Westliche Putzenhöhe


Publiziert von schimi , 10. Januar 2013 um 11:40.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum:30 Dezember 2012
Schneeshuhtouren Schwierigkeit: WT3 - Anspruchsvolle Schneeschuhwanderung
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 

Da haben wir Glück, dass wir mit der richtigen Landkarte bestückt sind (oder auch die falsche; wie man es sieht...). Diese verhilft uns heute auf einen überaus reizvollen Gipfel, den wir zuerst alleine genießen dürfen, bevor eine sehr nette Südtirolerin zu uns aufsteigt, mit der wir eine ganze Weile plaudern.

Aber der Reihe nach.

In Kiens biegen wir von der Pustertalhauptstraße ab, fahren durchs Dorf nach oben und gelangen nach etwa einem weiteren guten Kilometer auf die sonnige Hochfläche, die mit der Straße von Bruneck bis ins Pfunderer Tal erschlossen wird. Hier biegen wir links ab um nach etwa zwei Kilometern beim Weiler Moser in Richtung Rachenbichl aufzufahren. Dort oben liegt der geräumige Parkplatz Gelenke, der sich großer Beliebtheit erfreut.

Wir sind heute jedoch eher bei den "Frühen", und so finden wir noch gut Platz. Der Weg 65 führt zunächst in drei Kehren den westseitigen Hang empor, bevor wir bei einer weiteren Kurve auf die sonnige Ostseite wechseln. Hier ist es im morgendlich sonnigen Wald eine Freude, auf der noch leeren Rodelbahn der Moarhofalm entgegen zu wandern. Dort angekommen, machen wir eine strategische Pause; wir fragen, ob es möglich sei, einen Schlitten für den Nachmittag zu bekommen. "Kein Problem!" tönt es von drinnen, dass fast die vollen Aschenbecher vor der Hütte leergeblasen werden.

Wir legen hinter der Alm die Schneeschuhe an und steigen den vielen Spuren folgend links des Baches in Richtung obere Grünbachalm. Wir sind heute nicht allein. An diesem herrlich sonnigen Tag sind einige gut gelaunte Menschen auf dem Weg auf die Putzenhöhe. Im Bereich der oberen Grünbachalm kommen die diversen Putzenhöhen langsam zum Vorschein. Nordöstlich des Grünbachsees sehen wir einen in der Tabacco-Karte namenlosen Gipfel mit wirklich vielen Spuren, einem Gipfelkreuz und einer wirklich guten Steigung um eine Skiabfahrt zu beginnen. Droben stehen auch schon Leute; wir nehmen das gelassen hin. Vermutlich haben viele dieser Leute eine Kompass-Karte, denn dort ist der bei Tabacco Namenlose mit Putzenhöhe benannt.

Wenige Augenblicke später erscheint auch Nordwestlich des Sees ein etwas felsiger Gipfel, den wir zuerst für unseren Gipfel halten, bevor wir ihn dann aber als Vorgipfel zu unserem Ziel der Putzenhöhe ausmachen. Ein einzelner Mensch steigt dort eben hinauf und macht eine sehr steile von Felsen durchsetzte Spur, die ich sicher nicht nehmen werde.

Hinter der Grünbachalm wird das Gelände flacher. Weiter hinten schließt ein Geländeriegel das Tal etwas ab. Davor in der Senke vermuten wir zuerst den Grünbachsee. Dieser Irrtum kommt auch wegen der Tatsache, dass ich den Höhenmesser schon einige Tage nicht mehr justiert hatte. Er gaukelt mir geradewegs die Höhe des Sees vor, obwohl wir noch gut 50-80 Meter tiefer waren. Schnell bemerken wir, dass der kleine See oberhalb der besagten Geländekante im nächsten Becken liegt. Dort ist er dann auch auszumachen, die Uferbereiche zeichnen sich deutlich ab.

Wir nehmen eine Schneeschuhspur, die vor dem See nach Westen führt und dann in einer formvollendeten Kurve den sanften Anstieg zu "unserer" Putzenhöhe erklimmt. Der Gipfel ist nicht mit einem steileren Schlussanstieg gesegnet wie der östliche Nachbar, der so viel bestiegen wird. Dies ist wohl auch der Grund, warum er heute zuerst nur von uns "Schneeschuhlern" besucht wird. Wir kommen oben an und staunen trotzdem, über die herrliche und weite Aussicht. Nach Süden sehen wir viele Dolomiten-Berühmtheiten von den drei Zinnen, über die Tofanen die herausschauen, die Marmolada und ganz nah natürlich der Heiligkreuzkofel. Über Bozen hinaus sehen wir noch bis zum Penegal, dann weiter im Westen die Sarntaler Alpen. Im Norden die gesamten Zillertaler Alpen und die Riesenferner Gruppe. Im Nordosten vermuten wir den Großvenediger.

Es ist angenehm warm heute und fast windstill. Mittlerweile ist die Südtirolerin zu uns aufgestiegen und wir unterhalten uns lange und angeregt über Gott und die Welt. Nachdem wir ihr noch beim Abfahren zugesehen haben, machen auch wir uns auf den Rückweg. Schnell sind wir wieder unten an der Moarhofalm, die gerade aus allen Nähten platzt. Wir wollten eigentlich einkehren und dann ins Tal rodeln. Aber es sollte heut nicht so kommen. "Rodel gibt es jetzt natürlich keine mehr" tönt mit gleichen Schalldruck wie heut Morgen, dann müssen wir auch nicht einkehren denken wir.

Wir gehen weiter und sehen gerade, wie der Allrad-Rodel-Express wieder 15 neue Schlitten auf die Hütte zieht. Wir genießen die letzte halbe Stunde des Abstiegs und denken uns, dass wir sowieso keine Lust auf Volksfest haben. Wir hatten auf jeden Fall einen herrlichen Tag, der nun langsam zu Ende geht.

Welches nun wirklich die Putzenhöhe ist, kann ich nicht sagen. Die HIKR-Besteiger haben sich intern auf die Namensgebung Östliche und Westliche Putzenhöhe verständigt. Wer es einsam liebt, geht auf die Westliche. Der abfahrtsorientierte Skifahrer aber wohl eher auf die Östliche.

Tourengänger: schimi


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentar hinzufügen»