sind unverspurt und die südseitigen Abfahrten von Stelli (2622 m) und Zenjiflue (2686 m) sind -bei vernünftiger Routenwahl- auch bei heiklen Schnee- und Lawinenverhältnissen gefahrlos und dennoch alles andere als langweilig!
 
Um 10 Uhr starte ich mit den Ski direkt vom Perron der RhB-Station cff logo Langwies, über die Unter Wis erreiche ich nach wenigen Minuten die Fahrstrasse nach Arosa. Von hier könnte man nun mit den Ski oberhalb der Strasse auf dem Wanderweg bis zur Brücke über die Plessur laufen, ich packe jedoch die Skier an den Rucksack und gehe zu Fuss der Fahrstrasse entlang - was vermutlich (knapp) die schnellere Variante ist.
 
Über den Schlittelweg erreiche ich nach gut einer Stunde die alte Walsersiedlung zuhinterst im Sapün, nach einer kurzen Flachpassage steigt die Schlittelstrasse zuletzt etwas stärker zum Gasthaus Heimeli (1831 m), das erst im letzten Moment sichtbar wird.
 
Eine Einkehr verkneife ich mir diesmal - wohlwissend, dass sich das Sonnenfenster an diesem Tag wohl spätestens am frühen Nachmittag schliesst. Unterhalb der Maisäss-Siedlung Inner Haupt (2047 m) treffe ich auf einen einzelnen Skitourengänger, der sich auf der Abfahrt befindet. Ich kenne ihn von einer früheren Tour, der Glückliche ist Besitzer des obersten Hüttchens, in dem er auch die vergangene Nacht verbracht hat. Ansonsten ist keine Menschenseele unterwegs, umso überraschter bin ich, als ich nach der nächsten Kuppe etwas weiter oben plötzlich -wie eine Erscheinung- eine ca. 20-köpfige Tourengruppe (mit Hund) vor mir sehe! Damit habe ich an diesem Tag jetzt nicht unbedingt gerechnet, vielleicht hätte ich doch nicht so viel Werbung für diese Tour machen sollen! :-)
 
In der warmen Sonne mache ich eine längere Rast - noch ahne ich ja nicht, dass sich genau dieses perfekte Sonnenlicht wenig später für den Rest der Tour verabschieden wird! Nachdem ich etwas weiter oben die Tourengruppe überholt habe, spure ich bereits in diffusem Licht auf den Kamm zwischen Rüggflue und Stelli. Dort hockt überraschend eine Gämse, die offenbar nicht in der Lage ist, wegzulaufen. Als ich mich behutsam bis auf wenige Meter genähert habe, stakst das Tier unsicher auf dem Grat nach unten - eine Weile beobachte ich die merkwürdige Szenerie und mache mir auf dem Weg zum Gipfel einige Gedanken, was mit dem Tier wohl los sei.
 
Auf dem Gipfel verweile ich nach einer kurzen Fotosession nicht allzu lange. Zum Einen, weil der Himmel zwischenzeitlich komplett mit hohen Wolken zugezogen ist, zum Anderen will ich der Tourengruppe Platz machen, die nun ebenfalls den höchsten Punkt erreicht hat. Erstaunlicherweise liegt sowohl in der westseitigen Traverse unterhalb des überwächteten Gipfelgrats als auch auf diesem selbst genug Schnee, um ohne Boden- oder gar Felskontakt durchzukommen. In den geschützten Lagen liegt ohnehin mehr als genug Schnee, schätzungsweise mindestens 1 Meter - Steinkontakt ist somit auf der gesamten Tour nicht zu befürchten. Die -abgesehen von einigen kurzen Passagen mit leichtem Windharschdeckel- noch überwiegend pulvrigen Hänge präsentieren sich bei meiner Abfahrt vollkommen jungfräulich, doch ist das Licht leider derart diffus, dass ich mich mit meinen ohnehin schlechten Augen regelrecht hinuntertasten muss. Über weite Strecken bin ich völlig "schneeblind" und weiss gar nicht, ob es gerade steil, flach oder eben dahingeht - bzw. merke es erst, als es mich (im glücklicherweise weichen Schnee) zusammenstaucht… Erst in den steilen Hängen oberhalb des Gasthauses Heimeli (ich wählte einmal mehr die direkte Abfahrtsvariante anstelle der Aufstiegsroute) findet das Auge wieder einige Kontrastpunkte und ich kann mehr oder weniger in der Falllinie abfahren. So sind doch noch einige rassige Schwünge möglich und ich erreiche schnell wieder die Schlittelstrasse, auf der ich zügig nach Langwies abfahre.

Tourengänger: marmotta


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